Silàn

بواسطة jinnis

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Bettina öffnet unwissentlich das Tor zur Welt ihrer Mutter, die sie nie gekannt hat. Noch ahnt sie nicht, was... المزيد

Vorwort
1-1 A'shei
1-2 Zuhause
1-3 Der Wald
1-4 Familienleben
1-5 Silmira
1-6 Silàn von Silita
1-7 Die Sprache der Xylin
1-8 Antim
1-9 Mit etwas Unterstützung
1-10 Magie von Licht und Dunkelheit
1-11 Andres' Geschichte
1-12 Geheimnisse
1-13 Das verschlossene Tor
1-14 Blockade
1-15 Eine Botschaft
1-16 Silmiras Schatten
1-17 Tochter der Nacht
1-18 Vollmond
1-19 Abschied
1-20 Femolai
2-1 Ranoz
2-2 Morgenstunde
2-3 Ins Dorf
2-4 Markttag
2-5 Eine Warnung
2-6 Offene Fragen
2-7 Aufbruch
2-9 Ein überflüssiger Bericht
2-10 Gebrochenes Rad
2-11 Am Fluss Haon
2-12 Durch Kelèn
2-13 Die Tore von Penira
2-14 Gefangen
2-15 Im Kerker
2-16 Drachenschatten
2-17 Ahranan
2-18 Silita-Suan
2-19 In Freiheit
2-20 Die letzte Frucht
3-1 Femolais Fluch
3-2 A'shei und Ranoz
3-3 Die Höhlen von Silita
3-4 Rat der Hrankaedí
3-5 Wiedersehen
3-6 In der Schlucht von Ramenar
3-7 Heimkehr
3-8 Hinter dem Spiegel
3-9 Herausforderung
3-10 Begegnung am Girit
3-11 Talisha
3-12 Das Licht der Xylin
3-13 Der Atem der Drachenschatten
3-14 Haonàns Vermächtnis
3-15 Der Schatten der Kaedin
3-16 Im Grasland von Linar
3-17 Der Sonnenkönig
3-18 Der Fluch von Silita
3-19 Licht und Dunkelheit
3-20 Königin der Nacht
Epilog
Wie geht es weiter?
Glossar
Prophezeiungen und Sprüche
Nachwort und Dank

2-8 Unterwegs

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بواسطة jinnis

Unterwegs

Die Sonne geht rot über einem dunstigen Horizont auf und schickt ihre ersten Strahlen über die Hügel. Schon bald vertreibt sie die kühlen Morgennebel. Silàn lauscht gebannt dem Frühkonzert der Vögel. Die Klänge des Tages unterscheiden sich so sehr von jenen der Nacht. Sie wirft A'shei einen Blick zu. Dies ist seine Tageszeit, die Tannarí nennen sich nicht umsonst Kinder der Dämmerung. Er lächelt zurück und schlägt ein schnelleres Tempo an.
«Komm, wir haben noch einen weiten Weg vor uns.»
Sie haben ausgemacht, Dörfer möglichst zu meiden und bewohnte Gebiete nur im vollen Tageslicht zu durchqueren. Beide sind mit ihrem schwarzen Haar in dieser Gegend schon tagsüber auffällig genug. Nachts würden Silàns Haar und Augen alle neugierigen Blicke der Menschen und anderer Geschöpfe auf sich ziehen. In der Nacht besteht außerdem die größte Gefahr, Femolais Spionen zu begegnen. Sie haben vor, vorsichtig zu sein und auf die Benutzung von Magie wann immer möglich zu verzichten. Oberstes Ziel ist es, das Silitatal unbemerkt zu erreichen.
Normalerweise würde die Reise gegen zwei Monde dauern. Aber nach Dánirahs Prophezeiung fürchtet Silàn, dass sie nicht reibungslos vorwärts kommen werden. Sie erwähnt die düsteren Bilder aus dem Traum der Tanna aber lieber nicht. Was kommen wird, wird kommen. Über die genaue Bedeutung des Wahrtraums zu rätseln, macht ihn nicht tröstlicher.
Sie rückt deshalb nur ihre Tragriemen zurecht und folgt A'shei zügig auf dem schmalen Pfad, der sie durch den Wald in Richtung der Keleniebene und zum großen Fluss Haon führt.

Der Pfad ist eigentlich nur ein Wildwechsel, der dem bewaldeten Hügelzug folgt. Sie können so eine große Strecke oberhalb bewohnter Gebiete zurücklegen. Der Wald ist in dieser Höhe nicht sehr dicht und das Vorankommen verhältnismäßig einfach. Wenn sich der Pfad ab und zu verliert, folgen sie einfach ungefähr der Höhenlinie, bis sie wieder auf eine Spur stossen. Beim Höchststand der Sonne machen sie eine erste Rast und essen von ihren Vorräten. Ashei hat vor, zu jagen oder zu fischen, wenn es möglich ist. Ausserdem reifen zu dieser Jahreszeit Beeren und Pilze. Silàn legt sich hin, um einen Moment zu schlafen, den neuen Hut zum Schutz gegen die Sonne tief ins Gesicht gezogen. Ashei, der auch die ganze Nacht wach war, folgt ihrem Beispiel. Aber sein Schlaf ist sehr leicht, er wacht schon bald wieder auf und weckt das Mädchen. Sie wollen heute noch ein gutes Stück weiterkommen, bevor die Sonne untergeht. Später überqueren sie einen Bach und füllen ihre Wasserflaschen auf. A'shei hält Ausschau nach Spuren von Wild, aber alle Fährten sind alt und sie wollen nicht zuviel Zeit mit der Jagd Zeit verlieren, solange sie noch genügend Vorräte mittragen.
Der erste Tag wird sehr lang, sie setzen den Weg nach einer weiteren Pause bei Sonnenuntergang bis weit in die Nacht hinein fort. Der Mond ist noch fast voll und gibt genug Licht, dass auch A'shei den Weg erkennen kann. Er ist allerdings inzwischen müde und beneidet Silàn um ihre Fähigkeit, aus dem Mondlicht neue Kraft zu schöpfen. Sie verbirgt ihr hochgestecktes Silberhaar unter ihrem Hut. Trotzdem verraten ihre leuchtenden Augen die Verwandtschaft mit den Nsilí. Es geht gegen Morgen, als sie bemerkt, wie A'shei zum wiederholten Mal über eine Wurzel stolpert. Deshalb schlägt sie vor, an einer geschützten Stelle Rast zu machen. Der Junge hat nichts dagegen. Er wickelt sich in seine Jacke und Decke und ist kurz darauf eingeschlafen. Silàn liegt neben ihm und blickt hinauf in das Blätterdach der großen Buche, deren Äste ihren Lagerplatz überragen. Sie hat normalerweise Mühe, im Dunkeln einzuschlafen. Aber heute ist auch sie so erschöpft, dass ihr bald die Augen zufallen.

Am nächsten Morgen steht die Sonne hoch am Himmel, als Silàn ausgeruht erwacht. A'shei hat bereits aus ihren Vorräten ein Frühstück vorbereitet. Sie essen das letzte Brot und je einen Apfel, der erste Zeichen des langen Transports zeigt. A'shei meint, es an der Zeit, mit der Jagd zu beginnen. Silàn weiß, dass es schwierig werden wird, nur vom Land zu leben. Dabei ist sie vorwiegend auf A'shei angewiesen. Sie trägt zwar selber auch einen Bogen und einen Köcher voller Pfeile, aber sie kann nicht annähernd so gut damit umgehen wie der Junge. Obwohl sie manche Nacht mit Üben verbrachte und A'shei mit ihren Fortschritten zufrieden ist, liegt ihr Magie besser als Bogenschiessen.
Als sie sich auf den Weg machen, unterdrückt Silàn ein Stöhnen. All ihre Muskeln schmerzen noch von gestern. A'shei lacht zwar, als er ihr verzerrtes Gesicht sieht, schlägt aber selber längst nicht mehr ein gleich hohes Tempo an wie bisher. Nach einer Weile formuliert Silàn vorsichtig ihre Überlegungen.
«Eigentlich müssen wir Silita-Suan nicht zu einem festgesetzten Termin erreichen. Wenn wir also vorerst einmal nicht ganz so große Tagesetappen machen, gewöhnen wir uns vielleicht schneller an die Anstrengung.»
«Ich dachte, du möchtest die Reise so rasch wie möglich hinter dich bringen?»
Es gelingt A'shei nicht, den Schalk in seiner Stimme zu verbergen.
«Nun, ich bin mir nicht sicher, ob wir schneller dort sind, wenn du mich die Hälfte des Weges tragen musst.»
A'shei nimmt den Scherz gutmütig auf. Er weiß, dass sie sich gestern in der Aufregung über den Aufbruch übernommen haben.
«Einverstanden, wir haben wohl wirklich übertrieben. Meine Schultern sind auf jeden Fall ganz wund von den Riemen. Dich zu tragen kommt also nicht in Frage! Ich habe nichts dagegen, das Ganze etwas langsamer anzugehen.»
Von da an kürzen sie ihre Etappen und legen sowohl am Tag wie in der Nacht jeweils eine Pause zum Schlafen ein. Obwohl das Mädchen tagsüber besser schläft und der Junge nachts, halten sie es im Moment noch nicht für nötig, gegenseitig Wache zu halten. Je näher sie zur Ebene hinunter kommen, desto wichtiger wird das werden.
Am dritten Tag erreichen sie ein wildreicheres Gebiet. A'shei erlegt einen Hasen und später sogar ein Reh. Er weiß, wie das Fleisch über dem Feuer haltbar gemacht werden kann. Dafür legen sie einen halben Tag Pause ein. Es ist nicht einfach, ein Feuer ohne Rauch zu unterhalten, aber in diesen Dingen kennt sich der junge Jäger aus und Silàn ist eine gute Schülerin. Danach sind sie für mehrere Tage mit Vorräten versorgt. Die Reise verläuft ruhig und ohne ungewollte Begegnungen. Sie halten sich von menschlichen Siedlungen fern und hinterlassen sowenig Spuren wie möglich.

Nach einigen Tagen beschließen sie an einem sonnigen Nachmittag, auf einer Lichtung am Ufer eines Bachs zu rasten, zu baden und ihre Kleider zu waschen. Sie besitzen beide nur zwei Hemden und dazu ihre Jacken. Der Junge verfügt außerdem über eine zweite Hose, während Silàn überzeugt ist, dass es ein Fehler war, neben einer Hose einen Rock mitzunehmen. Aber Antim bestand darauf, dass sie damit in den bewohnten Gegenden weniger auffallen würde. Natürlich hat sie auch ihren blauen Lieblingsschal und den neuen Hut mitgenommen. Außerdem führen beide eine Decke und eine lederne Wasserflasche mit, A'shei dazu seinen kostbaren Beutel mit Heilkräutern. Daneben sind nur noch ihre Messer und die Jagdbogen zu erwähnen. Obwohl die Ausrüstung nicht viel wiegt, ist es doch gut, das Gewicht einmal einige Stunden abzulegen, die Schuhe auszuziehen, barfuß durchs Gras zu laufen und im Bach zu planschen. Als die Sonne untergeht, packen sie ihre Sachen zusammen. Sie hinterlassen hier mehr Spuren, als sie wünschen und die Angst vor den düsteren Bildern aus Dánirahs Traum treibt sie weiter.

In dieser Nacht begegnen sie zum ersten Mal einem Geschöpf der Dunkelheit. Eigentlich ist es ein Zufall, dass Silàn, die wegen ihrer besseren Nachtsicht voraus geht, in einiger Distanz eine Bewegung am Wegrand bemerkt. Sie denkt an ein Tier, das von ihren Schritten aufgeschreckt wurde. Trotzdem zieht sie ihren Hut tiefer ins Gesicht und kneift die Augen zu einem schmalen Spalt zusammen. Vorsichtig geht sie weiter, aus den Augenwinkeln den dunklen Schatten im Unterholz beobachtend. Das Wesen, falls es eines ist, bewegt sich nicht. Eigentlich ist da nur ein dunkler Schatten, wo keiner sein sollte. Die Konturen sind verwischt, fast als würde ein Stück schwarzer Nebel am Wegrand liegen. In ihrem Magen spürt sie plötzlich einen eiskalten Klumpen der Angst. Es handelt sich aber nicht um natürliche Angst. Das Gespür, welches sie für Magie entwickelte, schickt Alarmsignale wie elektrische Schläge durch ihren Körper. Es kostet sie viel Kraft, den Kopf abzuwenden und mit fast geschlossenen Augen weiterzugehen, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Das Schattenwesen bewegt sich nicht. Sie empfindet aber seine Anwesenheit so deutlich, wie sie jeweils die Xylin spürt, noch bevor sie sich sehen lassen. Aber statt der lichtgefüllten Kugeln voller Musik ist dies eine düstere, bedrohliche Präsenz. Schweigend und scheinbar sorglos folgt sie dem Pfad, immer wieder prüfend, ob sie die Magie des Schattens noch fühlen kann, ob sie verfolgt werden. Das Wesen scheint an der Stelle, wo sie es überraschten, liegen zu bleiben. Auf einmal fällt Silàn ein, an was sie dieser Schattenfleck erinnert. So ähnlich sah Silmira aus, als sie die Welt hinter dem Spiegel besuchte. Sie zieht hörbar die Luft ein, nun vollständig überzeugt, es mit einem magischen Wesen zu tun zu haben.
«Was ist? Siehst du etwas?»
A'sheis Stimme ist leise und besorgt. Sie geht schweigend weiter, will möglichst viel Distanz zwischen sich und den unheimlichen Schatten bringen. Als der Junge sie fragend am Ärmel fasst, fürchtet sie, dass er stehen bleibt, wenn sie nicht antwortet. Sie versucht, ihr Flüstern so leise wie möglich zu halten.
«Da war ein Wesen am Wegrand, wie ein dunkler Schatten oder ein Nebelfetzen. Ich glaube, es setzte eine magische Abwehr ein, um unsere Blicke von sich abzulenken.»
«Kaedin!»
In A'sheis Stimme schwingt Furcht mit. Silàn schaut ihn erschrocken an. Sie weiß von Antim und Silmira von diesen Wesen der Dunkelheit. Kaedin waren unter den Ersten, die Femolai die Treue schworen, alte Feinde des Hauses Silita. Wie die Xylin dem Haus Silita verbunden sind, dienen die Kaedin der Königin der Dunkelheit als Boten und Spione. Sie sind praktisch körperlos und ihre hauptsächliche Waffe ist, dass sie Angst in andere Wesen projizieren können. Deshalb das kalte Gefühl in Silàns Magen, das Bedürfnis diesen Ort so rasch wie möglich zu verlassen.
Schweigend gehen sie weiter. Die junge Frau ist nicht unglücklich, dass A'shei das Tempo erhöht. Eigentlich wäre es Zeit für eine Rast, aber beide spüren nach dieser Begegnung keine Müdigkeit mehr. Silàn überprüft immer wieder mit ihrem magischen Sinn, ob sie die Anwesenheit weiterer Kaedin spüren kann. Aber es beruhigt sie nicht wirklich, dass sie die dunkle Präsenz nicht mehr wahrnimmt. Als es endlich heller wird und nach und nach die Dämmerung hereinbricht, atmen beide unmerklich auf. Kaedin sind Wesen der Nacht. Tagsüber besitzen sie keine Macht. Schließlich fasst Silàn ihre schlimmsten Befürchtungen in Worte.
«Denkst du, es hat uns erkannt?»
«Ich weiß es nicht. Ich kenne viele Geschichten über Kaedin gehört, bin aber noch nie einem begegnet. Ich konnte das Kae heute Nacht auch nicht sehen, ich hatte nur dieses Gefühl, beobachtet zu werden und wegrennen zu müssen. Ich war froh, dass du nicht stehengeblieben bist.»
Silàn nickt. Genauso fühlte es sich an. Nur wurde bei ihr die Wirkung durch die eigene Magie verstärkt. Sie beschreibt dem Jungen detailliert, was sie sah und empfand. A'shei hört gespannt zu.
«Nach allem, was du sagst, glaube ich, dass das eine zufällige Begegnung war. Ich bezweifle, dass es so offen versucht hätte, uns abzuschrecken, wenn es dich erkannt hätte. Aber seit ich weiß, dass du mit den Xylin sprichst, bezweifle ich, dass die Kaedin intelligenzlose Schatten sind.»
«Zumindest fühlte es sich nicht so an. Der Vergleich mit den Xylin ist gut. Vielleicht sind die Kaedin so etwas wie ein dunkles Gegenstück zu ihnen. Dasjenige letzte Nacht war bestimmt intelligent.»
Beide sinnen darüber nach, was diese Begegnung bedeuten könnte. Ob Femolai weiß, dass sie Antims Schutz verlassen haben und in Richtung Silitatal unterwegs sind? Nicht einmal die aufgehende Sonne kann die düsteren Gedanken vertreiben. Als sie eine Stelle auf einem Grat hoch über dem Tal erreichen, bleibt A'shei seufzend stehen. Hier bietet sich ein guter Rundblick über die flacher werdenden Hügel zur Keleniebene hin und bis zum Fluss Haon. Die Dörfer wirken von oben klein und die bebauten Felder überziehen das sanft gewellte Land wie ein vielfarbiger Flickenteppich. Wenn sie wollen, können sie noch heute bis dorthin absteigen. Ashei schüttelt die dunklen Gedanken ab und lächelt Silàn zu.
«Komm, lass uns ein paar Stunden schlafen und dann hinuntergehen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir unter Menschen zurückkehren. Kaedin halten sich wie Xylin von bewohnten Gegenden fern. Mit etwas Glück war das letzte Nacht kein Späher, oder es verliert unsere Spur, wenn wir durch die Dörfer gehen.»

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