Schlaflosigkeit

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Ella POV

Ich wälzte mich im Bett hin und her. Seit dem Vorfall mit Jacobs Vater kriegte ich noch immer kein Auge zu. Mittlerweile ist es schon ein Jahre her.

"Vorfall", hör auf es zu beschönigen. Es war Mord, meldete sich mein Gewissen zu Wort. 

Mein Hass zerfraß mich innerlich und ich dachte, er würde mir helfen, doch ich log mich selbst nur an. Seit 2 Jahren schon weinte ich jede Nacht. Ich realisierte immer wieder, dass ich einen Menschen brutal getötet habe. Wie konnte ich so erbarmungslos sein? Klar weiß ich auch, dass ich es für die Sicherheit meiner Familie tat, doch rechtfertigt dies ein Mord? 

Ich weiß, dass die Medici mir das nicht verzeihen werden, und dass Jacob mich womöglich nie wieder sehen möchte. Mein Herz zog sich zusammen bei dem Gedanke, Jacob für immer verloren zu haben. 

Immer wieder hörte ich den Schuss in meinem Kopf fallen. Wie sollte ich, diesen Mord verarbeiten? Man müsste mich diesmal, wirklich einweisen lassen. Ich brauchte Hilfe, psychologische Hilfe, doch ich wusste, dass Ladek mich niemals hier rauslässt. Er will seinen Racheplan weiterverfolgen. Ich hätte ihn erschießen sollen. 

Doch ich musste Ladeks Pläne durchkreuzen, ich werde es nicht erlauben, dass Ladek die Medici noch einmal schadet und ich weiß, dass ich eine wichtige Schlüsselrolle in seinen Rachenpläne bin. 

Meine Gedanken drehten sich nur  um Jacob. Ich versuchte alle Erinnerungen wieder wieder zu rekapitulieren, um keines zu vergessen:  sein Lächeln, seine Augen, die mich immer anstrahlten und wie fürsorglich er mit mir umging. Die Sonne schien und strahlte mich an. Ich stand auf mit müden Augen. Ich zog mir eine lockere Stoffhose an und einen dicken Pullover. Meine Haare band ich zu einem Zopf. 

Ich lief zum Esstisch, wo Mutter schon das Frühstück vorbereitete. Ladek saß schon und plauderte mit meiner Mutter amüsant. Sie gab sich immer Mühe, die für Ladek nicht ansatzweise Wert ist. 

"Guten Morgen", murmelte ich und bekam bei seinem Anblick schlechte Laune. 

"Guten Morgen, meine Liebe", begrüßte meine Mutter mich herzlich. Ladek nickte zum Gruß. 

Ich schenkte mir schwarzen Kaffee ein. Ansonsten hatte ich keinen Appetit. 

"Möchtest du nichts essen?", fragte meine Mutter besorgniserregend. 

In den letzten Monaten aß ich kaum was. Ich habe ziemlich abgenommen, und bestand nur noch aus Haut und Knochen. Ich hatte mich verändert. Jeden Tag bat ich Gott um Vergebung und wollte für meine Sünde büßen. Jegliche Lebensfreude verschwand.

"Ich habe keinen Appetit, werde später etwas essen", versuchte ich meine Mutter zu beruhigen. 

Nachdem Frühstück begaben Ladek und ich zu seinem Büro um den "Unterricht" weiteraufnehmen zu können. 

Er saß mir gegenüber. "Schau, was in den Zeitschriften auf den Titelbilder zu sehen ist", sagte Ladek und hielt mir eine Zeitschrift vor die Nase. 

"Jacob Medici mit Nathalia Smith verheiratet", lautet es überall. Ich blätterte in der Zeitschrift und sah wunderschöne Bilder einer traumhaften Hochzeit. Ich dachte mein Herz sei schon zerbrochen, aber das traf alles. Ich unterdrückte einen Weinkrampf.

"Wieso zeigst du mir das?". 

"Damit du siehst, dass das Leben weiter geht. Auch das von den Medicis. Und leb gottverdammt weiter, deine Mutter macht sich Sorgen. Wenn das so weitergeht, müssen wir dich zwangsernähren und bitte verschone uns damit". 

"Tut mir leid, dass ich sowas besitze, dass sich Gewissen nennt. Ich habe einen Menschen getötet, ich kann nicht drüber wegschauen wie du. Dir scheint es prächtig zu gehen", fuhr ich ihn an. Er sollte mir nicht sagen, wie ich zu leben habe. 

"Willst du wissen, warum er sie geheiratet hat?". 

Ihr Kopf sagte nein, doch innerlich wollte sie es wissen. 

"Sie ist wohl vermögend", beantwortete ich seine Frage.

"Ich bin erstaunt, mein Unterricht scheint etwas zu bringen". Ladek erzählte mir immer wieder, dass jeder Mensch ein Motiv für sein Handeln braucht, dadurch blickt man die Menschen besser durch. Sich immer in ihrer Haut zu versetzen und zu versuchen die Welt  aus ihre Sicht  zu verstehen. 

"ich finde es ist Zeit ein Unternehmen zu gründen", erzählte Ladek. "Du hast genug Grundwissen".

"Wir sollten eine Bank gründen", sagte ich müde.

"Eine Bank?", fragte Ladek erstaunlich. 

"Wir können mit günstigen Zinsen Privatkunden locken, und Kredite werden immer notwendig sein. Zudem können wir bei dem  Vermögen Niedrig-Zinsen anbieten. Die Menschen werden zugreifen, logischerweise müssten wir auf ihre Kreditwürdigkeit achten, aber im Grunde würden wir nichts verlieren. Wir müssen erst mal einen Sitz gründen, wenn die ersten Krediten abgezahlt werden mit den Zinsen, dann können wir unsere Standorte verbreiten. Ich würde aber nicht das ganze Vermögen investieren, schließlich muss der Laden laufen. Wir beide werden natürlich nicht auftreten, wir brauchen einen Geschäftsführer in unserem Vertrauen, der für uns auftreten muss."

"Und wie werden wir uns den Medici annähern?".

"Auch die Medici werden Geld benötigen, irgendwann brauchen auch sie einen Kredit.". 

Ladek nickte. 

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Hallo, meine neue Story "Explosion" ist online und habe schon 10 Kapitel  veröffentlicht, ich würde mich freuen, wenn Ihr dort vorbeischauen könntet, und ob euch die story gefällt. Die Story Medici wird bald auch zu Ende gehen, da ich sie nicht mehr in die Länge ziehen will und mich auf meine neue Geschichte konzentrieren möchte. 



Die modernen Medicis.Where stories live. Discover now