Kapitel 43 - Aufgegeben

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Die Dunkelheit umhüllte mich und das Licht, das die Finsternis sanft durchbrach wurde mit jeder Minute schwächer. Ich wusste nicht, wie lange ich schon an der feuchten Höhlenwand gelehnt dasaß und in die Schwärze starrte. Kleine Punkte tanzten wie Sterne vor meinen Augen und zeugten von meiner Erschöpfung.

Ich unternahm keinen Versuch, mich aufzurappeln und dem Dunkeln zu entkommen. Ich versuchte nicht, mich zu befreien und ich versuchte nicht, die Fesseln zu lösen.

Ich hatte immer versucht, ein Kämpfer zu sein. In all den Jahren, in denen man mich gedemütigt hatte, in denen ich unter Tracys Erziehungsmethoden gelitten hatte, war ich eine Kriegerin geblieben. Ich war stark geblieben und obwohl mein Äußeres nach und nach zerbröckelt war, bin ich innerlich heil geblieben. Die Mauer, die ich um mich aufgebaut hatte, war der Grund gewesen, warum ich weitergekämpft hatte.

Aber seitdem ich hier war, seitdem ich die Einladung bekommen habe, ist etwas mit dieser Mauer passiert. Etwas hat sich in mir breitgemacht, das sich anfangs so gut angefühlt hatte. Aber es war jetzt der Grund, warum ich hier saß.

Warum ich nicht mehr weitermachen wollte.

Warum ich aufgegeben hatte.

Man sagte, dass Hoffnung als Letztes starb. Man sagte, dass die Hoffnung einen am Leben ließ. Aber das galt nicht für mich. Mich hat die Hoffnung auf ein besseres Leben, auf eine Familie und Freunde nicht am Leben gelassen, sondern sie hat mich kaputt gemacht.

Die Hoffnung, die seit jenem Tag in mir schlief, als ich die Einladung in die SoE bekommen hatte, war das, was meine eiskalte, steinharte Mauer gestürzt hat. Die Hoffnung war das gewesen, was Mona und Emmet ermöglicht hat, so nah an mich heranzukommen.
Die Hoffnung war das gewesen, weswegen ich jetzt wusste, wer meine Eltern waren. Die Hoffnung war der Grund, warum ich Anthony so nahegekommen war.

Die Hoffnung war der Grund, der mich kaputt gemacht hat.

Die alte Alice würde sich aus den Fesseln befreien und würde irgendwie einen Ausweg aus dieser Höhle suchen. Die alte Alice mit ihrer Mauer um sich herum. Die alte Alice, die niemanden an sich heranließ, die würde das tun.
Aber ich war nicht mehr die alte, kalte Alice.

Ich war die Alice, die von den Strapazen der letzten Monate so ausgelaugt war, dass sie nicht einmal einen Versuch unternahm, aufzustehen.

Ich war die Alice, die verletzbar war. Die von kleinen und großen Gesten berührt wurde. Und ich war die Alice, die sich kümmerte. Um ihre Freunde, um Anthony, um ihre Eltern. Um ihren Bruder.

Ich war nicht mehr die Alice, die nur an sich dachte.

Ich war die Alice ohne schützende Mauer um sich herum.

Und das hat mich letztendlich aufgeben lassen. 

***

Guten Abend.

Es tut mir leid, dass so lange nichts kam und, dass das Kapitel so gruselig kurz ist. 

Das liegt daran, dass ich neuerdings keine Freude mehr an School of Elements finde. Ich weiß nicht, warum. Aber es ist, als ob ich mit diesem Buch mit halsbrecherischer Geschwindigkeit in das Ungewisse schlittern würde. Ich hatte nie einen Plan, wenn ich geschrieben habe. Die ganze Story hat sich nach meinen Launen entwickelt und ich weiß am Ende eines Kapitels nie wirklich, wie ich die Geschichte weiterführen soll und meistens wird mir erst nach dem Veröffentlichen bewusst, dass ich eigentlich eine Menge Mist geschrieben habe. 

Ich würde gerne etwas Neues anfangen. Kriegerin des Lichts ist zwar eine etwas ausgereiftere Idee, aber irgendwie packt es mich nicht. 

Und ich kann ja wohl nicht schreiben, wenn es mir selbst nicht gefällt.

Ich weiß selber nicht, was ich tun soll. Vielleicht liegt School of Elements vorerst auf Eis bis ich weiß, was ich mit diesem Baby meiner Schreibkünste anfangen soll.

Vielleicht schreibe ich auch weiter oder vielleicht kommt etwas ganz Neues. 

Vielleicht lass ich es aber vorerst auch einmal.

Wisst ihr, ich bin momentan dabei einen Meilenstein der modernen Literatur zu lesen, von einem Autor, zu dem Leute wie ich nur aufblicken können. 
"Es" von Stephen King. Und wenn ich mich durch hunderte dieser Seiten fresse merke ich erst, was es wirklich bedeutet,
schreiben zu können. Schreiben ist nicht das, was ich hier tue oder der Rest der Möchtegern-Schreiber hier auf Wattpad. Schreiben ist es, wenn du Leute dazu bewegen kannst, einfach zu verschwinden ohne fortzugehen. Schreiben ist es, wenn Leute dein Buch lesen und nach ein paar Minuten aufsehen und dann merken, dass Stunden vergangen sind, während sie Seite um Seite umgeblättert haben und in den Körper von Kindern und Erwachsenen, von Eltern und Lockführern geschlüpft sind. Vielleicht auch in den Körper eines Clowns, der halbtags in der Kanalisation arbeitet, ja. 

Aber ich glaube nicht, dass Schreiben das ist, was ich hier tue. 

Ich habe keine Ahnung

- newmoonanna

School of ElementsWhere stories live. Discover now