Kapitel 38 - Geständnis

3.5K 261 115
                                    

„Das müssen wir feiern!", schrie Emmet auf, als Mona und ich von unseren Prüfungen berichteten. Wir saßen beim Abendessen und ich war so grenzenlos glücklich, wie noch nie. Natürlich standen mir noch unglaublich viele Prüfungen bevor und ich musste noch so viel lernen und üben. Aber die schwerste Prüfung hatte ich hinter mir. Und mein Lehrer war erstaunt gewesen. Von mir. Ich könnte meine Freude in die Welt hinausschreien und noch viel weiter.

„Wie willst du das feiern?", lachte Mona, auch sie war erleichtert. Das war ihren freudigen Gesichtszügen und heiteren Ausstrahlung zu entnehmen, die sie umwand wie das Licht der aufgehenden Sonne.

Doch Emmet zuckte nur mit den Schultern und gerade als ich einen Bissen meiner köstlichen Mahlzeit nehmen wollte, zuckte ich vor Schreck zusammen. Eine Hand lag auf meiner Schulter und ich drehte mich erschrocken um.

„Schön dich zu sehen"

Anthony.

Ich nickte nur monoton, unfähig etwas zu sagen. Oder besser: Vollkommen überrumpelt.

„Hast du einen kurzen Augenblick Zeit?", fragte er höflich und nickte Mona und Emmet zu.

Ich wollte gerade ablehnen und mich meinem hart erarbeiteten Essen zuwenden, da unterbrach mich Mona

„Na klar hat sie das!", schrie sie entzückt und gab mir einen enthusiastischen Klaps auf den Unterarm, strahlte mich an. Doch ich erwiderte ihren freudigen Blick nur mit einem Seufzen, das sie hoffentlich merken ließ, wie wenig ich jetzt eine Unterhaltung mit Anthony wünschte. Gerade, weil ich wusste, was er mir zu sagen hatte.

„Gib ihm eine Chance", zischte Mona unter einem geräuschvollen Huster, als ich mich erhob und Anthony ein Stückchen weiter in den Gemeinschaftsgarten folgte, aus der Hör- und Sichtweite meiner zwei neugierigen Freunde.

Die ersten paar Meter auf dem Pfad, den er eingeschlagen hatte, sagte er nichts und meine Panik vor einer peinlichen, langanhaltenden Stille wuchs mit jedem Schritt. Der kleine Weg führte uns entlang des kleinen Flusses und bot uns eine schöne Sicht auf den Ostflügel des Gebäudes. Dort, wo man irgendwann die Glaskuppeln des Höhlendorfes auffinden würde.

„Ich hatte wenig Zeit, mich um meine Erstklässler zu kümmern", fing er schließlich an und starrte betrübt auf den Boden. „Das tut mir sehr leid, Alice. Ich hoffe, du hattest keine Probleme. Und wenn doch, dann steht meine Tür immer für dich auf, das weißt du ja"

Ich hätte bei der Stelle mit den Problemen lachen können, doch stattdessen nickte ich ihm nur dankbar zu und sah dann in den Himmel. Gerade kreisten zwei Oni über unseren Köpfen, als würden sie gleich zum Sturzflug ansetzen.

„Das liegt daran, dass die Prüfungen in der Abschlussklasse schon viel früher sind", erklärte er mir und hob endlich den Kopf. Er sah tatsächlich ein wenig ausgelaugt aus. Seine Haare waren nicht ganz so gestylt, wie immer und die roten Sommersprossen auf seinen Wangen bildeten einen starken Kontrast zu seiner bleichen Haut. Aber nicht nur sein Aussehen hatte sich in den letzten Monaten verändert, sondern auch sein Verhalten. Ich erinnerte mich gerne an den Anthony, der mich und meine Klassenkameraden voller Enthusiasmus in die Wasserstadt geführt hat. Doch irgendetwas hatte dieser etwas stillere, seriösere Anthony, das mir gefiel.

„Das ist natürlich gar keine Entschuldigung", lachte er schließlich auf und blickte dann in die Ferne. „Aber jetzt, da die Prüfungen um sind, werde ich wahrscheinlich sehr viel mehr Zeit für euch und meine Freunde haben"

Ich nickte wieder, wusste nicht wirklich, was ich darauf antworten sollte. Und, weil alles, was ich sagen würde, sowieso ein totales Fettnäpfchen wäre, hielt ich einfach die Klappe.

School of ElementsWhere stories live. Discover now