Kapitel 48 - Anziehend

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„Er kann doch nicht einfach weg sein", zischte Mona leise, als sie versuchte, Schritt mit mir zu halten, als ich durch das Gebäude stürmte. Wir verließen den Skyway und ich zog eine Glastür auf, in der sich kurz mein wütendes Gesicht spiegelte.

„Ist er aber", sagte ich und wartete nicht darauf, dass Mona die Tür hinter mir geschlossen hatte, bis ich weiterlief.

„Was bedeutet das jetzt?", Monas Blick lag auf meinem Gesicht und ich konnte die Sorge in ihren Augen regelrecht greifen. Ihre blonden Locken wippten auf und ab, als sie im Trab neben mir lief.

„Es bedeutet, dass die letzte Chance für mich, aus dieser Sache unschuldig rauszukommen, verschwunden ist", seufzte ich und blieb endlich stehen. Mona presste ihre Lippen aufeinander und stupste meinen Arm an.

„Es muss einen anderen Weg geben, Alice. Es kann nicht sein, dass Jayden die einzige Möglichkeit ist..."

„Ist er aber", sagte ich hoffnungslos und zuckte mit den Schultern. Ich sah den langen Flur, gesäumt von Fackeln und Säulen hinunter und verschränkte die Arme.

„Hey. Wir werden eine Lösung finden", Mona lächelte und drückte meine Hand, bevor sie sich in die entgegengesetzte Richtung wandte.

„Viel Glück bei deinem Projekt", ich lächelte schwach zurück und sah ihr nach, wie sie in einem kleinen Schlupfwinkel verschwand und dabei rief: „Das werde ich dringend brauchen"

Ich setzte meinen Weg ohne Mona fort. Zwar war es mir wieder erlaubt, uneingeschränkt herumzulaufen, allerdings war es im Interesse von Ms. Lowburgh und den Eulen, wenn ich mit meinen Unterrichtsbesuchen etwas auf sich warten lassen würde. Und um ehrlich zu sein, war es mir auch so lieber.

Dann hatte ich mehr Zeit, um Jayden zu finden.

-

Es kam mir vor, als wäre ich eine Ewigkeit nicht mehr bei Ignis gewesen. Die Gehege lagen still da, nur ab und zu hörte man ein Krächzen aus den beflügelten Bäumen, wo ich meinte, Emmets Falken erkennen zu können.

Doch als ich Ignis' Gehege betrat, blieb mir das Herz stehen. Inmitten der weiten Wüste, wo nur ab und zu Felsen und Kakteen die vielen Sanddünen unterbrachen, stand ein riesiger Käfig.

Er mochte zwar riesig sein, aber trotzdem viel zu klein für ein so mächtiges Wesen, wie es die Signa waren.

Meine Beine trugen mich so schnell zu meinem Wesen, dass es mich wunderte, dass ich nicht längs auf die Nase fiel. Doch egal, wie schnell ich bei Ignis war, es änderte nichts daran, dass man sie eingesperrt hatte.

„Warum", flüsterte ich. „Oh Gott. Warum nur"

Ich näherte mich den Gitterstäben und schon auf wenige Meter konnte ich die Rauchschwaden erkennen, die davon ausgingen. Ignis musste abertausende Male versucht haben, den Käfig niederzubrennen. Doch der Käfig hielt ihren gewaltigen Flammen stand.

Doch was mich noch wütender und gleichzeitig noch trauriger machte, war, dass meine wunderschöne Löwin sich in dem Käfig zusammengekauert hatte und aus traurigen Augen zu mir aufsah, als ich nähertrat.

„Ignis", ich wollte die Tränen, die mir in die Augen traten, auf die Hitze schieben, die langsam unerträglich wurde, doch ich wusste tief im Inneren, dass es nicht so war.

Wie konnte man ihr nur so etwas antun? Wie konnte es überhaupt jemand zulassen? Ignis war so... unbeschreiblich. Jeder in dieser Schule, jeder in dieser verdammten Welt der Elemente hatte es mehr verdient, in diesem Käfig zu stecken, als Ignis. Ignis war ein Wesen mit einem reinen Herzen.

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