~Kapitel 46~

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Ich hatte recht behalten. In doppelter Hinsicht.

Das Thema war für den Abend tatsächlich vom Tisch und wir konnten, als wir wieder in der Ferienhütte ankamen, den Abend im kleinen Kreis ausklingen lassen. Es war schön und ausgelassen, wir hatten etwas getrunken, jedoch nicht so viel, dass es irgendjemandem schlecht ging.
Wir tanzten sogar wie die Idioten durchs Wohnzimmer, sangen laut zu der Musik und schienen für ein paar Stunden wirklich zu vergessen, wie der Abend hätte ausgehen können.

Und trotzdem bekam ich das Thema direkt am nächsten Morgen wieder auf mein Frühstücksbrötchen geschmiert. Im übertragenen Sinne.
Shawn begann schon beim Frühstück mit den Plänen für die restlichen Tage, die wir hier verbringen würden. Und damit meinte ich keinesfalls irgendwelche Freizeitaktivitäten, nein er machte Pläne, wann er was mit mir trainieren konnte, damit ich mich auf jeden Fall selbst verteidigen konnte.
Ist ja nicht so, als hätte ich ihm genau das erst gestern Abend bewiesen. Doch es schien etwas in ihm geweckt zu haben, das ihn denken ließ, er müsste mich noch mehr trainieren.

Dementsprechend anstrengend waren die kommenden Tage für mich. Natürlich machte das Training mit Shawn und den Jungs einerseits auch Spaß und andererseits blieb trotzdem noch genug Zeit um „Urlaub" zu machen.
Also weiterhin die Gegend zu erkunden, beim Lagerfeuer zusammen zu sitzen, Wohnzimmer Partys zu schmeißen und zu guter Letzt, die Finger nicht von Shawn lassen zu können.

Und als wir schließlich nach Hause fuhren, war ich mir nicht ganz sicher was nun überwog. Die Freude wieder nach Hause zu kommen oder die Trauer diese Leichtigkeit, die unser Feriendomizil im Wald mit sich brachte, zurückzulassen.

Wenn ich an Zuhause dachte, wurde mir bisher immer ganz warm ums Herz, ich spürte diese Sicherheit, die von dem Haus und ihren Bewohnern ausging.
Seit dem Vorfall mit meinem Vater plagte mich ebenso ein schlechtes Gefühl. Er wusste nun, wo ich mich aufhielt und das bedeutete sowohl für mich als auch für die Jungs Gefahr.
Ich wusste, dass ich mich auf sie und vor allem auf Shawn verlassen konnte, sie würden sicher nicht zulassen, dass er mir etwas antat, doch zur gleichen Zeit konnte ich es nicht ertragen, dass sie dies auf sich nehmen würden.

„Angel?", fragte Shawn und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich starrte schon eine ganze Weile aus dem Autofenster, bemerkte jedoch erst jetzt, dass sich das Auto nicht mehr bewegte. Wir waren Zuhause.

„Tut mir leid, war in Gedanken", entschuldigte ich mich und griff nach der Tür, um auszusteigen und den Jungs dabei zu helfen, das Gepäck reinzubringen. Doch Shawn's Hand legte sich auf meinen Oberschenkel und ich blickte zu ihm rüber.

„Ist alles in Ordnung?", wollte er wissen und ich nickte schnell. Er seufzte und legte seine freie Hand an meine Wange. Ich sah ihm tief in die Augen.

„Alles da drin ist so, wie es vorher war okay? Es ist sicher und niemand kann in dieses Haus, verstehst du?", sprach er sanft.

Wie zum Teufel konnte er eigentlich immer wissen, was in meinem Kopf vor sich ging? Waren nun nicht mal mehr meine Gedanken sicher vor ihm? Waren sie das überhaupt jemals? Shawn wusste schon immer genau, was in mir vorging. Einerseits gruselig aber andererseits auch romantisch, dass er mich so gut kannte.

„Ich weiß", antwortete ich und lächelte ihn sanft an, bevor ich endlich aus dem Auto stieg und wir unsere Sachen reinbrachten.

„Da ist ein Brief für dich gekommen, Nova", sagte Jack und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.

Ein Brief? Ich bekam nie Post. Was ist, wenn mein Vater mir einen Brief vor die Tür gelegt hatte, indem er mir drohte?

„Leg ihn in die Küche, ich seh's mir gleich an", antwortete ich und versuchte das Problem damit kurzzeitig zur Seite zu schieben. Zuerst brachte ich unsere Taschen nach oben in Shawn's Zimmer und atmete ein paar Mal durch, bevor ich die Treppen wieder runter ging und mich langsam der Küche näherte, als würde dort mein Todesurteil auf mich warte. Und wer weiß..

„Liegt auf der Kaffeemaschine", sagte Jack, als er meinen suchenden Blick bemerkte. Nun flog er auf die Kaffeemaschine, auf der tatsächlich ein weißer Briefumschlag lag.

„Wieso.. ach ich frag einfach nicht", murmelte ich und ging rüber, um den Brief in die Hand zu nehmen. Immerhin war mein Name normal darauf gedruckt und nicht mit Blut oder sowas drauf gekritzelt.

„Na ich wollte einen Kaffee, da hab ich den Brief oben drauf gelegt", sagte er schulterzuckend. Ich drehte ihn um und öffnete ihn langsam, zog das Papier raus, das gefaltet darin lag.

„Was hast du da?", fragte Shawn plötzlich und lief in die Küche. Mein Herz machte einen Satz und ich kam mir vor, als würde ich etwas Verbotenes tun, dabei stand mein Name auf dem Umschlag.

„Den Brief öffnen, der für mich kam", antwortete ich und faltete ihn nebenbei auf. Und sofort setzte mein Herz ein zweites Mal aus.. das konnte absolut nicht..

„University of California, Berkeley", murmelte ich, als ich den Schriftzug am oberen Rand des Briefes sah.

„Und was steht drin?", wollte Shawn grinsend wissen. Meine Hände zitterten. Was geschah hier gerade? Wie konnte das überhaupt sein?

„Shawn ich habe.. ich hab gar keine Bewerbung ..", murmelte ich weiter. Schließlich hatte ich alles verzweifelt gelöscht, als es mir nicht gelang mein Motivationsschreiben zu Papier zu bringen. Ich hatte mich nicht beworben. Woher..

„Lies doch einfach mal", sagte mein Freund schulterzuckend und mein Blick fiel wieder auf den Brief in meiner Hand.

„Sehr geehrte Ms.White, vielen Dank für Ihre ausführliche Bewerbung und Ihr Interesse an unserer Universität. Wir sind von Ihren Leistungen und ihrem Engagement überzeugt und könnten uns vorstellen, Sie in eines unserer naturwissenschaftlichen Forschungsprojekte zu integrieren und Ihnen einen Platz an unserer Universität zu ermöglichen. Vorerst möchten wir uns jedoch ein eigenes Bild von Ihnen machen und laden Sie daher herzlich zu einem Vorstellungsgespräch sowie einem Eignungstest ein", las ich ungläubig vor und kreischte die letzten Worte beinahe.

„Oh was für eine Überraschung", merkte Shawn ironisch an und ich richtete den Blick wieder auf ihn. Tränen stiegen mir in die Augen.

„Wie.. wie ist das möglich? Ich hab nicht..", stotterte ich.

„Ich aber. Ich hab mir erlaubt, einen Aufsatz darüber zu schreiben, was dich besonders und einzigartig macht, habe deine Lebensläufe und das ganze Zeug ausgedruckt und an ein paar Universitäten geschickt", antwortete mein Freund und ich konnte nicht anders, als ihn mit offenem Mund anzustarren.

„Du hast..Du?", ich konnte keine geraden Sätze rausbringen, zu schockiert und überrascht war ich.

„Ja Angel, ich. Eventuell war das übergriffig und ich hätte dich vorher fragen sollen aber komm schon.. du bist so intelligent und talentiert, du wolltest von Anfang an auf eine renommierte Uni gehen und du hast verdammt nochmal das Zeug dazu. Ich konnte nicht dabei zusehen, wie du dich selbst fertig machst. Ich musste es zumindest probieren", antwortete er und ich konnte nicht anders, als ihm weinend um den Hals zu fallen.

„Holy Shit ich hab eine Einladung von der Berkeley!", schrie ich überglücklich durchs Haus und begann wild herum zu springen.

+++
Was haltet ihr davon, dass Shawn die Bewerbung für sie zuende geschrieben und abgesendet hat? Ist er damit zu weit gegangen oder ist es romantisch? Und wie wird das Vorstellungsgespräch laufen?

Da ich momentan ja nicht so regelmäßig Kapitel rausbringen kann, wünsche ich euch jetzt schon mal eine schöne Weihnachtszeit, wenn ihr feiert und falls ihr nicht feiert, wünsche ich euch einfach so ein paar entspannte Tage <3

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⏰ Last updated: Dec 20, 2021 ⏰

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S.M.|| Saints - A Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now