~Kapitel 36~

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Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, wich mir die Kraft aus den Beinen und ich ließ mich an ihr hinuntergleiten, während ich mir panisch den Mund zuhielt, um nicht in lautem Schluchzen auszubrechen.

Wieso war ich überhaupt schon wieder am Heulen? War es nicht für alle außer mir selbst total offensichtlich, dass ich es nicht an diese Uni schaffen würde? Dass ich dort nicht hingehörte und verdammt nochmal einfach nicht gut genug war? Das war ich nie! Für nichts und niemanden würde ich je gut genug sein.

"Angel?", fragte Shawn leise in die Dunkelheit.

Verdammt, ich hatte ihn geweckt. Wie konnte ich so dumm sein? Schon wieder sah er mich weinen, sah meine Schwäche, sah wie wenig belastbar ich doch war. Wie konnte er es überhaupt mit mir aushalten? Wie konnte ich ihm das antun?

Mein Körper zitterte vor Anstrengung, nicht laut loszuweinen. Wahrscheinlich spielte meine Müdigkeit einen großen Teil in meiner Instabilität aber um ehrlich zu sein spielte ich doch 90% der Zeit nur eine Rolle, oder? Ich war nicht wirklich stark, ich spielte den anderen nur vor das alles ertragen zu können.

"Baby was ist los? Wieso sitzt du da am Boden? Es ist mitten in der Nacht, was ist passiert? Komm her..", murmelte er sanft, gleichzeitig verwirrt und setzte sich in unserem Bett auf.

"Ich..", schluchzte ich und brachte meinen Satz nicht zuende.

Ich schämte mich, doch ich hatte meinen Entschluss bereits gefasst. Ich würde keine Bewerbung mehr schreiben, ich würde meinen Abschluss machen und dann Shawn in dem unterstützen, was er gerne tat anstatt immer nur auf mich zu sehen und von ihm zu erwarten, mit mir irgendwo anders hinzuziehen.

"Angel komm bitte her, sonst hol ich dich", forderte Shawn nun strenger, klang jedoch trotzdem fürsorglich.

Ich riss mich zusammen, stand vom Boden auf und lief auf das Bett zu, um über die Matraze zu ihm zu krabbeln und mich regelrecht auf ihn zu werfen.
Sofort fing er mich auf, schloss die Arme um mich hüllte meinen Körper in die Wärme, die von ihm ausging.

"Was ist los? Hattest du einen Albtraum?", fragte er leise an mein Ohr und streichelte meinen Rücken sanft, um mich zu beruhigen.

"Nein ich.. ich hab noch nicht geschlafen", gab ich ehrlich zu und erkannte auf dem digitalen Wecker auf seinem kleinen Nachttisch, dass wir mittlerweile halb 4 am Morgen hatten. Shawn atmete tief aus.

"Hast du bis jetzt an deiner Bewerbung gearbeitet? Du musst doch schlafen, Baby. Dieser blöde Aufsatz rennt doch nicht weg", redete er mir gut zu, weshalb ich noch heftiger weinen musste. Sein Griff um meinen Körper wurde fester und genau das brauchte ich auch.

"Ich hab etwas beschlossen und ich will nicht, dass du enttäuscht von mir bist", jammerte ich an seinen Hals, da mein Gesicht in seiner Halsbeuge lag.

"Bin ich nicht, versprochen. Erzähl mir was du beschlossen hast", flüsterte er ruhig und wartete geduldig, bis ich mich traute ihm zu antworten.

"Ich werde mich nicht bei den Collages bewerben", murmelte ich leise und kniff die Augen zusammen, weil ich gerade meine eigenen Träume zertrümmerte.

Aber wenn ich sie selbst zerstörte, konnten sie schon nicht von den Leuten dort zerstört werden, richtig?

"Wieso nicht? Möchtest du dich lieber woanders bewerben?", fragte er ruhig nach und ich hätte am liebsten laut losgelacht, weil ich nicht glauben wollte, dass er wirklich dachte ich könnte angenommen werden.

"Nein ich arbeite einfach nach meinem Abschluss. Shawn ich hab keine Chance. Egal wie gut die Bewerbung ist. Ich möchte mich nicht lächerlich machen", erzählte ich und wurde augenblicklich von ihm gedrückt, damit er mich ansehen konnte.

"Was redest du denn da? Natürlich hast du eine Chance. Die selbe chance, wie jeder andere der sich bewirbt. Ich will nie wieder hören, dass meine Freundin benachteiligt ist, was dieses Thema angeht, verstanden? Wie kommst du überhaupt auf so einen Müll? Die werden sich um dich streiten, Baby!", sagte er aufgebracht und sah mir dabei tief in die Augen.

"Kannst du nicht einfach meine Entscheidung hinnehmen?", fragte ich ebenfalls leicht aufgebracht.
Ich wollte mir diese Lügen gar nicht erst anhören, nachdem ich endlich zu einer Erkenntnis gekommen bin.

"Nein! Nicht, wenn es nur daran liegt, dass du Probleme mit diesem Aufsatz hast. Darum geht es doch, oder? Du bist nicht weiter gekommen und denkst jetzt, du wärst nicht gut genug oder nicht besonders genug, aber das stimmt überhaupt nicht!", gab er weiterhin fassungslos von sich. Ich schüttelte lediglich den Kopf.

"Nein, Shawn. Ich hab mich einfach entschieden, okay? Bitte nimm es einfach hin. Das ist doch sowieso besser. Du müsstest nicht weg von hier, um bei mir zu sein. Ich .. ich weiß auch nicht. So wie es jetzt ist, ist es doch gut. Ich mach dir das kaputt", murmelte ich bedrückt. Fuck ja, es zerriss mir das Herz nicht zu studieren. Aber ich war nicht gut genug.

"Bullshit!", kommentierte mein Freund und musterte mich wütend.

"Ich bin einfach müde. Lass uns das Thema einfach vergessen", bat ich erschöpft und drehte mich von ihm weg, schloss die Augen, obwohl ich nichtmal an Schlaf denken konnte.

"Nova! Hey.. So können wir das doch nicht einfach stehe lassen", flüsterte er sanft.
Doch genau das war mein Plan.
Er würde es doch sowieso nicht verstehen wollen. Vielleicht kam aufgeben für ihn nicht in Frage, doch ich war das gewohnt. Gewinnen lag mir nicht und ich konnte diese Niederlage noch weniger verkraften, als es gar nicht erst zu versuchen.

"Baby..", murmelte er ratlos, doch ich blieb eisern und ließ mir stumm die Tränen über die Wangen laufen, ohne ihm zu antworten.

Shawn drehte sich nun zu mir, legte mir einen Arm um die Hüfte und drückte mir dann einen Kuss auf den Hals.

"Ich liebe dich", flüsterte er, bevor er sich wieder entfernte und ich registrierte, wie er aus dem Bett aufstand und sich mir entfernte.

Wo wollte er denn nun hin? Es war mitten in der Nacht und er stand einfach auf. Hatte ich ihn so wütend gemacht, dass er nun mitten in der Nacht trainieren wollte?
Würde er etwas kaputt machen? Wollte er nur was trinken und kommt gleich wieder?
Oder verließ er mich nun, weil er merkte, was für ein Verlierer ich doch war?
Nun traute ich mich nichtmal meine Bewerbung abzuschicken. Er musste so enttäuscht von mir sein.
Es fühlte sich so leer und kalt an alleine in unserem Bett zu liegen, doch ich wollte ihm nicht hinterher laufen, wenn er vor mir floh, das würde wohl alles schwerer machen und ich konnte ihm auf die Nerven gehen.

Normalerweise hätte ich ihn zumindest gefragt, was er vor hatte, doch im Moment wollte ich einfach mit niemandem mehr sprechen.

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S.M.|| Saints - A Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now