~Kapitel 7~

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Als ich am Montag morgen wach wurde, fühlte ich mich so müde wie nie zuvor.
Obwohl ich den gesamten getrigen Tag im Bett verbracht hatte und mit Niemandem sprach, fühlte ich mich trotzdem extrem unausgeruht.
Im Bett zu liegen und die Augen geschlossen zu haben bedeutete schließlich nicht zu schlafen. Und selbst Schlaf konnte auslaugen, wenn er von Albträumen getränkt war.

Mein Körper fühlte sich wie blei an, als ich mich im Bett aufsetzte und die Beine über die Kante schwang. Shawn bewegte sich hinter mir ebenfalls und kurz darauf spürte ich, wie er mir sanft über den Rücken streichelte.

"Was machst du, Baby?", wollte er leise, jedoch mit rauer Stimme wissen. Mir wurde ganz warm ums Herz, als ich seine Stimme hörte.

"Die Schule, ich.. ich muss die P-Prüfung schreiben", stotterte ich unsicher.
Beim Gedanken an die Schule und all die Menschen dort wurde mir augenblick wieder ganz kalt und meine Hände begannen unruhig zu zittern.

"Angel vergiss die Prüfungen, leg dich wieder hin und ruh dich aus, du bist nicht so weit", bat er sanft und setzte sich nun auch auf, sodass er hinter mir saß. Er fuhr mir weiterhin sanft über den Rücken und küsste kurz meine Schulter.

"N-nein ich.. I-ich kann das", widersprach ich ihm und stand auf. Kurz wurde mir schwarz vor Augen, doch nachdem ich einige Male geblinzelt hatte, klarte meine Sicht wieder auf.

Ich machte mich im Bad fertig, ging danach in mein Zimmer, um mir eine schwarze Hose und ein Top anzuziehen. Danach holte ich mir noch einen von Shawn's großen Hoodies, den ich darüber zog.
In der Zwischenzeit hatte auch Shawn sich angezogen bzw. war er gerade noch dabei sich ein Shirt überzuziehen, als ich sein Schlafzimmer betrat.

"Bist du sicher, dass du das kannst? Du könntest doch die Prüfungen auch ausfallen lassen und sie nächstes Jahr schreiben", schlug Shawn nun vor, doch ich sah ihn nur mit zusammengekniffenen Augenbrauen an. Das würde ja bedeueten, dass ich das Jahr wiederholen müsste und noch ein Jahr länger dort gefangen zu sein, kam überhaupt nicht in Frage.

"Ich bin.. I-ich bin m-mir sicher", antwortete ich, wich jedoch seinem Blick aus. Shawn atmete tief aus.

"Du bekommst nicht einmal mehr einen geraden Satz raus! Du verfällst in alte Angewohnheiten und das macht mir verdammt große Angst", gab er nun lauter von sich und ich biss mir nervös auf die Lippe.

"Tut mir leid", flüsterte ich ehrlich.

"Siehst du? Du beißt dir auf die Lippe, du stotterst, du zuckst zurück, wenn ich mit dir rede und jetzt entschuldigst du dich auchnoch dafür?", warf er mir nun vor und stieß mir damit mächtig vor den Kopf. Ratlos suchte ich nach einer Ausrede, doch ich konnte nicht.

"Ich komm zu spät", merkte ich stattdessen an und drehte ihm den Rücken zu, um die Treppen hinunter zu gehen. Er folgte mir stumm und fuhr mich schließlich widerwillig zur Schule, damit ich diese Scheiße hinter mich bringen konnte.

So verdammt angespannt wie heute war ich schon lange nicht mehr, die Schule zu betreten. Auch vor Prüfungen hatte ich nie Angst, denn ich war schon immer gut vorbereitet und konnte mich stets auf mein Gedächtnis verlassen.

Doch heute sah das Ganze etwas anders aus. Nicht nur, dass mich all diese Blicke fertig machten, die ich mir vermutlich wie immer nur einbildete und die Tatsache, dass mich die ganzen Leute hier in Panik versetzten, nein zum ersten Mal hatte ich dazu auch noch Angst zu versagen. Lernen und gute Noten waren von Anfang an das Einzige, das ich konnte.

Unsicher setzte ich mich in die letzte Reihe des Biologieraumes und wartete darauf, dass die restlichen Schüler und unsere Lehrerin eintraten, damit ich das hinter mich bringen konnte.
Um ehrlich zu sein fühlte ich mich absolut nicht dazu in der Lage hier zu sein und die Prüfung zu schreiben, doch was sollte ich schon machen?

Zum Einen musste ich in der Schule weiter kommen und zum Anderen wollte ich Shawn nicht zeigen, wie schlecht es mir wirklich ging.
Ich schämte mich zu sehr, immerhin war das Alles meine eigene Schuld. Der Plan war meine Idee und es war dumm das Getränk von Benton anzunehmen. Ich hätte es besser wissen müssen, dann wäre das Alles nicht passiert.
Es ist meine Schuld.

Genau deshalb konnte ich mich jetzt im Nachhinein nicht darüber beschweren, wie sehr mir das zusetzte.
Dabei tat es weh, es tat verdammt übel weh einen erneuten Beweis dafür gesammelt zu haben, dass ich und mein Körper nichts weiter waren als ein Objekt der Begierde.
Und wie sollte man da so einfach drüber weg sehen?

Psychische Gewalt konnte manchmal so viel mehr weh tun, wie körperliche Gewalt. Natürlich taten die blauen Flecken weh, die Benton mir verpasst hatte. Doch sie waren Nichts im Vergleich zu dem Schmerz den ich innerlich empfunden hatte, als er mich an einer Stelle berührte, die ihm nicht zustand.

Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch, als Mrs.Felder mir das Angabenblatt vor die Nase legte. Kurz sah ich zu ihr auf und sie beäugte mich skeptisch, bevor ich den Blick wieder abwand.
Sie blieb jedoch stehen und mein Unbehagen wuchs mit jeder Sekunde in der ich ihren Blick auf mir spürte.

"Geht es ihnen gut, Miss White?", harkte sie nach und ich nickte monoton, ohne ihren Blick zu erwidern.

Sie entfernte sich wieder von meinem Tisch und teilte die restlichen Blätter aus. Schließlich setzte sie sich an ihren Schreibtisch neben der Tafel und stellte einen Wecker darauf ab, den sie für eine Stunde einstellte.

"Ihr habt eine Stunde Zeit für die Aufgaben. Niemand gibt frühzeitig ab und beim Versuch des Unterschleifes wird die Prüfung mit null Punkten bewertet. Viel Glück", sagte sie, bevor sie sich zurück lehnte und begann in einem Buch zu lesen.

Für einen Moment beobachtete ich, wie meine Mitschüler hektisch die Blätter umdrehten und begannen zu schreiben, bevor ich mich selbst traute mein Blatt umzudrehen, um mir die Aufgaben durchzulesen.

"Oh gott", murmelte ich vor mich hin, woraufhin Mrs.Felder aufsah und mich warnend ansah. Schnell senkte ich den Blick wieder und starrte die Buchstaben vor mir an. Reiß dich zusammen verdammte Scheiße.

Immer wieder las ich mir die Fragen durch und versuchte allmählich irgendwas zusammen zu schreiben, was halbwegs Sinn ergeben sollte.
Es war ein ungewohntes Gefühl bei den Antworten so lange nachdenken zu müssen, wo ich doch sonst schon nach wenigen Sekunden die richtige Antwort parat hatte.

Als die Stunde schließlich vorbei war, war ich einfach nur froh, dass ich es hinter mich gebracht hatte.
Und trotzdem musste ich direkt daran denken, auch morgen und am Freitag noch Prüfungen schreiben zu müssen.
Ich beschloss für den Rest des Tages nach Hause zu gehen und packte meine Sachen zusammen, mit denen ich dann durch die Gänge der Schule lief.

Als hätte mich mein Schicksal nicht heute schon genug ausgelacht, kamen mir auch noch meine liebreizenden Mitschüler entgegen, die es seit der Geschichte mit dem Club an Jacks Geburtstag noch mehr auf mich abgesehen hatten, als sonst. Und mit entgegen kommen meinte ich, sie kamen direkt auf mich zu und versperrten mir den Weg.

"Heilige Scheiße September, was ist denn mit deinem wunderschönen Gesicht passiert?", entgegnete mir sofort die Stimme des blonden Mädchens vor mir.
Sollte ich ihren Namen schonmal gehört haben, hatte ich ihn definitiv aus meinem Kopf gestrichen.

"Was?", murmelte ich unsicher.

"Hat dein Daddy dich wieder verprügelt, kleine Schlampe? Oder war das doch dein tattoowierter Gangsterfreund?", harkte sie weiter nach, weshalb mir augenblicklich die Farbe aus dem Gesicht wich.

+++
Wie wird Nova auf diese Worte reagieren? Und was haltet ihr allgemein davon, dass sie zur Schule gegangen ist?

Ich hab gedacht, weil im Laufe der Woche keine Kapitel kamen, lade ich heute nochmal eins hoch, ich hoffe es gefällt euch <3

S.M.|| Saints - A Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now