School of Elements

By newmoonanna

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Alice ist ein Waisenkind und hat ziemlich niedrige Erwartungen an ihr Leben. Doch an ihrem sechzehnten Geburt... More

Vorwort
1 - Bloß nicht die Kontrolle verlieren
2 - Chemie und andere Dinge, die ich nicht verstehe
3 - Irgendwie anders
4 - Papierfliegerpost
5 - Höhenflug
6 - Knapp daneben ist auch vorbei
7 - Auf hoher See
8 - Die Insel
9 - Die School of Elements
Kapitel 10 - Die Wasserstadt
Kapitel 11 - Augen zu und durch
Kapitel 13 - Ein Unterschied wie Tag und Nacht
Kapitel 14 - Im Archiv
Kapitel 15 - Evertowsky
Kapitel 16 - Silvester
Kapitel 17 - Der erste Schultag
Kapitel 18 - Freunde
Kapitel 19 - Ein etwas anderer Lehrer
Kapitel 20 - Ignis, Jayden und der Brief
Kapitel 21 - Offene Karten
Kapitel 22 - Die Wahrheit
Kapitel 23 - Todespaar
Kapitel 24 - Du bist Du
Kapitel 25 - Die Klippe
Kapitel 26 - Fürchterliche Funde
Kapitel 27 - Die Last des Atlas
Kapitel 28 - Flug in den Himmel
Kapitel 29 - Windwolken
Kapitel 30 - Fremde Schreie
Kapitel 31 - Ein betrübender Besuch
Kapitel 32 - Liebesgefecht
Kapitel 33 - Alptraum
Kapitel 34 - Zeit zu sterben
Kapitel 35 - Gefühlschaos
Kapitel 36 - Puzzleteile
Kapitel 37 - Stille Strömungen
Kapitel 38 - Geständnis
Kapitel 39 - Überraschungsbesuch
Kapitel 40 - Abbruch
Kapitel 41 - Rache
Kapitel 42 - Weg
Kapitel 43 - Aufgegeben
Kapitel 44 - Blackout
Kapitel 45 - Halbe Wahrheiten
Kapitel 46 - Verschwörung
Kapitel 47 - Unzensiert
Kapitel 48 - Anziehend
Kapitel 49 - Seelensplitter
Kapitel 50 - Troye
Kapitel 51 - Gestohlene Herzen
Kapitel 52 - Monas Geheimnis
Kapitel 53 - Wiedersehen
Kapitel 54 - Sonnenschein und Wolkendecke
Kapitel 55 - Ballkönigin
The End
Mehr!

Kapitel 12 - Gute Nacht, Anthony

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By newmoonanna

Seine Augen durchbohrten mich, schienen in mich hinein, sogar durch mich hindurch sehen zu können. Anthony hatte die Arme in die Seiten gestemmt und musterte mich mit einem Gesichtsausdruck, der in Kombination mit seinem messerscharfen Blick fast gruselig war.

„Alice", stieg er keuchend hervor, als wäre er extrem sauer auf mich. Vielleicht war er es auch und ich wusste nur nicht, was ich falsch gemacht haben sollte.

Aber anscheinend schien ich die Erklärung dafür auch nicht in nächster Zeit erwarten zu können, denn als Anthony wieder ansetzte, um etwas zu sagen, stolperte er über seine eigene Sprachlosigkeit, wenn das überhaupt möglich war, und begnügte sich letztlich damit, mich einfach weiterhin grimmig anzustarren.

Im Gegensatz zu mir war er kein bisschen nass, seine kurzen, roten Haare, standen ihm wie vorhin noch vom Kopf ab und sein Shirt war genauso trocken, wie der Rest seiner Kleidung auch. Beneidenswert. Ich musste vor ihm nämlich aussehen, wie ein begossener Pudel. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Aber wenn er schon in meinem zukünftigen Zimmer stand und mir mit Blicken Vorwürfe entgegenschleuderte, von welchen ich überhaupt nichts wusste, konnte er auch ruhig mit der Sprache rausrücken. Ich hatte schließlich nichts falsch gemacht.

Also richtete ich mich auf und stemmte auch die Hände in die Hüfte. Ich war zwar nicht annähernd so groß wie er, aber mein trotziger Blick genügte, um seinen heftigen Blick etwas abzumildern.

„Was?", fragte ich, legte in dieses eine Wort genauso viele Vorwürfe, wie er in seinen Blick.

„Du", setzte er an, holte dann Tief Luft und schloss die Augen. „Wo warst du?"

Seine Stimme klang ziemlich gereizt, wobei das nicht im Geringsten an die Schärfe herankam, die er gerade noch in seinem Blick gehabt hatte.

„Ich bin hierhergeschwommen. Wie du es uns gesagt hast", antwortete ich, mit einem trotzigen Unterton.

„Ich bin schon seit mehreren Minuten hier und du warst weder in deinem Zimmer, noch im Aquarium", bellte er mich an und ich wich einen Schritt zurück.

Ho, ho, ho. Alles klar. Der konnte jetzt auch mal wieder einen Gang zurückschalten.

Also scheute ich nicht, meine Unverständnis offen zu zeigen und sah ihn entgeistert an.

„Mir ist die Luft ausgegangen", sagte ich kühl und hoffte, er würde nicht merken, wie unglaublich peinlich es mir war. „Also bin ich kurz durch die erstbeste Tür, um nicht zu verrecken"

Offensichtlich war es meine Wortwahl, die ihn dazu verleitete, die Wut aus seinem Gesicht verschwinden zu lassen und stattdessen machte sich dort Platz für Sorge.

Bitte nicht.

„Gibt es noch irgendwelche Überreaktionen, die du bei mir loswerden willst?", blaffte ich ihn an. Ich hatte keine Lust, dass jetzt irgendwas kam, was mir noch mehr zeigte, was ich für ein Versager sein musste. Konnte nicht einmal Tauchen. „Oder kann ich jetzt endlich in mein Zimmer und mir etwas Trockenes anziehen?"

Sein Blick war verwundert, als ob er jetzt erst merken würde, dass er seit gefühlten fünf Minuten den Weg in mein Zimmer versperrte. Er trat einen Schritt auf die Seite und mir bot sich ein Anblick von einem kleinen, aber liebenswert eingerichteten Zimmer.

Es war gerade mal genug Platz für ein, für mich, ziemlich großes Bett, einen Schreibtisch mit einem Stuhl davor, eine Kommode und einen Sessel. Eine Wand war zwar verglast, ich konnte draußen jedoch nur einzelne Fackeln erkennen, die zu wenig Licht spendeten, um den Ausblick genießen zu können. Denn man sah davon ja kaum was.

Mein Rucksack lag auf dem grauen Sessel, der neben einer weiteren Tür stand. Ich lief darauf zu und öffnete sie. Dahinter befand sich ein kleines Badezimmer. Ein Klo unter einem kleinen Fenster, eine Dusche und ein Waschbecken passten gerade so hinein. Aber es war purer Luxus für mich. Das Zimmer allein war schon größer als mein Altes. Als das im Heim. Es war so viel neumodischer eingerichtet, alles in einem schönen, hellen Grau gehalten. Und die Tatsache, dass ich mir jetzt keine kalten Duschen mehr mit anderen Mädchen teilen musste, machte mich noch glücklicher. Ganz abgesehen von dem Gedanken, dass ich hier vielleicht sogar warm duschen konnte...

Der Ärger über Anthony und sein Verhalten vor wenigen Augenblicken war wie weggeblasen und ich lief zwischen den zwei kleinen Zimmern hin und her, drehte mich so oft im Kreis, dass ich fürchtete, mir würde schwindelig werden und nahm jedes Detail der Räumlichkeiten auf. Es gehörte mir. Ich würde hier leben können.

Es fühlte sich noch an wie ein Traum.

Jedenfalls, bis Anthony meine Tagträume grob unterbrach als er krächzte: „Du wolltest dir Etwas trockenes anziehen"

Ich drehte mich ruckartig zu ihm um und diesmal war ich diejenige, die ihn mit einem glühenden Blick zum Schweigen brachte.

„Genau", sagte ich. Kalt, leise, gehässig. „Und deswegen solltest du hier auch schleunigst rauswackeln"

Er lief rot an, als ob es ihm extrem peinlich wäre, dein Eindruck vermittelt zu haben, er wäre ein perverser Spanner. Aber das war mir egal, ich lief in wenigen großen Schritten in seine Richtung und er flüchtete sich auf den Flur, bevor ich die Tür hinter ihm zuschlug.

„Ich warte hier...wir müssen...ähm...noch einiges besprechen", drang es gedämpft durch die geschlossene Tür.

Ich verdrehte die Augen und nahm mir vor, extra lange zu brauchen. Wenn er weiterhin in dieser Stimmung war, hatte ich keine besondere Lust, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Er hatte wirklich unglaubliche Stimmungschwankungen. Gerade, wenn man daran dachte, dass er gerade mal eine halbe Stunde zuvor über den Skyway gehüpft ist und uns freudig erklärt hat, dass Ausdauerläufe vollkommen überbewertet wurden.

Ich schnappte mir meinen Rucksack und leerte den Inhalt auf der weißen Bettdecke aus. Wenige lang- und kurzärmlige Shirts, einen Pulli und eine Hose. Einen Schlafanzug, Zahnbürste und Zahnpasta. Ein Notizbuch und einen Stift. Das war zusammen mit ein paar harten Kaubonbons das einzige, was darin enthalten war. Ich dachte an die großen Koffer und Reisetaschen der anderen und seufzte. Aber ich hatte hiermit so viel mehr bekommen, wie ich vorher hatte. So viel mehr, wie ich wahrscheinlich verdient hatte.

Also nahm ich die Jeans und ein Shirt und verschwand damit ins Badezimmer. Glücklicherweise hingen Handtücher an einem Haken neben der Dusche und bald darauf steckte ich wieder in trockenen Klamotten. Trotzdem ließ ich mir Zeit, begutachtete mich im Spiegel über dem Waschbecken und rubbelte meine Haare, die sich mittlerweile in einen ausgewachsenen Bob verwandelt haben, ein wenig trockener. Dann öffnete ich die Tür in mein Zimmer wieder, ließ mich in den Sessel fallen und schloss die Augen. Ich merkte tatsächlich erst jetzt, wie fertig ich war

Er Tag war so lang gewesen, voller so vieler Eindrücke, dass ich die Hälfte noch nicht einmal richtig realisiert habe. Ich hatte so wenig Zeit gehabt, alles zu verarbeiten, damit klar zu kommen, dass sich mein Leben innerhalb von gerade mal 24 Stunden schlagartig verändert hat. Es war alles so überwältigend. Es war wie im Märchen. Ich hatte keinerlei Zukunft gehabt, war schlecht in der Schule gewesen und von meinem Leben im Heim wollte ich gar nicht erst anfangen. Und auf einmal habe ich diese riesengroße Chance bekommen. Die Chance, neu anzufangen. Die Chance auf ein neues Leben, vielleicht sogar darauf, eine richtige Freundschaft zu schließen und nicht ständig so abweisend zu sein, wie ich es mein ganzes Leben lang gewesen bin. Aber es fiel mir nicht leicht, diese Angewohnheit abzulegen, besonders, als ein lautes Klopfen mich aus meinen Gedanken riss.

Ich stöhnte gequält auf, als Anthony zögerlich seinen Kopf durch die Tür steckte, mit geschlossenen Augen.

„Bist du nackt?", fragte er, die Augen noch immer fest zugekniffen.

Ich war eine Sekunde versucht, mit Ja zu antworten und ihn damit loszuwerden. Aber vielleicht war es ja wichtig, was er mir zu sagen hatte. Und ich wollte auf keinen Fall den anderen ein Stück hinterherhinken.

Also verneinte ich seine Frage und er schloss die Tür hinter sich, bevor er sich weiter in meinen Raum hinein traute. Er ließ den Blick über die Einrichtung wandern, ignorierte dabei meinen genervten Blick und verharrte schließlich an den Wasserlachen auf dem Boden. Ich hatte weder Lust noch Zeit gehabt, sie wegzuwischen und mir war es gerade auch wirklich ein bisschen egal. Er sollte mir jetzt sagen, was er mir zu sagen hatte und dann abhauen.

Aber Anthony schien das nicht so zu sehen und rümpfte die Nase.

Überrascht beobachtete ich, wie er in die Hocke ging und dann langsam den Arm ausstreckte, die Hand mit der Handfläche zum Boden. Er schien sich zu konzentrieren und obwohl ich nur zu gerne gewusst hätte, was er hier veranstaltete, traute ich mich nicht, ihn in seiner Konzentration zu stören.

Es wäre auch nicht mehr nötig gewesen, weil jetzt sich etwas regte und ich mir zusammenreimen konnte, was Anthony gerade tat.

Das Wasser auf dem Boden, das in großen Pfützen überall verteilt war, begann sich zu bewegen, zuerst nur in sachten Wellen, dann floss es immer schneller auf Anthonys Standpunkt zu. Ich beobachtete gebannt Anthonys Hand, deren Finger sich langsam, aber bestimmt krümmten. Mit jeder kleinen Bewegung seiner Hand trieb das Wasser aus allen Ecken des Zimmers auf ihn zu, bis es, kurz bevor sich Anthonys Hand vollends zu einer Faust verformt hatte, in dieser verschwand.

Es sah so wunderschön aus, wie sich das Wasser langsam vom Boden hob und entgegen aller Gesetze der Schwerkraft in einem kleinen Strahl in seine Hand floss. Ich konnte gar nicht glauben, was ich gesehen hatte. Es kam mir vor, als wäre ich der naive Zuschauer eines Magiers, der zusammen mit seinem Zauberstab und spitzen Hut irgendwelche Tricks vorführte. Aber das hier waren keine Tricks. Das wusste ich ganz genau. Und trotzdem stand ich schnurstracks auf und lief auf Anthony zu, griff nach seiner Hand, als er sich wieder aufgerichtet hatte und drehte seine Handfläche zu mir herum.

Nichts.

Sie war trocken, keine Spur davon, dass gerade bestimmt mehrere Liter Wasser darin verschwunden waren.

Es war so verwirrend und trotzdem so schön, dass ich Angst hatte, ich würde träumen.

Ich würde das auch können. Ich würde so etwas auch auf die Reihe bekommen. Spätestens in drei Jahren.

Ich starrte noch immer gebannt auf Anthonys Hand, bis er sie mir entzog, mir aber ein freundliches Lächeln schenkte.

„Gern geschehen", sagte er und ließ sich auf der Kante meines Bettes nieder, ihn schien es nicht zu stören, dass mein ganzes Zeug darauf ausgebreitet war.

„Erstmal tut es mir leid, dass ich gerade etwas die Kontrolle verloren habe", setzte er an. „Es ist nur so, dass ich hier für euch verantwortlich bin und auf jeden Fall verhindern möchte, dass mir die Schuld an einem Tod durch Ertrinken zugeschoben wird, verstehst du?"

Er sah mich hilfesuchend an, ich hob aber nur eine Augenbraue, um ihm zu signalisieren, dass ich verstanden hatte.

Er seufzte.

„Jedenfalls ist es wichtig, dass du morgen früh um 10 Uhr in der Vorhalle bist. Da werdet ihr herumgeführt und dabei wirst du auch deinen Stundenplan bekommen. Außerdem werdet ihr auch eure Schulutensilien erhalten"

Er sah mich erwartungsvoll an und ich nickte, damit er zufrieden war.

„Frühstück gibt es in den Ferien und am Wochenende zwischen 8 und 10 Uhr im Gemeinschaftsgarten. Also da, wo wir gestern Abend auch gegessen haben. Wenn Unterricht ist zwischen 7 und 8 Uhr. Mittagessen um 12 Uhr. Abendessen um 19 Uhr. Verstanden soweit?"

Ich nickte wieder. War ja schließlich nicht schwer von Begriff.

„Wichtige Ansagen werden beim Mittag- oder Abendessen gemacht. Die Schul- und Hausordnung findest du normalerweise in der ersten Schublade deines Schreibtisches...", er stand auf und schritt zu dem kleinen Tisch. Dann zog er eine Schublade auf und holte ein orangefarbenes Stück Papier hervor, hob es hoch, um es mir zu zeigen und legte es wieder zurück.

„Ob du sie dir nun durchliest oder nicht, ist mir eigentlich egal. Aber wenn du gegen eine Ordnung verstößt, hast du mit einer angemessenen Strafe zu rechnen"

Sein Blick war zwar warnend, beeindruckte mich aber nicht im Geringsten. Den Blick hatte ich schon so oft gesehen und noch nie hat er mich davon abgehalten, das zu tun, was in meinen Augen das Richtige ist. Und das wird auch in Zukunft so bleiben.

„Das war's fürs Erste", sagte er nach einer kleinen Pause und ich versuchte, nicht allzu offensichtlich erleichtert auszuatmen. Ich brauchte jetzt unbedingt meine Ruhe.

„Bei Fragen und Problemen kannst du immer zu mir kommen, mich findet man normalerweise in meinem Zimmer, die Zimmernummer lautet 19, oder irgendwelchen Gemeinschaftsräumen"

Er schob die, noch offen stehende, Schublade zu und wandte sich zum Gehen. Ich sah ihm nach, bis er an der Tür stand und sich mit einem leisen „Gute Nacht" verabschiedete.

Ich erwiderte seinen Wunsch nicht, selbst wenn ich es gewollt hätte. Denn er hatte schon längst die Tür hinter ihm zugezogen und ich war allein. Und obwohl ich die ganze Zeit, in der er mich belehrt hatte, darauf hin gefiebert hatte, endlich allein zu sein, fühlte ich mich jetzt einsam. Die ganzen Ereignisse des Tages brachen über mir zusammen und ich konnte mich auf nichts davon konzentrieren. Bilder, wie ich verzweifelt am Bahnhof in Sunville stand, kombiniert mit der Hilflosigkeit, die ich verspürt hatte schossen durch meinen Kopf und ich war komplett überwältigt. Und obwohl ich heute auch so viele schöne Erlebnisse hinter mir hatte, angeführt von dem Hochgefühl, in einem neuen, besseren Leben angekommen zu sein, wusste ich nicht wirklich, ob ich nicht doch lieber weinen sollte. Ich dachte daran, wie ich beim Essen die Einzige gewesen bin, die keine von den ganzen Speisen kannte. Ich musste daran denken, wie ich die Einzige gewesen bin, die ein Einzelgespräch mit der Direktorin benötigt hatte, weil ich keine Ahnung von allem habe. Obwohl ich mich hier so wohl fühle, passe ich nicht rein. Ich konnte keine Erziehung wie die Anderen genießen. Der erste Kontakt zu dieser Welt war vor wenigen Tagen gewesen und ich hatte weder die Zeit, noch die Möglichkeit, sie näher kennenzulernen. Es gab so viel zu wissen und ich hatte keine Ahnung von Nichts. Es war fast deprimierend. Ich wollte auch nicht daran denken, wie schlimm ich mich heute beim Tauchen angestellt hatte, denn es würde meine Laune nur noch schlimmer machen. Aber ich konnte es nicht verhindern, dass meine Gedanken immer und immer wieder dahin zurückschweiften und durch meinen Kopf Bilder schossen, wie mir die Luft ausgegangen war. Ich war eine miserable Taucherin und selbst wenn ich die Luft länger anhalten könnte, wäre ich noch immer ein langsamer Schwimmer. Ich konnte niemals jemand sein, der das Wasser beherrschen konnte. Ich brauchte nur daran denken, wie Anthony mit wenigen Handbewegungen das Wasser einfach eliminiert hatte. Ich werde das niemals schaffen. Dazu hatte ich eine zu schwache, fast nicht existente Bindung zum Wasser. Zu meinen Eltern. Zu dieser Welt.

Ich fegte die Klamotten von meinem Bett, mein alter Rucksack folgte kurz darauf. Ich war hundemüde und auch, wenn ich an dieser Schule gnadenlos versagen würde, würde ich mir es nicht nehmen lassen, wenigstens eine Nacht in diesem vielversprechend aussehenden Bett verbringen zu dürfen.

Und es war auch das Letzte, was mir an diesem Tag ein winziges Lächeln auf das Gesicht zauberte.

Ein Wasserbett.

Ich hätte es mir denken können.

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