6.Kapitel

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(Bild: Thomas Roberts)

"Jo, Dyl.", begrüßte mich Thomas mit einem Handschlag.

"Hey.", entgegnete ich leicht betrübt.

"Schaust echt erledigt aus.", entgegnete er, während er neben mir herlief.

"Bin ich wohl auch.", gab ich zu.

Thomas würde ich alles sagen. Wirklich alles. Wir sind zusammen aufgewachsen, haben unsere Sandkastenspielsachen geteilt. Wir beide ziehen öfter mal durch unsere liebe Stadt Riverdale.

Northside und auch Southside. Für uns gibt es keinen Unterschied. Mein Dad hat mir ne Menge davon erzählt, wie Riverdale vor vielen Jahren war. Reviere, Prügeleien und Tod.

Alles hat sich verändert. Die Southside macht keine Probleme mehr. Die Hells Angels der Northside und die Serpents der Southside haben Frieden geschlossen, auch wenn es ungläubig erscheint.

"Ich glaub meine Schwester steht wieder auf dich.", lachte ich scherzhaft aus dem Nichts.

Er schaute mich nur überrascht an.

"Ich dachte die Phase ist vorbei.", grinste er spielerisch.

"Gefühle sind unkontrollierbar, mein Lieber.", lachte ich mit einem ironischen Unterton. Er stimmte mit ein.

"Vor einigen Jahren war das echt komisch, aber mittlerweile ist Abbs echt heiß geworden.", scherzte er mit einem dreckigen Grinsen.

"Alter, sie ist meine Schwester.", entgegnete ich gespielt schockiert, während ich ihm leicht gegen die Schulter haute.

Tommy wurde plötzlich ernst und starrte nur auf den Boden.

"Alles okay, Mann?", fragte ich direkt besorgt, während das herzhafte Lachen, das ich vermisst hatte, aus meinem Gesicht verschwand.

"Ich mach mir nur Sorgen.", murmelte er.

"Tommy, was ist los?", hinterfragte ich streng.

"Es fühlt sich an wie eine Maske. Das Gelächter, die Gespräche. Wir sollten beide langsam mal zugeben, dass wir in Angst um deinen Dad ertrinken.", erklärte er und stützte dabei seine Hand auf meiner Schulter.

"Er war immer wie ein Vater für mich, nachdem mein Dad gestorben ist. Das weißt du.", ergänzte er kurz darauf.

"Ich weiß...", gab ich zu.

"Wie geht's dir wirklich?"

Ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich diese Frage beantworten konnte, ohne dass das selbe passiert, wie auf dem Footballfeld.

"Mies.", flüsterte ich vor mich hin. Es kostete mich viel Überwindung mit jemandem darüber zu sprechen.

"Wie mies?", fragte er weiter.

"Ich geh unter.", erwiderte ich nur streng.

"Das reicht mir.", stoppte er mich, bevor ich noch etwas sagen konnte.

Er zog mich in eine Umarmung und hielt sie.

Ich war ihm so dankbar, dass er nicht weiter fragte. Er wusste, dass es mir schwer fiel und er achtete darauf. Er war einfach da für mich, so wie es kein anderer jemals könnte. Schon als wir Kinder waren gab es nur uns beide. Sein Dad, ein guter Freund von meiner Mutter, starb ziemlich früh.

Es war schon gegen Abend, als Thomas und ich uns dazu entschieden Abby abzuholen und nach Hause zu fahren. Ich musste Thomas fahren, da er nicht mit dem Auto da war.

Vor dem Krankenhaus warteten wir dann auf Abby. Thomas drehte die Musik lauter und flippte total aus, als plötzlich sein Lieblingssong lief. Ich hatte das Gefühl das ganze Auto wackelte, so wie er abging. Ich lachte nur und summte bei einigen Stellen mit.

So konzentriert bemerkten wir anfangs gar nicht, dass Abby die Tür öffnete.

"Mach den Mist leiser, Thomas.", beschwerte sie sich direkt.

"Auch schön dich zu sehen, Yoda.", erwiderte er mit einem leicht flirtenden Unterton.

Ich verdrehte nur die Augen, da Abby nichts mehr sagte. Thomas nennt sie immer Yoda, um sie wegen ihrer Größe aufzuziehen. Sie ist etwa anderthalb Köpfe kleiner als Thomas.

"Ich wachse noch.", murmelte sie noch leise vor sich hin. Thomas schien das nicht mehr zu hören. Ich lächelte ihr nur über den Rückspiegel zu.

"Alles okay bei dir, Abbs?", fragte Tommy plötzlich nach einigen Minuten Fahrt.

"Mir geht's gut.", antwortete sie stur.

"Hat ihn noch irgendjemand besucht?", hinterfragte ich.

"Onkel Kevin war kurz da. Hab Mom noch nie so zerbrechlich gesehen, bis sie angefangen hat mit Kevin zu reden. Sie ist komplett zusammengebrochen.", erzählte sie besorgt.

"Ist nun mal ihr bester Freund. Sie kann bei uns nicht rauslassen wie sie sich fühlt. Sie versucht stark zu bleiben, damit wir das auch tun.", erwiderte ich nur.

"War noch jemand da?", fragte ich zielstrebig.

"Ava's Mom Betty und Onkel Nate.", erzählte sie weiter.

"War Betty allein?", stocherte ich wieder.

"Archie war nicht da, Dylan.", fügte sie hinzu. Sie wusste worauf ich hinaus wollte.

Thomas, neben mir, schwieg.

"Was ist mit Grandma und Grandpa?", hakte ich weiter nach.

"Mom's Eltern schon, aber FP ist nicht aufgetaucht. Jellybean war auch noch nicht da.", zählte sie weiter auf.

Wow, ich hab ne Menge verpasst. Naja, eigentlich nur die offizielle Besuchszeit.

Jellybean wird nicht kommen. FP ziemlich sicher auch nicht. Und Archie... wo zum Teufel treibt er sich rum?

"Wir sind da.", murmelte ich zu Thomas. Er schnallte sich ab und verabschiedete sich von mir mit nem Handschlag und von Abby mit einer weiteren Beleidigung.

Abby setzte sich zu mir nach vorne und schnallte sich an, bevor ich losfuhr.

"Wieso willst du wissen, ob Archie da war?", fragte sie, um die Stille zu durchbrechen.

"Abby, ich bin nicht in der Stimmung zu reden. Lass es sein.", fauchte ich sie an.

"Ganz ruhig. War ja nur ne Frage.", rechtfertigte sie sich

"Dann frag einfach nicht."

Das war das letzte was während dieser Autofahrt noch gesagt wurde.

Growing up in RiverdaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt