Hotel

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Ella POV
In meinem Zimmer angekommen, zog ich mich komplett aus, bis auf die Unterwäsche. Ich trug schon mein kurzes Nachtkleid an.  Ich löste meine Haare aus dem strengen Zopf.
Ich nahm mir vor, den restlichen Abend vor dem Fernseher zu verbringen, natürlich mit ganz viel Alkohol. Wie sollte ich sonst dieses Leben ertragen?
Der Whiskey, der in meiner Lunge brachte, zeigte mir, dass ich noch am Leben bin, dass ich existiere. Der Alkohol stillte zudem meinen Hunger.

Ich schaute Fernseher, aber ich war nicht im Stande den Sinn des Inhalts zu verstehen. Meine Gedanken kreisten sich nur um Jacob.

Ich merkte gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht und es war schon 22 Uhr.

Dann klopfte es an meiner Tür.

„Oh Gott, Edward kann ich jetzt nicht ertragen".

Ich entfernte mich von der warmen Couch und öffnete die Tür: „Edward, jetzt nicht", begann ich zu sprechen, doch ich hielt inne, als ich sah, wer vor mir stand.

Es war Jacob.

Jacob war ebenso überrascht, Ella halb bekleidet zu sehen. Und noch erschreckender war es, wie viel sie abgenommen hat.

„Kann ich rein kommen?", fragte mich Jacob.
Ich nickte nur und wies ihn auf die Couch. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht dass Jacob mich freiwillig besucht.

Auf der Couch deckte ich mich mit meiner Decke zu und James sah schon die halb leere Whiskey Flasche.

„Darf ich mich bedienen?", fragte Jacob und zeigte auf den Whiskey.

 
„Sicherlich".

 
Jacob benutzte meinen Glas und trank auch aus meinem Glas. Dabei nahm er neben mir auf der Couch Platz.

„Woher wusstest du, wo ich bin?" fragte ich ihn.
„Edward", beantwortete er meine Frage, währenddessen schenkte er sich noch ein Glas Whiskey ein.

„Seit wann trinkst du?, konfrontierte er mich mit meinem Alkohol-Problem. Wie seit wann trinke ich?

„Jeden Abend ein Gläschen", log ich. 

„Trinkst du viel?"

Ich zuckte mit den Schultern, um eine Antwort aus dem Weg zu gehen, doch dann gestand ich ihm einfach die Wahrheit. Ich meine, ich habe schon die größte Scheiße angerichtet, schlimmer kann es wohl kaum werden.

„Es betäubt meinen Schmerz, es lässt mich besser einschlafen"

„Dir geht's beschissen. Der Alkohol macht es nicht besser", stellte Jacob klar. Wohl wahr.

„Wie gehts dir? Ich habe gesehen, du bist verheiratet", fragte ich ihn, um von mir abzulenken.

„Du weißt genau, dass die Ehe arrangiert war".

„Liebst du sie?", wollte ich wissen.

„Ich mag sie", offenbarte Jacob. „Wir sind auf einen guten Weg".

Dieser Satz traf mich hart.

„Als du weg warst, mit Ladek weg warst, hat er dich wieder?", fragte Jacob mich vorsichtig.

Ich schüttelte den Kopf: „Er hat mich nicht nochmal angefasst".

„Denkst du, wenn das alles nicht passiert wäre, hätten wir eine Chance gehabt?", fragte ich hoffnungsvoll ihn.

 
Ich wollte nicht über Ladek sprechen oder über das, was er mir an tat. Er war keiner Gesprächsminute wert.

 
Jacob sah mir in die Augen und ich erwiderte seinen Blick.

„ich weiß es nicht, Ella". Auch diese Antwort schmerzte mich.

Was willst du hören, Ella? Dass er dich unglaublich liebt? Und jederzeit an dich denkt? Du hast seinen Vater getötet, schon vergessen? Er wird wohl kaum daran denken, was aus euch hätte werden können.

Jacob sah auch nicht so kaputt aus wie ich. Er hat an Muskeln zugenommen, er trug einen längeren Bart, er war so schön wie damals, wenn nicht schöner. Sein Leben lief gut, nur meins war erbärmlich.

Ich wollte sein Mitleid nicht. Er war nicht wegen uns hier, sondern ob ich mir nichts antue. Der Zug unserer Liebe ist schon längst abgefahren. Wie dumm konnte ich sein, jemals zu glauben, dass wir eine Chance hätten, auch wenn sie mir so minimal erschien.

Ich wollte alleine sein.

„Du solltest besser gehen. Es ist schon spät", sagte ich. Ich konnte seine Anwesenheit nicht ertragen. Solange habe ich mich daran gesehnt, ihn jemals wieder zu sehen und jetzt sehe ich, wie gut es ihn ohne mich geht. Und das schmerzte mich, obwohl ich ihm alles Glück dieser Welt wünsche. 

Doch Jacob ignorierte es. „Du kannst dein Leben doch nicht einfach so wegwerfen".

Ich lachte. „Als Mörderin lebt es sich nicht einfach".

„Ella, du bist doch keine Mörderin. Ladek hat deine Familie bedroht, du warst nicht mehr dieselbe. Er hat dich einfach zerbrochen."

„Ich hätte es verhindern können", verteidigte ich mich leise und Tränen liefen mir über das Gesicht.

„Hey, psssht", gab Jacob vor sich hin und zog mich in seinen Armen. Und ich weinte ohne aufzuhören. Ich erinnere mich nicht an einem Tag, wo ich nicht geweint habe.

Er drückte mich an sich und strich mir über meinen Rücken. „Hör auf dir die Schuld zu geben", versuchte er mich zu beruhigen.

Ich legte mein Gesicht an seiner Brust und nahm seinen Duft wahr. Er hatte Recht, ich war zerbrochen. Doch wie heilt man zerbrochenes Glas?

Jacob nahm mein Gesicht in seinen Händen und wischte meine Tränen ab.

„Hast du schon was gegessen?", fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf.

„Dann sollten wir das ändern. Ich ruf bei der Rezeption an", informierte er mich und rief schon an, ohne meine Antwort abzuwarten.

Dann kam eine Dame, die uns zwei Suppen mit Brot brachte. Jacob nahm ihr das ab und gab mir ein Teller.

„Wieso tust du das? Du bist mir nichts schuldig", erwiderte ich.

„Weil du mir trotz allem was bedeutest, Ella und jetzt iss", befahl er, weil ich meinen Teller noch immer nicht rührte.

Die Suppe war noch warm und sie schmeckte ziemlich gut. Ich aß alles leer und wurde auch schon ganz müde. Ich gähnte schon.

„Wir sollten schlafen", sagte Jacob und hob mich ohne weiteres hoch und trug mich auf das große Bett.

„Wir schlafen zusammen?", fragte ich müde und verwirrt, während er mich ins Bett legte.

Er zog sich seine Jeans,  seinen Pullover aus und legte sich nur mit seiner Boxershort neben mich.

Die modernen Medicis.Where stories live. Discover now