63. Kapitel

395 39 1
                                    

Dylan POV.

Ich schlenderte übermüdet und total ausgelaugt zu meinen Spind, als jemand davor stehen blieb und mich mit einem schiefen Lächeln ansah. Es war der Coach des Football Teams.

"Bist du startklar für heute Abend, Jones?", grinste er und klopfte mir auf die Schulter.

"Bin ich, Coach.", versicherte ich ihm.

Vielleicht konnte mich das Spiel heute Abend von all dem ablenken...

"Kommt dein Dad wieder jubeln?", lachte er.

"Bezweifle ich.", murmelte ich leise vor mich hin.

Er schien mich nicht gehört zu haben, weswegen er nicht drauf einging, was mir ganz recht war.

Er redete noch ne Weile auf mich ein, bevor er sich auf den Weg machte alle anderen Spieler des Teams für heute Abend zu motivieren.

Ich widmete mich wieder meinem Spind, in dem ein Foto hing, auf dem Ethan und ich in eine Polaroidkamera lächelten.

Ich brauch Zeit.

Dieser Satz hallte immer wieder und wieder in meinem Kopf rum, als ob er sich irgendwie eingebrannt hätte.

"Er braucht Zeit.", murmelte ich leise in meinen Spind.

"Wer braucht Zeit?", fragte mich plötzlich jemand interessiert. Ich fuhr zusammen und erkannte Ava neugierig neben mir stehen.

"Niemand...", log ich.

"Okay? Ist alles gut bei dir?", hakte sie weiter nach.

Ich seufzte schwerlich. "Nein.", gab ich dann zu.

Sie schaute ziemlich besorgt, mit zusammengezogenen Augenbrauen und gerunzelter Stirn.

"Ich mein, ja. Alles okay.", verbesserte ich mich schnell.

"So kommst du mir nicht davon. Komm mit. Wir gehen raus und du erklärst mir, wieso genau du Ethan's Bild in deinem Spind anstarrst und wirkst wie eine Leiche", raunte sie und zog mich an der Hand hinter sich her nach draußen.

Wir stellten uns hinter das Schulgebäude, wo niemand sonst war und Ava verschränkte die Arme vor der Brust. "Was ist passiert?", fragte sie weiter nach.

Ich wusste, dass ich ihr nicht alles sagen konnte, trotzdem hatte ich das Bedürfnis mit jemanden zu reden.

"Wir machen eine Art Pause.", erklärte ich. Es fühlte sich so ungewöhnlich an es tatsächlich auszusprechen. Als ob es real wurde...

"Was?! Wieso? Gestern war doch noch alles im Ordnung.", hakte sie weiter nach.

"Ich kann dir nicht alles sagen, so gern ich es auch tun würde... aber ich kann dir sagen, dass ich Schuld bin. Er hat rein gar nichts falsch gemacht.", ergänzte ich reuevoll. Es fiel mir dennoch schwer darüber zu sprechen.

"Ich hab's versaut, A.", wimmerte ich dann nahezu verzweifelt, als sie nichts weiter sagte.

"Hey.", murmelte sie und zog mich in eine Umarmung. "Das wird schon wieder, Dyl. Ihr seid doch füreinander geschaffen. Ihr werdet das durchstehen, was auch immer passiert ist."

Ich spürte, wie eine Träne auf ihrer Schulter landete und löste mich direkt von ihr. Ich hasste es vor anderen Leuten zu weinen, trotzdem war es innerhalb der letzten 24 Stunden zu oft passiert.

Ava wischte mit ihrem Daumen vorsichtig eine weitere Träne von meinem Gesicht und lächelte. "Das wird wieder.", versicherte sie mir.

Ich nickte nur, als sie mich erneut in eine Umarmung zog.

-

Nachdem ich mich so ziemlich beruhigt hatte, saßen Ava und ich wieder an unserem hölzernen Tisch in der Sonne und genossen unser Mittagessen. Es waren nur noch wenige Stunden bis zu dem Spiel und ich konnte die Aufregung wachsen spüren.

Ich betrachtete die Schüler der Riverdale High. Viele starrten nur ihre Handys an, während einige lernten und wenige wirklich Unterhaltungen führten. Abby fiel mir direkt auf. Sie saß mit Emma und ihren anderen Freundinnen hinter der Cafeteria und aß gerade etwas zu Mittag, als ihr Blick plötzlich in meine Richtung fiel. Es war ein suchender Blick.

Ich schaute direkt weg, sodass sich unsere Blicke nicht trafen. Ich hatte einfach nicht das Bedürfnis dazu mit jemandem zu sprechen.

"Ist alles okay?", fragte Ava plötzlich.

Ich räusperte mich und nickte sie direkt an.

"Du bist gerade Abby's Blick ausgewichen.", stellte sie fest.

"Ja, ich bin nicht in Stimmung mit ihr zu reden. Sie kann echt neugierig sein.", erklärte ich. Ava nickte nur und ich konnte ihr Mitleid förmlich greifen.

Ich sah mich wieder ein wenig um und erkannte zu meiner Überraschung Ella am Automaten stehen. Sie sprach mit einigen Leuten und biss dabei in ihren Schokoriegel.

Ava folgte meinem Blick und starrte sie ebenfalls an.

"Woran denkst du?", fragte sie dann vorsichtig.

"Ganz ehrlich...? An Ethan. Die. Ganze. Zeit.", seufzte ich und schaute sie wieder an.

"Auch wenn du Ella anschaust?", hinterfragte sie.

"Immer.", erklärte ich.

Sie nickte nur wieder voller Mitleid. Ich konnte mir das echt nicht mehr antun.

"Du, ich werd jetzt nach Hause fahren, mich für das Spiel vorbereiten.", warf ich ein. Sie schaute etwas überrascht, sagte aber nichts.

"Okay, dann sehen wir uns heute Abend."

„Wirst du... mit Colton kommen?", hakte ich nach. Sie wirkte nur überfordert und fing an zu stottern. "I-ich ähm... er wird so oder so da sein.", entgegnete sie nur.

"Das weiß ich, A. Aber kommst du um ihn zu sehen, oder kommst du um mich zu sehen?", fragte ich direkter.

"Ich werde für euch beide da sein, Dyl. Ich will das ganze Team spielen sehen.", versicherte sie.

"Klar.", seufzte ich und setzte ein gespieltes Lächeln auf. Ich stand auf, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und verließ unseren allbekannten hölzernen Tisch.

Ich sah nochmal zu ihr zurück und lächelte, als ich ungeachtet in jemanden rein lief und mir mein Handy auf den Boden fiel.

Ich drehte mich reflexartig um, um mich zu entschuldigen, als ich erkannte wer vor mir stand.

Er hob mein Handy auf und erkannte nur an meinem Bildschirm, gegen wen er gelaufen ist. Schien als ob er genauso unaufmerksam war, wie ich. Er starrte für wenigen Sekunden das Handy an, bis er es vorsichtig aufhob.

Es war Ethan.

Mein Handy hatte einen Sprung im Panzerglas, der passiert war, als Ethan bei einem unserer nächtlichen Pop's Besuche mein Handy fallen ließ. Er fühlte sich danach so unglaublich schlecht, dass er mir das komplette Essen bezahlte.

Im Moment hatte er den selben Gesichtsausdruck wie damals.

"Tut mir leid.", entgegnete er vorsichtig und gab mir das Handy.

"Schon okay. N-Nichts passiert.", versicherte ich ihm etwas unsicher. Ich hatte keine Ahnung, wie genau ich reagieren sollte.

"Gehts dir gut?", fragte er mich unerwartet.

"Sollte es mir gut gehen?", erwiderte ich nur.

"Tut mir leid, blöde Frage.", warf er reuevoll ein. Die Situation war so unglaublich unangenehm, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben die Schulglocke herbeisehnte.

"Es muss dir nicht leid tun, Ethan.", widersprach ich nur wieder und er nickte.

"Ich sollte jetzt gehen. Carl wartet auf mich.", erklärte er und ich nickte nur und trat zur Seite. Die Tatsache, dass Carl mit ihm Zeit verbringen konnte und ich nicht, zog mich wieder runter.

Er lief an mir vorbei, während er in seine Unterlippe biss und drehte sich nicht nochmal um. Ich sah ihm hinterher und spürte förmlich wie jeder seiner Schritte es schwerer machte mich ihm wieder zu nähern. Vielleicht war er für immer weg.

Growing up in RiverdaleWhere stories live. Discover now