Kapitel 15 - Evertowsky

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Ich saß auf dem Sessel in meinem Zimmer und starrte noch immer wie gebannt auf den kleinen, beigefarbenen Zettel in meiner Hand. Nachdem wir das Archiv verlassen hatten, hatte Ms. Ellys das heutige Programm für beendet erklärt und wir alle waren dankbar für die Oni, die sich ohne Aufforderung unser schweres Schulzeug geschnappt haben und damit bereits vorausgeflogen sind. Nachdem ich noch ein paar Worte mit Mona gewechselt habe, bin ich den großen Vögeln gefolgt, weil sich Cassey gefährlich nahe in unsere Richtung begeben hat und ich es wirklich nicht nötig hatte, noch einmal so barsch angesprochen zu werden, wie vorhin von Jayden.

In meinem Zimmer angekommen, war der, für meine Sachen zuständige Onus bereits längst verschwunden und ich fragte mich, wie er wohl hereingekommen war. Er konnte kaum durch das Aquarium fliegen und dann den Skyway zu meinem Zimmer nehmen. Die Fenster waren jedoch auch nicht offen, aber ich verschwendete nicht länger meine Gedanken an den Vogel, sondern schnappte mir sofort das Blatt Papier, das auf dem hohen Bücherstapel lag.

Ich hatte, als ich es bekommen habe, nicht einmal Zeit gehabt, es zu überfliegen, weil der Onus sofort Besitz davon ergriffen hatte und so war ich jetzt zum Zerreißen gespannt, was für Fächer mich in diesem Schuljahr erwarten würden.

Ich schaute mir den Stundenplan für Mittwoch gründlich an, da der erste Tag im neuen Jahr auf diesen Wochentag fallen wird, wusste aber bei den meisten Fächern nicht wirklich, was ich zu erwarten hatte.

Alice Evertowsky, 1. Klasse, Wasser – STUNDENPLAN

MITTWOCH

Geschichte / Kontrolle / Formation / Formation / Schwimmen / Schwimmen / Mittagspause / Angriff

Während mir Schwimmen und Geschichte natürlich ein Begriff war, konnte ich mir aber unter Formation beispielsweise nichts vorstellen. Als ich den restlichen Plan überflog entdeckte ich noch die Fächer Verteidigung, Magische Tierwesen und Interaktion mit anderen Elementen.

Ich lehnte mich seufzend zurück, meine Haare hatte ich in einen Turban gebunden, den ich jetzt löste. Wenn ich irgendwo eine Schere auftreiben konnte, würde ich mir meine Haare wieder schneiden, da war ich mir ziemlich sicher. Sie fielen mir fast auf die Schultern und es war nervig und unangenehm. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es andere Mädchen auf die Reihe bekamen, die Haare teilweise bis zu ihrem Hintern wachsen zu lassen.

Mein Blick lag wieder auf dem Stück Papier. Aber diesmal beschäftigten mich nicht die verschiedenen Fächer, sondern die Tatsache, dass der Nachname, der dort stand, schlicht und einfach nicht mein Nachname war.

Evertowsky.

Ich hatte den Namen noch nie gehört und um ehrlich zu sein machte ich mir mehr Gedanken darüber, als es wahrscheinlich nötig gewesen wäre. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde mein Nachname mit dem eines anderen Schülers vertauscht.

Die restlichen Schulutensilien bestanden aus ziemlich vielen Lehrbüchern, Heften, Tintenschreibern und Bleistiften und einer Umhängetasche mit der Aufschrift SoE, die angeblich wasserundurchlässig und feuerfest sein soll. Was auch von Vorteil war, wenn ich jeden Tag damit durch das Aquarium schwimmen musste. Mittlerweile war ich auch weniger panisch. Die Male, in welchen ich das Aquarium durchschwommen habe, konnte man zwar an nur einer Hand abzählen, aber ich merkte mit jedem Schwimmzug, dass ich mich daran gewöhnen konnte. Mir war klar, dass ich mit meinen unterdurchschnittlichen Leistungen nicht annähernd an die der anderen rankam, aber mir war es eigentlich schon genug, wenn ich zu meinem Zimmer kam, ohne aufgrund von mangelnder Sauerstoffversorgung zu sterben.

Ich hob den Stapel Bücher auf, ächzend unter dem Gewicht und bewundernd, dass die Oni problemlos solche Lasten tragen konnten, und bewegte mich langsam, trotzdem schwankend, auf die Kommode zu. Ich würde die vielen Schubladen nicht brauchen, immerhin hatte ich im Gegensatz zu den anderen Schülern nicht meinen halben Kleiderschrank dabei. Ich habe nämlich nie einen gehabt und darüber hinaus nahmen die wenigen Sätze Kleidung, die ich besaß und auch dabeihatte, niemals das ganze Möbelstück ein.

School of ElementsWhere stories live. Discover now