83. Kapitel

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Ich stand vor der weißen Tür und starrte sie nur an. Ich konnte mich nicht dazu durchdringen zu klingeln und stand nur steif an der Stelle.

Wie wird er reagieren...? Ich seufzte. Ich kann das nicht.

Ohne etwas zu tun, drehte ich mich um und lief wieder auf mein Auto zu. Ich stieg ein und fuhr los, ohne aufzufallen. Und innerlich schlug ich mir selbst ins Gesicht. Feigling.

Ich muss mit ihm reden. Ich kann einfach nicht anders, auch wenn er einen Freund hat. Ich muss ihm verdammt nochmal alles erklären.

Ich weiß nicht, ob ich ohne ihn leben kann. Ich seufzte wieder und starrte auf die rote Ampel vor mir. Ethan war einfach ein viel zu großer Teil meines Leben, als das ich jetzt aufgebe.

Ich war auf dem Weg nach Hause. Meine Mutter hatte mir bereits paranoide Nachrichten geschrieben. Sie hat mit der Schulleitung gesprochen und es irgendwie hinbekommen, dass ich wieder zur Schule gehen darf. Ich muss ein ganzes Jahr selbstständig nachholen, aber nachdem Ava mir schon versprochen hat mir zu helfen, ist das kein Problem.

Das einzige Problem, das ich mit meiner Schule verbinde, ist dass ich Ethan gegenüberstehen muss.

Bei der nächsten roten Ampel sah ich mir wieder meine Nachrichten auf meinem Handy an.

Thomas: 'Dyl, können wir uns heute sehen?'

Mom: 'Komm nach Hause, wir müssen reden.'

Ich antwortete nicht, fuhr aber stattdessen direkt zu Thomas und nicht nach Hause.

Nach wenigen Minuten stand ich vor seiner Haustür und klingelte.

Er öffnete mir die Tür mit einem Stück Pizza in der Hand und grinste. Er zog mich in eine Umarmung. Als er sich von mir löste biss er erstmal in sein Pizzastück, bevor er etwas sagte.

"Eigentlich sollte es sich anders anfühlen, aber nachdem ich dich eh öfter besucht hab, hab ich dich ja im Vergleich zu manch anderen Leuten nicht 6 Monate lang nicht gesehen. Aber willkommen zuhause, Mann.", grinste er. Ich musste lachen und schüttelte dabei den Kopf.

"Also du und meine Schwester seid in einer Beziehung?", entgegnete ich nur, während ich meine Lederjacke auf die Couch legte und mir ein Pizzastück aus dem Karton nahm.

"Ist doch kein Problem, oder?", wollte er wissen.

"Nein, überhaupt nicht. Ich freu mich für euch. Aber wenn du sie schwängerst, bring ich dich um.", entgegnete ich nur. Er lachte.

"Es ist verdammt warm hier drinnen, Tommy.", beschwerte ich mich und zog deswegen meinen Pulli aus. Der Pullover zog mein T-shirt unbeabsichtigt mit nach oben, sodass Thomas meine Wunden sah. Seine Augen weiteten sich direkt und er legte die Pizza weg.

"Verdammt, Dylan. Was ist passiert?!", hakte er direkt nach.

"Gar nichts. Mir geht's gut.", erwiderte ich nur und zog das Shirt so schnell wie möglich wieder runter.

"Zieh's aus.", brummte er nur.

"Was?"

"Du sollst es ausziehen.", wiederholte er sich.

"Das letzte mal, als jemand sowas zu mir gesagt hat, hatte ich Sex.", scherzte ich, um ihn von den Wunden abzulenken.

"Dylan, ich mach keine Witze. Zieh's aus.", forderte er wieder. Ich seufzte.

Ich sah ihn an und dachte darüber nach was für Folgen das haben könnte. Er hatte die Wunden so oder so schon gesehen, also würde es jetzt auch nichts mehr ändern. Also tat ich was er sagte. Ich zog das Shirt aus und stellte mich hin.

Er schüttelte ungläubig den Kopf. "Wer hat dir das angetan?", fragte er vorsichtig.

"Namen werden dir nichts sagen, Tommy. Du kannst nichts mehr daran ändern.", warf ich nur ein. Er schien überfordert. Er kam näher und sah sich die Verletzungen genauer an.

"Die hier wird eine Narbe hinterlassen.", bemerkte er leise vor sich hin. "Der Rest wird wahrscheinlich komplett verheilen."

"Thomas, du musst dir echt keine Gedanken deswegen machen. Mir geht's gut.", warf ich nochmal ein, um ihn zu versichern.

"Ja, jetzt! Aber das restliche vergangene Jahr? Was ist damit? Das ist nicht nur eine Narbe an deinem Körper, Dylan. Es ist eine Narbe in deinem Kopf.", widersprach er.

"Was willst du daran ändern, hm? Du willst die Verletzungen sehen, du willst wissen was passiert ist, aber du kannst verdammt nochmal nichts daran ändern. Niemand kann das.", maulte ich ihn beinahe an. Er schaute mich nur an und schüttelte leicht den Kopf, während er sich auf die Unterlippe biss.

"Was haben die Wärter im Gefängnis dazu gesagt?", wollte er wissen, ohne darauf einzugehen was ich gesagt hatte.

Ich schluckte laut. "Gar nichts. Es interessiert niemanden da drinnen."

"Es tut mir so verdammt leid was du durchmachen musstest, Dylan.", entgegnete er nur. Er konnte seinen Blick nicht von meinen Verletzungen abwenden, weswegen ich mir mein Shirt wieder überzog.

"Ich sollte jetzt gehen.", warf ich ein.

"Nein, Dyl. Es tut mir leid, aber bitte bleib.", widersprach er. Ich sah ihn überrascht an aber ich blieb. Und so fingen wir an zu reden.

Über das Jahr, das ich verpasst habe. Über ihn und Abby. Über Ethan und seinen neuen Freund, der scheinbar Mike heißt. Und über meine Family. Doch kein einziges Mal erwähnte er wieder das Gefängnis. Es ging nur um all das positive, um Dinge die ich mit Freude nachholen könnte. Diese Jahr spielt keine Rolle mehr, denn es ist um und einer neuer Abschnitt meines Lebens beginnt.

Growing up in RiverdaleWhere stories live. Discover now