School of Elements

By newmoonanna

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Alice ist ein Waisenkind und hat ziemlich niedrige Erwartungen an ihr Leben. Doch an ihrem sechzehnten Geburt... More

Vorwort
1 - Bloß nicht die Kontrolle verlieren
2 - Chemie und andere Dinge, die ich nicht verstehe
3 - Irgendwie anders
4 - Papierfliegerpost
5 - Höhenflug
6 - Knapp daneben ist auch vorbei
7 - Auf hoher See
8 - Die Insel
9 - Die School of Elements
Kapitel 10 - Die Wasserstadt
Kapitel 11 - Augen zu und durch
Kapitel 12 - Gute Nacht, Anthony
Kapitel 13 - Ein Unterschied wie Tag und Nacht
Kapitel 14 - Im Archiv
Kapitel 15 - Evertowsky
Kapitel 16 - Silvester
Kapitel 17 - Der erste Schultag
Kapitel 18 - Freunde
Kapitel 19 - Ein etwas anderer Lehrer
Kapitel 20 - Ignis, Jayden und der Brief
Kapitel 21 - Offene Karten
Kapitel 22 - Die Wahrheit
Kapitel 23 - Todespaar
Kapitel 24 - Du bist Du
Kapitel 25 - Die Klippe
Kapitel 26 - Fürchterliche Funde
Kapitel 27 - Die Last des Atlas
Kapitel 28 - Flug in den Himmel
Kapitel 29 - Windwolken
Kapitel 30 - Fremde Schreie
Kapitel 31 - Ein betrübender Besuch
Kapitel 32 - Liebesgefecht
Kapitel 33 - Alptraum
Kapitel 34 - Zeit zu sterben
Kapitel 35 - Gefühlschaos
Kapitel 36 - Puzzleteile
Kapitel 37 - Stille Strömungen
Kapitel 38 - Geständnis
Kapitel 39 - Überraschungsbesuch
Kapitel 40 - Abbruch
Kapitel 41 - Rache
Kapitel 42 - Weg
Kapitel 43 - Aufgegeben
Kapitel 44 - Blackout
Kapitel 45 - Halbe Wahrheiten
Kapitel 46 - Verschwörung
Kapitel 47 - Unzensiert
Kapitel 48 - Anziehend
Kapitel 49 - Seelensplitter
Kapitel 50 - Troye
Kapitel 51 - Gestohlene Herzen
Kapitel 52 - Monas Geheimnis
Kapitel 53 - Wiedersehen
Kapitel 55 - Ballkönigin
The End
Mehr!

Kapitel 54 - Sonnenschein und Wolkendecke

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By newmoonanna

Mein Wasser zischte auf Ms. Lowburgh zu. Es war schnell und es war mächtig. Doch es war Nichts gegen die unglaubliche Gabe meiner erfahrenen Schulleiterin.

Schneller als ich es jemals geglaubt hatte, prallte ihre Feuerkugel an dem Wasser ab und verdampfte mit einem Zischen.

Ms. Lowburgh lachte, als sich das restliche Wasser auf der ganzen Lichtung ergoss.

„Alice Evertowsky. Sei nicht so naiv", sagte sie schließlich. „Willst du dich wirklich mit mir anlegen?"

Ich lief auf sie zu. Zwar war es eine unglaubliche Erleichterung, die Bürde der Unmengen von Wasser nicht mehr tragen zu müssen, jedoch war ich so erschöpft wie nie zuvor.

Sie haben mich angegriffen", flüsterte ich, doch ich wusste, dass sie mich besser verstehen konnte denn je. „Ich kenne zwar die Regeln der Elemente nicht gut. Aber ich glaube, eine Schülerin anzugreifen verstößt eindeutig dagegen", schnaubte ich.

„Alice ", Ms. Lowburgh seufzte. „Du hast keine Ahnung worum es hier geht"

Ich lachte laut. „Ich soll keine Ahnung haben? Sie haben mir angehängt, dass ich Jayden verletzt haben soll. Sie haben der restlichen Welt verschwiegen, was hier wirklich los ist. Haben sie jemals vom Mord von Ms. Sylva erzählt? Weiß die Zentrale davon, dass es kein Unfall war? Sie haben der Öffentlichkeit verschwiegen, dass ich fast getötet wurde. Und jetzt das"

Ich deutete hinter mich, wo Jayden aus dem Loch im Boden krabbelte und erschöpft zusammenbrach.

„Es gibt einen Grund, warum die Zentrale diese Dinge nicht erfahren darf, Alice. Versteh das doch", zischte Ms. Lowburgh und in diesem Moment sah ich sie, als wäre es das erste Mal, dass ich sie ansah. Sie war alt. In ihren Augen spiegelte sich die Erfahrung, die Schlachten, die Enttäuschungen und die Hoffnungen.

„Dann sagen Sie es mir", zischte ich. „Aber ich glaube nicht, dass es auch nur irgendetwas gibt, was das hier entschuldigt"

„Ich kann es dir nicht sagen", flüsterte Ms. Lowburgh und ich schüttelte den Kopf.

Obwohl ich erschöpft war, obwohl ich wusste, dass ich die nächsten Stunden, die nächsten Tage meine Gabe nicht benutzen konnte, obwohl ich wusste, dass ich sie überbelastet hatte, regte sich etwas in mir. Es war, als ob meine Gabe wieder aufstehen würde, als ob sie nicht aufgeben würde. Aber irgendetwas war anders. Es war, als würde sie zurückkehren, aber sie war verändert.

Es war wieder wie am Anfang. Es war, als wäre ich wieder im Waisenhaus und würde verzweifeln, weil ich nicht wusste, was mit mir passierte. Es war, als würden wir wieder von vorne anfangen. Aber diesmal wusste ich, wie ich damit umgehen musste. Diesmal wusste ich, wie man eine ungebändigte Gabe zähmte.

Und das tat sich.

Und der Sturm in mir legte sich.

„Wir sind uns ähnlicher, als du glaubst", sagte Ms. Lowburgh.

-

„Krass. Hast du das geträumt?", fragte Emmet, der ungefähr nach der Hälfte meiner Erzählung in mein Zimmer geschneit kam.

Ich sah ihn nur müde an.

„O Gott", Emmet schaute mich entsetzt an. „Das ist passiert?"

Ich nickte müde und trank einen Schluck Tee, den Mona mir reichte.

„Geht's dir gut?", Emmet kniff die Augen zusammen und musterte mich kritisch. „Du solltest dich eigentlich gar nicht anstrengen und dann hebelst du einfach so einen See aus. Alice, warum tust du immer das Gegenteil von dem, was man dir sagt?"

Ich hatte keine Zeit zu antworten.

„Was ist dann passiert?", fragte Mona und beugte sich nach vorne. Sie saß im Schneidersitz auf meinem Bettende und hielt in ihrer Hand eine kitschige Weihnachtstasse.

„Ms. Lowburgh hat sich geweigert, mir zu erzählen, warum die Zentrale nichts von alldem wissen darf. Und dann kam Anthony wieder. Er hatte Eulen dabei, die haben Jayden mitgenommen"

Ich zuckte wieder mit den Schultern.

„Konntest du mit ihm reden?", fragte Mona und schlürfte den Rest Tee aus ihrer Tasse, bevor sie sie Emmet gab, damit er sie auf meinem Nachttisch abstellte.

Ich schüttelte den Kopf.

„Er ist so gut wie sofort bewusstlos geworden"

„Wer nicht, wenn man tagelang in einem Bunker unter einem See eingesperrt war", Emmet kniff die Augen zusammen und hob ahnungslos die Schultern. „Aber was weiß ich schon"

„Gott, wie krank muss man sein. Wie krank muss Ms. Lowburgh sein", Mona machte eine entsetzte Geste. „Warum hat sie ihn eingesperrt? Warum ihn?"

Ich ließ mich in meine Kissen fallen.

Ich hatte keine Ahnung.

Schließlich setzte sich Emmet auch auf mein Bett und musterte mich erneut kritisch.

„Geht's dir wirklich gut?"

Ich nickte.

„Wirklich?", fragte er erneut und Mona stöhnte genervt auf.

„Ja, wenn sie es doch sagt", sagte sie und sah unseren besten Freund verständnislos an.

„Gut, denn", er zog das Wort in die Länge und griff in seine Hosentasche. „ich soll dir das von Troye geben"

Er reichte mir ein zusammengefaltetes Blatt Papier.

„Das sind die Ergebnisse von Ignis' medizinischer Untersuchung"

Mona stützte sich auf einem Arm ab, als sie sich zu Emmet lehnte. „Du hängst also mit Troye ab?"

Emmet blickte von Mona zu mir und wieder zu ihr zurück. Dann sah er auf seine Hände, die an meiner Bettdecke herumzupften.

„Ich habe ihn nur im Gehege getroffen"

Mona zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Du bist grottig, wenn es darum geht, dich um dein Wesen zu kümmern. Du tauchst da nur alle Jubeljahre auf"

Ich musste, wie Mona auch, grinsen, als ich Emmets verlegenes Gesicht sah.

„Heute...", er räusperte sich. „...war eben ein Jubel...tag"

Er kniff die Augen zusammen, als ob er seine eigene Aussage infrage stellen würde.

„Wie auch immer", sagte er. „Mach auf. Leider keine guten Nachrichten"

Ich seufzte und faltete den Papierbogen auf.

Dann schnaubte ich empört.

„Physisch gesund aber psychisch nicht stabil?", fragte ich entsetzt und blickte von Mona zu Emmet und dann wieder auf den Zettel in meiner Hand.

Die Signum „Ignis" (weiblich, 95 Jahre alt) wird mit sofortiger Wirkung in das Gehege der Zentrale der Elemente zur Überwachung der psychischen Gesundheit verlegt.

„Das können sie nicht machen!", schrie ich. „Das dürfen sie nicht!"

Mona riss mir den Zettel aus der Hand und schlug entsetzt die Hand vor den Mund.

„Keiner kümmert sich so gut um sein Wesen, wie du", sagte sie und sah mich traurig an. „Das hast du nicht verdient"

Man konnte mir nicht auch noch Ignis wegnehmen. Mir wurde schon zu viel weggenommen. Nicht auch noch mein Wesen.

-

Am nächsten Morgen erwartete mich die Erinnerung an den vorigen Tag, die mich viel zu lange in meinem Bett hielt. Aber wir hatten an diesem Tag keinen Unterricht. Mein Fenster war die ganze Nacht wegen der Hitze offengeblieben und ich hörte schon früh am Morgen aufgeregte Stimmen aus dem Wassergarten. Ich konnte zwar nicht hören, was die Themen waren, aber es war mir fast klar, worum es ging. Ich seufzte. Ich war nicht in der Stimmung, meine Prüfungsergebnisse zu erfahren. Und erst Recht war ich nicht in der Stimmung, auf einen Ball zu gehen.

Ich zog die Decke über meinen Kopf und wünschte mir, dass es ein normaler Tag wäre. Es war einer der seltenen Momente, in denen ich mir wünschte, dass ich ein normales Leben hätte. Nicht das Leben bei Tracy im Waisenhaus. Aber ein Leben ohne Elemente, ohne diese Gabe, ohne diese Insel. Ein normales Leben mit normalen Eltern und normalen Geschwistern. Vielleicht noch einem Hund und einer Gartenlaube.

Aber im Moment konnte ich so gut darauf verzichten, hier zur Schule zu gehen, hier zu leben und diese verdammte Gabe beherrschen zu können.

Nach dem Frühstück machte ich mich auf dem Weg zum Krankenlager, wo ich schon mit offenen Flügeln erwartet wurde. Ich wurde von mehr als einer Eule dafür gerügt, dass ich mich nicht genug geschont hatte. Die Belastung, der ich mich ausgesetzt hatte, hat scheinbar nicht nur meiner Gabe geschadet, sondern auch den Wunden, die sowieso nur langsam verheilten.

„Ms. Evertowsky", eine Eule ließ sich neben mir nieder und strich mit einer Feder über mein Gesicht. „Sie müssen sich wirklich schonen"

„Ich würde Sie am Liebsten nicht auf den Ball gehen lassen", murrte eine kleine Eule, die meine Beinwunde neu verband.

„Nein. Nein", die Eule neben mir zwinkerte mir zu. „Ich hoffe nur, Sie haben ein langes Kleid gewählt"

Ich lächelte sie an und setzte mich auf.

„Wie geht es Jayden?", fragte ich schließlich endlich die Frage, die mir schon seit Ewigkeiten auf dem Herzen lag. Er sah so verloren, so kaputt aus, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Es hatte so wehgetan, zusehen zu müssen, wie die Eulen ihn durch die Lüfte davontrugen, wie sein Kopf leblos nach unten hing und wie hoffnungslos sein Blick gewesen ist, als ich ihn seit Wochen wiedergesehen hatte. 

„Besser als erwartet", sagte die Eule mit der sanften Stimme neben mir und wenn es mit einem Schnabel möglich gewesen wäre, hätte sie mich an dieser Stelle bestimmt angelächelt.

„Das sind vertrauliche Informationen", krächzte die kleine Eule. „Die gehen Sie gar nichts an"

„Ich bitte dich, Gertrud", sagte die andere Eule und blickte sie aus finsteren Augen an. „Er ist Ihr Bruder"

„Darf ich zu ihm?", fragte ich und ignorierte die missmutige Eule, die sich von meinem Bett abstieß und in das hohe Gewölbe des Krankenlagers flog.

Die übrige Eule schüttelte den Kopf, was mehr als verstörend war, da sie ihn fast komplett drehte.

„Er hat ein Beruhigungsmittel bekommen. Als er wieder aufgewacht ist, war er so aufgebracht, dass wir beschlossen haben, dass es der beste Weg ist, wenn wir ihn bis heute Abend einigermaßen fit bekommen wollen"

Ich nickte langsam.

„Wie auch immer", die Eule flatterte in die Luft. „Ich wünsche euch allen ganz viel Spaß beim Ball"

Und damit verschwand auch sie in die Höhen des Gewölberaums.

Ich ging nach dem Besuch im Krankenlager nicht in mein Zimmer. Ich befürchtete, dass meine Prüfungsergebnisse schon angekommen sind. Und das letzte, was ich jetzt brauchte, war das Gewissen, dass ich versagt hatte.

Ich brauchte gar nicht denken, wohin ich laufen sollte. Es war, als ob mich meine Füße automatisch nach draußen tragen würden. Es war, als ob es etwas gab, was mich so sehr mit Ignis verband, dass ich sie sehen musste.

Doch so weit kam es gar nicht. Troye fing mich am Eingang zum Gehege ab.

„Alice", sein Gesicht hellte sich auf. Er trug ein weißes Hemd und hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt. Sein leuchtender Blick verdüsterte sich wenige Sekunden, nachdem er mich erblickt hatte.

„Alice, es tut mir so leid", er ging einen Schritt auf mich zu, als ich stehengeblieben war. „Ich konnte nichts tun. Wirklich nicht"

Troye presste die Lippen aufeinander. „Ms. Lowburgh war mir meinen Untersuchungsergebnissen nicht zufrieden, weil sie zu schlampig gemacht wurden"

Bei seinen letzten Worten malte er mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. Er seufzte hoffnungslos.

„Sie hat meinen Vorgesetzten kommen lassen und er hat sie als nicht zurechnungsfähig eingestuft"

Ich nickte.

„Es tut mir wirklich leid. Ich habe alles getan, das musst du mir glauben"

„Ich weiß, Troye", ich presste die Lippen aufeinander und blickte auf den Boden. „Danke dir"

„Hey", Troye berührte meinen Arm sachte. „Sie ist eine starke Signum"

Ich nickte wieder.

„Lust auf einen...Spaziergang?", Troye zuckte mit den Schultern und deutete auf den mit Fackeln gesäumten Weg, der zum Pier führte. „Ich glaube nicht, dass du gerade da drin sein möchtest", Troye nickte in Richtung des Geheges hinter ihm. „Ignis ist am Ausrasten. Sie ist eigentlich ein einziger Feuerball und ein paar Pfleger stehen mit feuerfesten Anzügen um sie herum und versuchen herauszubekommen, wie man sie auf das Schiff bekommen soll"

Ich zuckte mit den Schultern. „Warum nicht", seufzte ich und lief neben ihm den Weg entlang.

„Ich habe das mit deinem Bruder mitbekommen", er versuchte zu lächeln, aber ich starrte ihn nur stumm an. „Die Dinge sprechen sich ziemlich schnell rum"

Ich sagte wieder nichts. Nicht, weil ich mich nicht mit Troye unterhalten wollte, sondern weil ich lediglich keine Worte hatte.

Also schwiegen wir eine ganze Weile. Aber es war kein unangenehmes Schweigen. Es war nicht dieses Schweigen, bei welchem man die ganze Zeit angestrengt nach einem Gesprächsthema mit dem Gegenüber sucht. Es war die Art von Schweigen, das jeden Moment problemlos unterbrochen werden kann oder auch bis in alle Ewigkeiten dauern könnte. Ich war überwältigt davon, wie es Troye jedes Mal aufs Neue schaffte, dass man sich in seiner Gegenwart nicht unwohl fühlte. Als ob er ein menschlicher Magnet wäre. Er gab einem immer das Gefühl, nicht fehl am Platz zu sein, auch wenn man es eindeutig war. Es war so selten, jemanden wie Troye kennenzulernen. Jemanden auf derselben Wellenlänge. Jemanden, den man erst so kurz kennt, ihm trotzdem aber blind vertrauen könnte.

„Alice", sagte er schließlich. „Ich weiß, dass du jeden Grund hast, dich in deinem Bett verkrümeln zu wollen. Aber lass dir das nicht verderben, okay?"

Ich nickte.

„Ich meine das Ernst, Alice", er blieb stehen. Wir befanden uns am Meer und es rauschte leicht und es roch nach Salzwasser und es gäbe wahrscheinlich keinen Ort, wo ich jetzt lieber wäre als bei meinem Element. Er drehte mich zu ihm und zog die Augenbrauen hoch.

„Der Halbjahresball ist wunderschön. Versuch Ignis und all das Drama so gut wie es geht zu vergessen", er lächelte. „Du und Anthony, ihr seid wirklich ein süßes Paar"

Ich konnte nichts gegen das Lächeln tun, das sich auf meine Lippen schlich.

„Geht doch", er nickte zufrieden. „Der Abend gehört euch, genieß ihn"

„Wie? Ich kann nicht einmal tanzen. Ich werde wahrscheinlich den ganzen Abend einfach..."

„Halt", Troye unterbrach mich, hob die Hand und sah mich entsetzt an. Dann leuchteten seine Augen auf, wie sie es so oft taten und sein empörter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein wissendes Lächeln.

Er packte meine Hand und zog mich auf den hölzernen Steg. Aus seiner Hosentasche zog er ein Smartphone und nach wenigen Sekunden ertönte eine Ballade.

„Das ist nichts, was wir nicht sofort ändern können"

-

„Troye hat dir das Tanzen beigebracht?", fragte Mona mich und zog erstaunt die Augenbrauen nach oben.

„Ich glaube nicht, dass man das beibringen nennen kann", ich ließ mich auf ihr Bett fallen. „Ich bin glaube ich noch schlechter als davor"

Mona kniff die Augen kritisch zusammen und zuckt dann schließlich mit den Schultern.

„Hast du deinen Papierflieger dabei?", fragte sie und wedelte mit dem Stück Papier, das ihr soeben zugeschickt wurde. Mona und ich hatten beschlossen, die Prüfungsergebnisse zusammen anzusehen, um zusammen zu feiern. Oder zusammen am Boden zerstört zu sein.

Ich nickte träge und zeigte ihr meinen Papierflieger. Ich musste mich auf dem Weg zu meiner besten Freundin zurückhalten, um ihn nicht zu öffnen. Obwohl ich den Inhalt nicht wissen wollte, schrie er mich regelrecht an, ihn auseinanderzufalten.

„Bereit?", fragte Mona und setzte sich zu mir.

„Nein"

„Okay. Auf Drei.Eins, Zwei, Drei..."

Mona riss ihren Flieger regelrecht auf und las sich ihn kritisch durch. Obwohl Mona der wohl emotionalste Mensch war, den ich kannte, konnte sie manchmal ein ganz schönes Pokerface auflegen. Schließlich blickte sie auf.

„Was soll das? Mach deinen auf", sagte sie und sah mich verurteilend an. „Wir machen sie zusammen auf, das haben wir ausgemacht"

„Ich will nicht", quengelte ich und seufzte.

„Hast du bestanden?", fragte ich sie und linste auf das Blatt Papier in ihren Händen.

„Mach deins auf", sie zog die Augenbrauen in die Höhe und drückte das Blatt mit ihren Ergebnissen gegen ihre Brust.

Mit zitternden Händen ergriff ich den Flieger und faltete ihn langsam auf.

Wenn ich nicht bestehen würde, dann würde ich...ich wüsste nicht, was ich tun würde. Wahrscheinlich wäre ich am Boden zerstört. Wahrscheinlich...

Bestanden.

Knapp.

Aber bestanden.

Mr. Kyston muss einen richtig guten Tag gehabt haben, wenn er mich tatsächlich mit so wenigen Kritikpunkten hat bestehen lassen. Am besten war ich in Formation und Kontrolle. Mr. Rattington hatte für mich auch sehr viel mehr positive Resonanz übrig als ich erwartet hatte. Vor allem nachdem ich Ms. Lowburgh zufolge der Grund für Ignis' Angriff auf Jayden war.

„Also?", fragte ich Mona.

„Bestanden?"

„Bestanden"

Mona grinste und schnappte sich meine Prüfungsergebnisse und sah sie sich aufmerksam an.

„In Schwimmen bist du nicht annähernd so schlecht wie du immer sagst"

„Dasselbe gilt für dich in...so ziemlich allen Fächern", antwortete ich und gab ihr ihren Zettel zurück.

Mona wollte etwas erwidern, doch ein Kratzen hinderte sie daran. Ein Schatten huschte über uns und als wir nach oben blickten, sahen wir auf der Glaskuppel, die sich über Monas Höhlenzimmer erstreckte, einen Onus.

„Mein Kleid!", kreischte Mona und beeilte sich, auf die kleine Trittleiter zu steigen und das Fenster zu öffnen.

Ich seufzte.

„Alice", Mona sah mich verurteilend an, als sie das verpackte Outfit entgegennahm und den Onus über den Schnabel strich, bevor er wieder wegflog. „Du musst unbedingt diese schlechte Laune loswerden"

„Ich will einfach nicht", seufzte ich und sah meiner besten Freundin zu, wie sie das Fenster wieder schloss und das Kleid an ihre Badezimmertür hängte.

„Du wirst aber", Mona zog die Augenbrauen nach oben. „Und jetzt los"

Sie deutete auf die runde Holztür, die aus ihrem Zimmer hinausführte.

„Geh und mach dich hübsch. Das nächste Mal, wenn ich dich sehe, bist du eine schöne Prinzessin und vor allem bist du dann bitte besser drauf"

Sie schob mich aus ihrem Zimmer.

„Es gibt kein Universum, in dem ich jemals aussehen werde wie eine Prinzessin", erwiderte ich, bevor sie die Tür hinter mir schloss.

-

In welcher kranken Realität ist dieses Kleid denn eng?

Die Worte von Olyvya, der Designerin spukten mir im Kopf herum, als ich mich vor dem Spiegel immer und immer wieder drehte und an dem roten Stoff zupfte, als ob es irgendetwas ändern würde.

Rote Spitze zierte meinen Oberkörper und verlief dann in sanfter Seide zu einem dichtanliegenden Rock. Es könnte nicht weniger zu mir passen. Es könnte nicht mehr das Gegenteil von dem sein, wie ich mich sah.

Aber ich konnte nichts anderes anziehen. Olyvya hatte sich geweigert, ein anderes Kleid für mich auszusuchen und ich könnte allerhöchstens in meiner Schuluniform aufkreuzen. Allerdings würde ich mich dann erst Recht zur Witzfigur machen.

Es war sowieso zu spät, denn ich hörte es an der Tür klopfen.

„Ja", rief ich genervt und verzog ein letztes Mal das Gesicht, als ich im Spiegel an mir herunterblickte.

„Alice?", ich hörte die Tür aufgehen und spähte aus der Badezimmertür in mein Zimmer. Anthony stand inmitten meines kleinen Zimmers und war mal wieder der Grund dafür, dass ich so ziemlich aufhörte, zu funktionieren.

Anthony trug einen dunkelblauen Anzug und es schien, als hätte er sich das erste Mal in seinem Leben seine Haare im Spiegel angesehen und beschlossen, sie wenigstens in dieselbe Richtung abstehen zu lassen. Seine Augen leuchteten mit seinen roten Sommersprossen um die Wette und er schien den ganzen Raum aufzuhellen. In den Händen hielt er einen kleinen Blumenstrauß, den er jedoch auf die Seite legte, als er mich erblickte.

„Hey", er lächelte und seine Freude war ansteckend. „Wie siehts aus? Kommst du da auch mal raus?"

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich noch immer wie eine Psychopathin aus dem Badezimmer lugte und ich spürte mein Gesicht regelrecht rot anlaufen.

„Ja...", ich blickte auf den Boden. „Ja, sofort. Gib mir noch eine Sekunde"

„Immer", antwortete er und sein Lächeln verschwand nicht, auch nicht als ich die Tür hinter mir schloss.

Ich blickte mir im Spiegel entgegen. Und ich betete, dass ich mich nicht vor diesem wunderschönen Menschen blamieren würde.

Anthony hatte mir den Rücken zugewandt, als ich schließlich das Badezimmer verließ, Minuten später als es notwendig gewesen wäre.

„Wow", Anthony drehte sich um und musterte mich. „Also ich meine wow"

Er ging auf mich zu und nahm meine Hand.

„Wann wirst du je aufhören, mich immer wieder zu überwältigen?"

„Ich weiß nicht", murmelte ich und blickte auf die feinen Muster auf seiner Krawatte. „Vielleicht gar nicht?"

„Das will ich doch hoffen", flüsterte er und küsste sanft meine Hand.

„Bereit?", fragte er und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Ich glaube nicht", antwortete ich zögerlich und sah ihn an. Sein Gesicht strahlte wie die Sonne am wolkenlosen Himmel.

Er verschränkte unsere Finger miteinander.

„Jetzt?"

Ich lächelte und nickte. 

***

PUUUH

*Knöchel-Knack* 

*Finger-Dehn*

Das war also die sanfte Vorstufe zum Grand-Final. Ich kann nicht glauben dass es nur noch ein Kapitel geben wird. Das ging alles VIEL zu schnell. 

Wie auch immer. Sagt mal, was ihr an diesem Kapitel am Besten und was am Schlechtesten fandet und dann sehen wir uns gleich in den Kommentaren!

Apropos: Ich war in letzter Zeit sehr inaktiv auf Wattpad, i know i know. Und mit inaktiv meine ich: gar nicht aktiv. Ich war literally die ganze letzte Woche damit beschäftigt, irgendwie beim Kampf um meine Lieblingsserie zu helfen. Wenn ihr auch Teil der #Shadowfam seid, dann versteht ihr das sicher und leidet mit mir. Und wenn ihr das nicht seid: Geht und binge-watched Shadowhunters, die bei weitem beste Serie des Universums, welche aus unerklärlichen Gründen abgesetzt wird und spätestens dann werdet ihr mich verstehen ;D

Wie auch immer, ich lese auf jeden Fall alle eure Kommentare und ich antworte auch allen...irgendwann jedenfalls xD <3 

Danke euch für eure lieben Kommentare und fleißigen Votes! <3

Wer herausfindet, warum der kommende Donnerstag, also der 14.06.2018 so ein krass besonderer Tag ist, der bekommt...eine Blaubeere. 

Auf jeden Fall könnt ihr euch diesen Tag dick in eurem Kalender markieren.

- newmoonanna


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