Kapitel 12 - Gute Nacht, Anthony

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Seine Augen durchbohrten mich, schienen in mich hinein, sogar durch mich hindurch sehen zu können. Anthony hatte die Arme in die Seiten gestemmt und musterte mich mit einem Gesichtsausdruck, der in Kombination mit seinem messerscharfen Blick fast gruselig war.

„Alice", stieg er keuchend hervor, als wäre er extrem sauer auf mich. Vielleicht war er es auch und ich wusste nur nicht, was ich falsch gemacht haben sollte.

Aber anscheinend schien ich die Erklärung dafür auch nicht in nächster Zeit erwarten zu können, denn als Anthony wieder ansetzte, um etwas zu sagen, stolperte er über seine eigene Sprachlosigkeit, wenn das überhaupt möglich war, und begnügte sich letztlich damit, mich einfach weiterhin grimmig anzustarren.

Im Gegensatz zu mir war er kein bisschen nass, seine kurzen, roten Haare, standen ihm wie vorhin noch vom Kopf ab und sein Shirt war genauso trocken, wie der Rest seiner Kleidung auch. Beneidenswert. Ich musste vor ihm nämlich aussehen, wie ein begossener Pudel. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Aber wenn er schon in meinem zukünftigen Zimmer stand und mir mit Blicken Vorwürfe entgegenschleuderte, von welchen ich überhaupt nichts wusste, konnte er auch ruhig mit der Sprache rausrücken. Ich hatte schließlich nichts falsch gemacht.

Also richtete ich mich auf und stemmte auch die Hände in die Hüfte. Ich war zwar nicht annähernd so groß wie er, aber mein trotziger Blick genügte, um seinen heftigen Blick etwas abzumildern.

„Was?", fragte ich, legte in dieses eine Wort genauso viele Vorwürfe, wie er in seinen Blick.

„Du", setzte er an, holte dann Tief Luft und schloss die Augen. „Wo warst du?"

Seine Stimme klang ziemlich gereizt, wobei das nicht im Geringsten an die Schärfe herankam, die er gerade noch in seinem Blick gehabt hatte.

„Ich bin hierhergeschwommen. Wie du es uns gesagt hast", antwortete ich, mit einem trotzigen Unterton.

„Ich bin schon seit mehreren Minuten hier und du warst weder in deinem Zimmer, noch im Aquarium", bellte er mich an und ich wich einen Schritt zurück.

Ho, ho, ho. Alles klar. Der konnte jetzt auch mal wieder einen Gang zurückschalten.

Also scheute ich nicht, meine Unverständnis offen zu zeigen und sah ihn entgeistert an.

„Mir ist die Luft ausgegangen", sagte ich kühl und hoffte, er würde nicht merken, wie unglaublich peinlich es mir war. „Also bin ich kurz durch die erstbeste Tür, um nicht zu verrecken"

Offensichtlich war es meine Wortwahl, die ihn dazu verleitete, die Wut aus seinem Gesicht verschwinden zu lassen und stattdessen machte sich dort Platz für Sorge.

Bitte nicht.

„Gibt es noch irgendwelche Überreaktionen, die du bei mir loswerden willst?", blaffte ich ihn an. Ich hatte keine Lust, dass jetzt irgendwas kam, was mir noch mehr zeigte, was ich für ein Versager sein musste. Konnte nicht einmal Tauchen. „Oder kann ich jetzt endlich in mein Zimmer und mir etwas Trockenes anziehen?"

Sein Blick war verwundert, als ob er jetzt erst merken würde, dass er seit gefühlten fünf Minuten den Weg in mein Zimmer versperrte. Er trat einen Schritt auf die Seite und mir bot sich ein Anblick von einem kleinen, aber liebenswert eingerichteten Zimmer.

Es war gerade mal genug Platz für ein, für mich, ziemlich großes Bett, einen Schreibtisch mit einem Stuhl davor, eine Kommode und einen Sessel. Eine Wand war zwar verglast, ich konnte draußen jedoch nur einzelne Fackeln erkennen, die zu wenig Licht spendeten, um den Ausblick genießen zu können. Denn man sah davon ja kaum was.

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