School of Elements

By newmoonanna

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Alice ist ein Waisenkind und hat ziemlich niedrige Erwartungen an ihr Leben. Doch an ihrem sechzehnten Geburt... More

Vorwort
1 - Bloß nicht die Kontrolle verlieren
2 - Chemie und andere Dinge, die ich nicht verstehe
3 - Irgendwie anders
4 - Papierfliegerpost
5 - Höhenflug
6 - Knapp daneben ist auch vorbei
7 - Auf hoher See
8 - Die Insel
9 - Die School of Elements
Kapitel 10 - Die Wasserstadt
Kapitel 11 - Augen zu und durch
Kapitel 12 - Gute Nacht, Anthony
Kapitel 13 - Ein Unterschied wie Tag und Nacht
Kapitel 14 - Im Archiv
Kapitel 15 - Evertowsky
Kapitel 16 - Silvester
Kapitel 17 - Der erste Schultag
Kapitel 18 - Freunde
Kapitel 19 - Ein etwas anderer Lehrer
Kapitel 20 - Ignis, Jayden und der Brief
Kapitel 21 - Offene Karten
Kapitel 22 - Die Wahrheit
Kapitel 23 - Todespaar
Kapitel 24 - Du bist Du
Kapitel 25 - Die Klippe
Kapitel 26 - Fürchterliche Funde
Kapitel 27 - Die Last des Atlas
Kapitel 28 - Flug in den Himmel
Kapitel 29 - Windwolken
Kapitel 30 - Fremde Schreie
Kapitel 31 - Ein betrübender Besuch
Kapitel 32 - Liebesgefecht
Kapitel 33 - Alptraum
Kapitel 34 - Zeit zu sterben
Kapitel 35 - Gefühlschaos
Kapitel 36 - Puzzleteile
Kapitel 37 - Stille Strömungen
Kapitel 38 - Geständnis
Kapitel 39 - Überraschungsbesuch
Kapitel 40 - Abbruch
Kapitel 41 - Rache
Kapitel 42 - Weg
Kapitel 43 - Aufgegeben
Kapitel 45 - Halbe Wahrheiten
Kapitel 46 - Verschwörung
Kapitel 47 - Unzensiert
Kapitel 48 - Anziehend
Kapitel 49 - Seelensplitter
Kapitel 50 - Troye
Kapitel 51 - Gestohlene Herzen
Kapitel 52 - Monas Geheimnis
Kapitel 53 - Wiedersehen
Kapitel 54 - Sonnenschein und Wolkendecke
Kapitel 55 - Ballkönigin
The End
Mehr!

Kapitel 44 - Blackout

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By newmoonanna

Als ich in der dritten Klasse war, hatte ich eine Religionslehrerin mit einer dicken Hornbrille. Sie war groß und dürr und jedes Mal, wenn ein Schüler etwas zum Unterricht beitrug, auch, wenn es kompletter Unfug war, schaffte sie es, es irgendwie positiv zu interpretieren. Es war eine Frau, die so ziemlich das Gegenteil von Tracy war und vielleicht war sie mir deswegen so sympathisch gewesen. Vielleicht auch, weil sie jeden zu mögen schien, egal wie schlecht er in Religion war oder wie mies sein Referat war. 

Aber eines Tages bat sie uns, etwas auf einen Zettel zu schreiben. Sie wollte, dass wir ein, zwei Sätze über etwas schrieben, das wir getan hatten, was uns stolz machte.

Sie sagte, wir sollten es für uns aufschreiben. Sie wollte es nicht wissen und sie wollte auch nicht, dass wir es den anderen sagten. Sie wollte, dass wir es für uns machen. Wahrscheinlich dachte sie, sie würde damit unser Selbstvertrauen stärken oder so. Bei den Leuten, die regelmäßig Schwimmwettbewerbe und Fußballturniere gewannen, Leute, die Solos bei Konzerten sangen und Ballade pour Adeline auf dem Klavier klimpern konnten, hatte das sicher geholfen. Aber nicht bei mir.

Mich hat es noch weiter nach unten gezogen. Es war keine Bestätigung, dass ich zu etwas fähig war, dass es etwas gab, worauf ich stolz sein konnte. Es war eine Bestätigung dafür, dass ich genauso nutzlos war, wie ich mich fühlte.

Dieses Gefühl hat mich ab diesem Zeitpunkt immer begleitet. Es war da, wenn ich nach der Schule nach Hause lief und vor den bösen Jungs wegrannte. Es war da, wenn ich versuchte, Tracy möglichst nicht über den Weg zu laufen. Es war da, wenn ich jeden Morgen dem Obdachlosen an der Ecke zum Blumenladen zulächelte.

Es war immer da.

-

Ich hätte nie gedacht, dass ich es jemals vermissen würde, zu schwimmen. Und erst recht hätte ich niemals gedacht, dass ich es jemals vermissen würde, zu tauchen. Aber jetzt, als ich mir vorkam, als wäre ich tief im Ozean und würde langsam mit den Wellen treiben, da erweckte in mir eine unglaubliche Sehnsucht nach dem Wasser und danach, wieder zu schwimmen.

Es kam mir vor, als wäre ich schon eine ganze Ewigkeit nicht mehr geschwommen. Es kam mir vor, als wäre ich ausgetrocknet, wie ein Wal, der am Strand lag und keinen Weg mehr ins Nasse fand. Es kam mir alles ein Stück leerer vor, ein Stück weniger gut.

-

Es war gleißend hell und ich musste die Augen zusammenkneifen, um überhaupt etwas erkennen zu können. Helles Tageslicht flutete durch die Fensterfront meines Zimmers. Ich lag in meinem Bett, eingelullt in mehrere Decken und Kissen. Mein Zimmer war ungewöhnlich aufgeräumt. Das Papier auf meinem Schreibtisch war ordentlich gestapelt, meine Tasche baumelte über der Stuhllehne und vor meinem Schrank hing eine blitzblanke Schuluniform. Es sah ein wenig mehr, wie das Zimmer einer Musterschülerin aus einem Hollywoodfilm aus, als eines, das mir gehören würde. Doch es war eindeutig meins. Denn als mein Blick zu dem grauen Ohrensessel schweife, auf dem ich üblicherweise alles Mögliche ablagerte, was mich woanders störte, schlummerte dort selig ein zufriedener Emmet. Er schnarchte ein wenig, ein Bein hing über der Lehne und die Krawatte seiner Schuluniform hing lose um seinen Hals.

Bei dem Versuch, mich zu erinnern, was passiert war, warum Emmet hier war und Zerberus zu spielen schien und warum ich wie eine Todkranke im Bett lag, klopften schreckliche Kopfschmerzen an und baten nicht um Einlass, bevor sie in mein Hirn gestürmt kamen und jegliche Friedlichkeit zerstörten. Ich unterdrückte ein Stöhnen, als ich mich aufsetzte. Es war, als hätte man kleine Männchen in meinen Kopf eingelassen, die unaufhörlich mit bunten Gummihämmer gegen meine Schädeldecke schlugen, als ob sie mein Gehirn restaurieren wollten.

Und genauso fühlte es sich an: Als hätte man alles aus meinem Hirn gerissen, um es neu einzurichten und zu dekorieren. Ich hatte keinerlei Erinnerung daran, was passiert war, wie spät es war, warum Emmet und ich nicht im Unterricht waren und woher diese höllischen Kopfschmerzen kamen.

Ein Brummen kam von meiner Linken und als ich mich zu Emmet umdrehte, durchzuckte mich ein stechender Schmerz in meiner Seite. Als hätte ich einen mordsmäßigen Muskelkater oder eine schlimme Schlägerei hinter mir. Er lag noch immer komplett verdreht im Sessel und blinzelte, als ob seine Stunden Schlaf die letzten Tage an einer Hand abzuzählen waren. Er erinnerte mich ein wenig an eine verpennte Katze, wie er dort lag und gegen das Sonnenlicht anblinzelte.

Doch dann riss er erschrocken die Augen auf, als hätte er eine Erkenntnis gehabt, die die Welt von Grund auf neu definieren würde. Emmet hastete so schnell hinüber zu meinem Bett, dass er mit den Füßen an seiner eigenen Tasche hängen blieb, die unachtsam auf den Boden geworfen wurde, und längs auf das Fußende fiel.

Ich ächzte leise, als sich ein leichter Schmerz den Weg von meinen Füßen nach oben bahnte und ich machte mir nun wirklich Gedanken darüber, was wohl geschehen ist, dass es mich so erwischt hatte.

„Es tut mir leid", keuchte Emmet und strich hastig die Bettdecke glatt, bevor er sich daraufsetzte, als würde es einen Unterschied machen.

„Emmet", krächzte ich.

„Du bist wach", stellte er nun endlich fest und strahlte mich aus seinen großen Augen glücklich an.

„Ganz offensichtlich", erwiderte ich. „Emmet, was ist hier los?"

Sein Blick verdüsterte sich für einen Augenblick. Als würde eine dunkle Gewitterwolke vorüberziehen. Doch keine Sekunde später leuchteten seine Augen wieder und er griff nach meiner Hand und ließ sie sofort wieder los, als ich schmerzhaft das Gesicht verzerrte.

„Es ist eine Menge passiert, während du bewusstlos warst", erklärte Emmet und wandte den Blick ab. Er sah nach draußen, als ob da eine bessere Erklärung auf mich warten würde.

„Wie lang?", fragte ich mit erstickter Stimme. Die Sekunden vor seiner Antwort waren wohl ein paar der Schlimmsten meines Lebens. Wie lang war ich bewusstlos gewesen? Nur ein paar Stunden? Oder ganze Tage? Was hatte ich verpasst? Was war geschehen? Was ist mir zugestoßen?

„Eine Woche", sagte Emmet leise. „Und drei Tage"

***

Puh.

Es ist wieder so kurz.

Sagt bitte irgendetwas.

Bitte.

- newmoonanna

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