91. Kapitel

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Wir standen Stunden später erst vorm Ausgang des Pop's und unterhielten uns noch mit Pop, bevor wir nach draußen liefen.

"Ich fahr dich heim.", warf ich nur ein.

"Das ist echt nicht nötig.", erwiderte er mit schüttelndem Kopf.

"Hey, ich darf dich wohl nach Hause fahren.", lächelte ich. Er grinste und gab nach.

Als wir ins Auto einstiegen, rieb er erstmal seine Hände aneinander, um warm zu werden. Es war unglaublich kalt draußen.

"Ich mach die Sitzheizung an.", entgegnete ich nur mit einem leichten Lachen. Er sah mich nur lachend an und nickte direkt.

"Ich fand den Abend echt nett.", entgegnete er dann plötzlich, während ich losfuhr.

"Ich auch. Hat gut getan mal über alles zu reden.", warf ich nur ein. Er sagte nichts mehr.

Aus Gewohnheit zog ich bei der nächsten Ampel eine Zigarette aus der Jackentasche und zündete sie an. Ich ließ das Fenster runter und versuchte mein nervöses Verhalten dadurch irgendwie zu beruhigen.

"Du rauchst.", stellte er plötzlich leise fest. Ich sah nur zu ihm und nickte.

"Um dich zu beruhigen?", hakte er nach. Er war die erste Person, die mir keinen Vorwurf machte. Er wusste aus irgendeinem Grund direkt, wieso ich angefangen habe zu rauchen.

"Ja. Hat mir letztes Jahr öfter den Hintern gerettet.", erklärte ich nur.

"Verständlich, bei deinem Temperament.", schmunzelte er.

"Leider wahr.", stimmte ich mit ein.

"Pass nur auf, dass du deine Beruhigung nicht zu deiner Sucht machst.", warf er mit ruhiger Stimme ein. Ich nickte nur.

"Du bist die erste Person, die so reagiert hat.", gab ich zu. Er sah mich nur fragend an.

"Wie haben denn die anderen reagiert?", hakte er nach.

"Wütend. Enttäuscht.", murmelte ich.

"Hmm, sie verstehen wahrscheinlich einfach deinen Grund dahinter nicht."

"Und wieso verstehst du es dann?", wollte ich wissen.

Ich spitze die Lippen, als ob er nachdenken würde. "Vielleicht weil ich dich kenne?", schlug er vor.

Die Straße war vollkommen leer, weswegen ich einfach rechts ran fuhr. Ich hatte was zu sagen.

Er sah mich nur verwirrt an.

"Warum halten wir?", hinterfragte er direkt.

"Weil ich dir was sagen muss, E.", beichtete ich. Er sah mich gespannt an. Ich machte erstmal die Zigarette aus.

"Du kennst mich besser als ich mich selber kenne, E. Seit ich raus bin geht's mir nur noch mies. Ich hab versucht wieder in mein altes Leben zurück zu finden, aber das ist nicht so einfach. Und dann kommst du her nur für wenige Stunden und alles fühlt sich an, als wäre ich nie weg gewesen. Aber ich weiß, dass sich alles verändert hat. Unterbewusst ist mir das irgendwo klar, trotzdem will ich einfach nicht akzeptieren, dass du einen Freund hast, wir bis vor ein paar Stunden kein Wort miteinander gewechselt haben und meine beste Freundin plötzlich mehr Zeit mit dir verbringt als ich...". Ich machte eine Pause und seufzte. Ich musste nachdenken.

"Dyl, ich- weiß nicht so wirklich was ich sagen soll...", murmelte er etwas überfordert vor sich hin.

"Sag mir, ob ich mit dir abschließen soll oder nicht.", forderte ich ihn auf.

Er hielt inne.

"Nein.", entgegnete er plötzlich leise vor sich hin.

"Nein?", wiederholte ich.

"Nein, schließ nicht mit mir ab.", bat er mich. Ich sah ihn nur etwas überrascht an. Ich hatte diese Antwort nicht erwartet.

"E, ich-"
Ich hielt inne.

Er sah mich an. Sah mir in die Augen und seine Aussage war deutlich. Ich wusste nicht was genau ich tun sollte.

Und plötzlich bemerkte ich, dass unsere Blicke sich vertieften, so weit bis Ethan sich langsam in meine Richtung beugte. Ich tat es ihm gleich, bis sich über der Mittelkonsole beinahe unsere Nasen berührten.

Ich wollte etwas sagen, doch ich bekam nichts raus. In meinem Bauch ging ein Feuerwerk los und plötzlich hörte es auf. Denn in diesem Moment, spürte ich seine Lippen sanft auf meinen. Ein kurzer Kuss. Er löste sich langsam von mir und sah mir nur wieder in die Augen.

"Wir sollten das nicht tun.", murmelte er leise, während er mir weiterhin in die Augen sah.

"Sollten wir nicht, nein.", stimmte ich zu.

Und trotzdem nahm Ethan plötzlich mein Gesicht in seine Hand und küsste mich wieder, diesmal fordernder.

Ich ließ es zu und versuchte ihn ebenfalls mit meiner Hand näher an mich zu ziehen.

Er schnallte sich ab, um sich weiter über die Mittelkonsole beugen zu können. Ich tat das selbe. Die Küsse wurden immer leidenschaftlicher, bis Ethan irgendwann über die Mittelkonsole auf meine Seite kam und auf mir saß. Ich fing an seinen Hals zu küssen und hörte ihn dabei leicht stöhnen. Ich wusste, dass es falsch war, was wir gerade taten, trotzdem konnte und wollte ich nicht aufhören.

Ich zog Ethan beinahe automatisch das Shirt höher, als er mich plötzlich stoppte und sich schlagartig löste. Ich sah nur zu ihm auf und versuchte meinen Atem zu regulieren.

"Was mach ich denn?!", murmelte er zu sich selbst und fuhr sich überfordert durch die Haare.

"E, es ist okay. Wir-"

"Nein, ist es nicht. Ich hab einen Freund.", raunte er und stieg von meinem Schoß runter auf den Beifahrersitz. "Ich muss jetzt gehen.", ergänzte er noch und griff nach der Tür.

"Wir sind noch eine Viertel Stunde entfernt von deinem Haus, E. Lass mich dich noch hinfahren, bitte.", bat ich. "Ich behalte meine Hände auch auf meiner Seite des Wagens."

Er seufzte. Schlug die Tür aber wieder zu. "Okay.", gab er dann nach.

Und die restliche Fahrt verlief komplett ruhig. Er starrte nur noch aus dem Fenster. Ab und zu erwischte ich einige Blicke in meine Richtung, trotzdem sagte er nichts mehr.

Kurz bevor er ausstieg murmelte er noch: "Das hier ist niemals passiert. Danke fürs Fahren." Ich sagte nichts. Ich sah ihm nur hinterher, wie er mir einen letzten Blick zuwarf, in dem ich nur Reue sehen konnte. Er warf die Tür ins Schloss und lief zu seiner Haustür. Er sah nicht mehr zurück. Er ging und ließ mich mit all diesen verwirrten Gefühlen allein. Was jetzt?

Growing up in RiverdaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt