Das Irrenhaus

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Ella PoV 

Langsam ertrage ich es hier nicht. Überall Verrückte um mich, und sie starren einem an, als hätten sie noch nie einen Menschen gesehen, vielleicht sehen sie es mir an, dass ich anders als sie bin, dass ich gesund bin. 

Gerade sitze ich im Besucherraum und warte auf Jacob, wie jeden Tag. Doch seit unserer letzten Begegnung habe ich ihn nicht mehr gesehen noch von ihm gehört. Immer wieder holt mich die Angst ein, dass er mich hier lässt. Er hat schließlich alle Informationen, die er braucht und ein neues Dienstmädchen wird auch nicht schwer sein zu finden. Jeden Tag warte ich vergebens auf ihn. Ich konnte nur Angelos erreichen, um ihn von unserer Sitzung bescheid zu geben. Sie wird morgen stattfinden und ich habe noch immer kein Bild gezeichnet, dass uns verbindet. 

"Ich verstehe nicht, warum wir eingesperrt werden. Die Menschen draußen führen Kriege, bringen ihre eigene Spezies um. Sie sind Mensch und gleichzeitig menschenfeindlich. Warum sperrt niemand diese Mörder ein? Wer ist schon auf dieser Welt gesund?", riss mich ein gewisser John aus meinen Gedanken. 

John gehört auch zu den Selbstmordgefährdeten, weil er schwul ist. Seine Eltern haben ihn eingewiesen, damit er wieder "gesund" wird und von vielen hörte ich auch, dass er auch ein Aggressionsproblem hat.

"Bin ich krank, weil ich einen Menschen liebe? Wäre ich etwa gesund, wenn ich einen Menschen töte?", philosophiert er weiter. 

Ich seufzte und schon seit Stunden redet er über Gott und die Welt, ich versuche mich möglichst zurückzuhalten, damit ich ihn nicht aufrege. Doch ohne nachzudenken, sagte ich:

"Es entspricht nicht unsere Natur, gleichgeschlechtliche zu lieben"

Und dann biss ich mir hart auf die Unterlippe. Warum konnte ich einfach nicht den Mund halten?

"Wie bitte? Es entspricht nicht unsere Natur? Aber uns gegenseitig zu töten schon?", schrie er und stand bedrohlich vor mir und schlug den Tisch zur Seite, der zwischen uns stand. 

Mein Herz begann zu rasen und mein Körper begann zu zittern. 

"Du willst also behaupten, ich sei krank?" 

"Nein... überhaupt nicht", stotterte ich und er holte seine Hand aus, sofort schließe ich die Augen, doch es kam nichts. 

Ich öffnete sie und sah wie sie von einer Person gehalten wurde. Die Person trug eine blaue dunkle Jeans und ein weißes T-shirt, wo all seine Muskeln zu sehen sind. Ich konnte das Gesicht aber nicht erkennen, weil alle Krankenschwestern kamen um John eine Spritze  zur Beruhigung zu geben.

"Geht es dir gut?", fragte mich eine Krankenschwester und ich nickte nur benommen, zu tief saß der Schock. 

Ich sah nur den Rücken des jungen Mannes, der mir geholfen hatte. Er schien sich bei der Krankenschwestern zu beschweren. Er schien lauter zu werden, doch dann drehte er sich um und ich sah sein Gesicht. 

Jacob.

Mein Herz machte einen Freudensprung. 

Ich habe ihn kaum wiedererkannt mit den einfachen Kleider, schließlich bügelte ich nur seine Hemden und Anzügen. Seine Haaren waren auch anders, er hatte sie nicht gegellt, sondern einfach gewaschen. 

Rückartig erhob ich mich und lief ihm entgegen. Er umarmte mich und flüsterte mir ins Ohr: "Ich bin dein Cousin, Kamen" 

Nachdem sich die Lage  hier beruhigt hat, zog mich Jacob in einer Ecke, wo wir ungestört uns unterhalten können. 

"Bist du eigentlich völlig verrückt geworden? Du sollst dich von diesen Menschen fern halten. Sie sind krank", fuhr Jacob mich an. 

Meine ganze Wut brodelt, nicht wegen des Vorfalles, sondern dass er mich solange warten ließ und dann noch meint, mich anzumotzen. 

"Sind wir denn auch nicht krank? Eine dämliche Organisation, will deine Familie töten und du hältst  dich auch nicht fern." 

Ungewollt kamen die Tränen, ich konnte es einfach hier nicht mehr ertragen. Überall waren Krankheiten, es ist doch nur eine Frage der Zeit bis ich mich anstecke. 

Jacob kam näher und wisch mir die Tränen weg. "Es wird nicht mehr lange dauern, morgen ist der Termin mit Angelos und noch paar weiterer. Wir schaffen das, ich werde dich nicht alleine hier lassen ", beruhigte mich Jacob. 

"Wieso kamst du nicht vorbei?", fragte ich ihn und die Tränen flossen weiter.

"Weil ich erst mal mir eine neue Identität verschaffen musste, um dich zu besuchen, Xaverio hätte mich sonst  nicht gehen gelassen. Und es wäre zu auffällig, wenn ein Medici immer hierher kommt und eine Person besucht. Xaverio vermutet, dass noch welche Angestellten für diese Organisation arbeiten, es war nur eine reine Vorsichtsannahme". 

Ich nickte und fuhr mir trostlos durch die Haare. Nie habe ich gedacht, wie schlimm es hier sein könnte: die Räumung, das Essen und vor allem die Gesellschaft hier. 

Auch ist mir in dieser ersten Woche klar geworden, wie sehr ich Jacob vermisse. Seine Arme im Schlaf um mich, die Sicherheit war nicht mehr da, er war nicht mehr da. 

Dann kam wieder eine Träne. 

Jacob zog mich dann in seine Arme und es tat sehr gut. Ich fühlte mich so schwach. Jacob streichelte meinen Rücken, was mich beruhigte. 

"Ich habe dich so vermisst", flüsterte ich kaum hörbar, aber er antwortet.

"Ich dich viel mehr"

Eine ganze Zeit lang lag ich in seinen Armen und wollte mich auch nicht von ihm lösen, doch dann löste er sich. 

"Ella, du muss mir versprechen, stark zu sein. Halte dich hier von diesen Menschen fern. Tue es für mich und für deine Familie". 

"Ja werde ich machen", gab ich sicher von mir. 

Plötzlich stand Jacob auf und holte irgendetwas von einem Spielregal.

"Lust auf ein Mensch-ärgere-dich-nicht ?"

Ich grinste ihn schwach an. "Du kennst Brettspiele?"

"Auch ich war ein Kind und Mensch-ärgere-dich-nicht kennt doch jeder"

"Nur wir zur zweit?

"Reicht dir meine Gesellschaft etwa nicht?", fragt er gespielt beleidigt und ich grinste ihn an. 

"Fangen wir an", sagte ich lächelnd. 

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"Hör auf zu schummeln! Du bist zwei Kästen zu viel gegangen."

"Stimmt doch gar nicht. Ich habe eine vier gewürfelt.  

"Hast du nicht!"

"Ärgere dich doch nicht so", sagte Jacob provokant.

"Du ärgerst mich", entgegnete ich ihm beleidigt.

Es war die dritte Runde, die wir spielten. In der erste Runde gewann ich und in der zweiten er.

Die dritte Runde sollte den Sieger festlegen, doch dazu kam es nicht. 

Eine Krankenschwester kam zu uns, und sagte, dass die Besucherzeit nun um wäre und das Essen anstehen würde. 

Jacob nickte und bat noch ein wenig um Zeit, damit wir uns verabschieden konnten. 

Ich will nicht, dass er geht. Allein der Gedanke zog sich mein Herz zusammen. 

"Ich werde morgen wieder kommen. Und du bleibst stark, bald fliegen wir wieder nachhause, das verspreche ich dir. " 

Er gab mir einen Kuss auf die Wange und ging. 



 






Die modernen Medicis.Where stories live. Discover now