36. Kapitel

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Dylan POV.

Es war bereits dunkel draußen, als Ethan bei mir zuhause auftauchte. Mein Dad sah gerade fern, meine Mom las ein Buch und Abby telefonierte nur wieder stundenlang mit ihren Freunden.

Als die Tür klingelte hörten alle für einige Sekunden auf, das zu tun, was sie gerade taten und schauten in den Flur, zur Haustüre. Ich stand auf und öffnete sie. Ethan stand, mit beiden Händen in den Taschen seines Hoodies, vor mir und lächelte ziemlich unschuldig.

"Hey.", murmelte ich. Er nahm die rechte Hand aus der Tasche und griff vorsichtig nach meiner Schläfe, um mich näher an ihn zu ziehen und mir einen Kuss zur Begrüßung zu geben. Ich war mir nicht sicher, ob er das wollte, aber wie es schien, war es so.

Ich löste mich trotzdem schnell wieder von ihm und trat zur Seite damit er ins Haus kommen konnte. Ich schloss die Tür hinter ihm und erkannte dann meine Mom, die gerade aus dem Wohnzimmer kam.

"Hi, Ethan.", lächelte sie freundlich und kam ihm mit einer Umarmung entgegen. Er schien etwas überrascht, umarmte sie dann aber trotzdem zur Begrüßung.

Ich schmunzelte leicht und zog dann Ethan an der Hand mit nach oben. Meine Mom stand nur unten und sah uns hinterher.

"Tür bleibt offen.", rief sie uns noch nach und ich musste lachen.

"Mach sie zu!", rief mein Vater lauthals aus dem Wohnzimmer. Ethan stimmte jetzt mit ein und, als wir oben angekommen waren, hörten wir noch, wie meine Mom empört nach meinem Dad rief.

Er lief ins Zimmer und ich schloss hinter uns die Tür. Er hob eine Augenbraue an und ließ sich auf meine Couch fallen.

"B- Bist du irgendwie sauer auf mich?", fragte ich ziemlich direkt, um es hinter mich zu bringen.

"Weil du einer Gang beitreten willst?", hinterfragte er. Ich nickte.

"Nein. Ich hab kein Recht sauer zu sein, Dylan. Aber ich möchte nicht mit jemandem zusammen sein, der ein Gangmitglied ist.", erklärte er mir nur.

"Ich bin kein Serpent, E.", warf ich ein.

"Und wie lange hält dieser Zustand an? Dein Grandpa meinte, du wolltest einer sein. Was ist, wenn du das irgendwann wieder willst?", widersprach er.

"Ich verspreche dir, dass ich nicht zu einem Serpent werde, Ethan.", versicherte ich ihm.

"Ich nehm dich beim Wort.", antwortete er.

"Das mit dem Abendessen tut mir übrigens leid.", lächelte ich noch.

"Ich hatte mich so auf das Fleisch gefreut.", schmollte er spielerisch.

Ich lachte nur.

"Ethan?"

"Hmm?"

"Wieso weiß ich so wenig über dich?", fragte ich und dachte dabei an das Gespräch von mir und Ava am Morgen.

"Ich schätze, du hast nie gefragt.", erklärte er mit zuckenden Schultern.

"Erzähl mir von Julian.", bat ich.

"Julian ist 7 und er ist der coolste 7 jährige den ich kenne. Er hat ein ziemlich großes Herz und er ist leider auch leicht verletzbar. Vor wenigen Monaten hab ich ihm erklären müssen, wo unsere Mom ist und er hat stundenlang geweint. Er konnte nicht verstehen, wie eine Mutter ihre Kinder einfach so verlassen konnte und ganz ehrlich, ich versteh es ja selbst nicht.", erzählte er etwas betrübt.

"Hast du deine Mom seitdem gesehen?", wollte ich wissen. Ich versuchte so einfühlsam wie möglich mit ihm umzugehen. Ich hatte so eine Erfahrung nie gemacht, also wollte ich vorsichtig sein.

"Ich weiß nicht mal mehr wie sie aussieht. Ich weiß nur, dass sie mir als Kind jeden Abend die selbe Geschichte vorgelesen hat. Es war Rotkäppchen und der Wolf.", lächelte er, als ob diese eine Erinnerung der einzige Anker wäre, der ihm bleibt.

"Ich kann die Geschichte nicht leiden.", lächelte ich.

"Ich konnte sie auch nicht leiden.", ergänzte er und lachte. Dieses Lachen. Dieses wunderschöne Lachen.

"Du bist dran.", entgegnete er.

"Der einzige Bruder, den ich jemals hatte, ist Thomas. Wir kennen uns seit wir Babys waren und das auch nur, weil sein Dad und meine Mutter ziemlich gute Freunde waren, als sie Teeanger waren. Sein Dad war der erste Freund von meiner Mom, was echt witzig ist wenn man bedenkt, dass wir beide uns so gut verstehen, wie Brüder. Sein Dad ist vor etwa fünf Jahren gestorben und seitdem ist unser Draht zueinander nur umso mehr gewachsen. Seine Eltern waren getrennt, weswegen er nach seinem Tod den Nachnamen zu Roberts hat ändern lassen. Seine Mom bestand irgendwie da drauf.", erklärte ich.

"Wie hieß er vorher?", fragte Ethan interessiert.

"Stilinski"

"Wieso wollte seine Mom, dass er seinen Namen ändert?", fragte er weiter nach.

"Nach der Scheidung hat sie ihren Mädchennamen wieder angenommen und der war eben Roberts.", erklärte ich.

"Darf ich Thomas mal kennen lernen?", fragte er nach einer kurzen Pause.

"Er wollte eigentlich, dass wir heute zusammen feiern gehen. Er will dich auch kennen lernen. In der Schule ist er immer kaum auffindbar und außerhalb findest du ihn nur, wenn er das möchte.", lachte ich.

"Ich hab ihn vorher nie in der Schule gesehen. Ich wusste gar nicht, dass er auf unsere Schule geht.", entgegnete er überrascht.

"Ich vergesse das auch ab und zu.", stimmte ich mit ein.

Wir unterhielten uns noch eine Weile, als plötzlich gegen Mitternacht jemand in mein Zimmer gestürmt kam.

"Tommy!?", rief ich erschrocken.

"Gott sei Dank, ich dachte ich muss dich wecken."; grinste er überglücklich.

"Was ist denn passiert?", lachte ich und warf dabei einen Seitenblick auf Ethan, der etwas verwirrt schien.

"Ähm... Thomas, das ist Ethan.", stellte ich die beiden einander erstmal vor.

"Du solltest mir dankbar sein, Ethan. Ohne mich würde der Kleine hier immer noch Frauen hinterherrennen.", warf er überzeugt ein und ich verdrehte nur lachend die Augen.

"Dann bedanke ich mich hiermit dafür, was auch immer du getan hast.", lachte Ethan.

Nach einer kurzen Pause, fragte ich nochmal nach, was passiert war, dass er so spät noch herkam.

"Rate mal, wer gerade mit Sophia geschlafen hat.", grinste er triumphierend.

Meine Augen weiteten sich augenblicklich und Ethan schaute nur noch verwirrter als zuvor.

"Du hast mit meiner Nachbarin geschlafen?!", wiederholte ich überrascht.

Er nickte nur weiter mit dem triumphierenden Grinsen.

"Krass, Mann.", lachte ich und hielt ihm die Hand hin, sodass er einschlagen konnte.

"Wann hast du das geschafft?! Und wie?", ergänzte ich überfordert.

"Das würde mich auch interessieren.", lachte Ethan plötzlich.

Und Thomas fing an zu erzählen...

Die restliche Nacht über redeten wir drei noch über die verschiedensten Themen und Ethan und Thomas fingen langsam an sich ziemlich gut zu verstehen. Es war schön Zeit mit ihnen zu verbringen und es brachte mich auf andere Gedanken. Lenkte mich von der ganzen Serpents Sache ab, sodass Joaquin DeSantos zu einem Schatten wurde, der Tag für Tag immer mehr verblasste...

Growing up in RiverdaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt