~Kapitel 6~

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Angestrengt raffte ich mich auf und putzte mir die Zähne, mied dabei den Blick in den Spiegel. Danach zog ich das Shirt aus, das ich trug und warf die Unterwäsche in den Mülleimer. Ich wollte sie nicht mehr tragen. Sie war beschmutzt, wie der Rest von mir. Allein bei dem Gedanken, wie abstoßend ich war und wie ekelhaft Shawn mich finden musste, wurde mir wieder schlecht, doch ich riss mich zusammen.

Ich stieg in die Dusche und stellte das heiße Wasser an. Ich drehte es voll auf und nahm mir viel Duschgel, um mich damit zu waschen. Trotzdem fühlte ich mich nicht, als könnte ich all das von mir waschen. Es saß zu tief in meiner Haut, es war ein Teil von mir geworden, ein abstoßendes, widerwertiges Teil.

Also drehte ich das Wasser auf ganz heiß und nahm mir einen Duschschwamm, auf den ich ernut Duschgel schüttete und begann meine Haut zu schrubben, als gäbe es kein Morgen. Irgendwie musste es doch weggehen.

Es wurde immer wärmer im Badezimmer und ich kniff die Augen zusammen, weil das Waschen mittlerweile weh tat und begann zu brennen, doch es schien mir die einzige Möglichkeit zu sein.

Also schrubbte ich immer weiter, vorallem meinen Bauch, den Hals und die Innenseite meiner Oberschenkel. Völlig unvorbereitet traf mich eine neue Welle an Tränen und ich ließ mich kraftlos auf den Boden der Dusche gleiten, um meine Beine an meinen Körper zu ziehen.

Das heiße Wasser prasselte auf meinen Rücken und verbrannte dort meine Haut und trotzdem war mir schrecklich kalt und ich fühlte mich, wie ich mich nie zuvor gefühlt hatte. Als ich irgendwann begriff, dass das Alles nicht half stellte ich das Wasser ab und wickelte mich in eines der Handtücher. Eine ganze Weile stand ich nur ratlos im Bad und wünschte, ich könnte mich in Luft auflösen. Aufhören zu existieren, als hätte es mich niemals gegeben.

Danach ging ich in mein Zimmer, um mir neue Unterwäsche und ein Shirt zu holen.
Die Rechnung hatte ich offensichtlich ohne Shawn gemacht, dieser saß nämlich mit dem Gesicht in den Händen auf meinem Bett und hob den Kopf erst, als ich auf meinen Schrank zuging.

Ich sagte nichts, sah ihn nicht an, öffnete stumm den Schrank und zog mir Kleidung raus.

"Angel? Ich.. Kann es sein, dass du.. deine Tage bekommen hast?", fragte Shawn plötzlich und ich war dermaßen verwirrt, dass ich mich doch zu ihm umdrehte und ihn unwissend ansah. Er musterte meine Beine, weshalb ich seinem Blick folgte und erkannte, wie frisches Blut an ihnen herab lief. Heilige Scheiße.

"N-Nein.. ich.. I-Ich.. das ist..", stotterte ich überfordert und sah unsicher im Raum umher, "Ich.. hab.. i-ich wollte..", sprach ich weiter und mal wieder übermannten mich die Tränen.

"Was wolltest du? Was hast du getan?", fragte er ruhig und sah mich beruhigend an.

"Ich wollte es doch nur.. abwaschen.. aber es..es ging nicht ab", murmelte ich und verzog das Gesicht leidend. Wieso tat das Alles so weh? Es tat mehr weh als damals.

"Okay..okay..shh, ganz ruhig. Zieh dir mal was an, ich bin gleich zurück", sagte er sanft und beruhigte mich mit diesen einfachen Worten tatsächlich ein wenig.

Danach verschwand er und ich zog mir vorsichtig schwarze Unterwäsche an, erkannte in dem Moment erstmal das Ausmaß meiner Schrubberei.
Die Haut an meinen Beinen und meinem Bauch war so sehr aufgerieben, dass sie blutete. Und leider sah mein Hals nicht viel besser aus. Ebenfalls erst jetzt erkannte ich die Blutergüsse auf meiner Haut.

"Scheiße", murmelte ich und musterte mich weiterhin im Spiegel vor mir. Die Tür hinter mir öffnete sich wieder und Shawn trat erneut ein, blieb jedoch stehen, um mich zu mustern.

Nun musste er wohl das letzte bisschen Interesse an mir verloren haben. Ich sah einfach nur schrecklich aus, mit all den alten Narben und neuen Verletzungen.
Ich hatte nichtmal das Bedürfnis mich zu bedecken, er sollte sehen wieso er Besseres verdient hatte.

"Es-..", begann er, atmete jedoch tief durch und senkte den Blick zu Boden, "Es tut mir so leid", sagte er weiter, bevor er den Blick wieder anhob und ich erkannte, dass seine Augen gefährlich glitzerten.

Er lief weiter auf mich zu, nahm das Handtuch vom Boden und legte es auf mein Bett. Danach hielt er mir die Hand entgegen, welche ich vorsichtig ergriff.
Er führte mich zum Bett und deutete mir, mich hinzusetzen. Ich folgte seiner Anweisung und beobachtete, wie er vor mir in die Hocke ging.

"Ich mach das nur sauber und dann cremen wir es ein, okay?", fragte er ruhig und wieder nickte ich nur, beobachtete wie er meine Beine vorsichtig ein Stück auseinander schob und das Blut vorsichtig mit einem feuchten Tuch abtupfte, was zwar brannte, doch Shawn hatte schon schlimmere meiner Verletzungen versorgt.

Danach nahm er eine Wundcreme und verteilte diese ebenso sanft auf der Haut, wobei ich keine Miene verzog. Im Gegenteil, irgendwie genoss ich den Schmerz gerade regelrecht.

Danach machte er das Selbe noch an meinem Bauch und an meinem Hals, bis Alles sauber und eingecremt war. Schließlich sahen wir uns eine Weile nur in die Augen und tauschten uns stumm aus.

Shawn stand auf und gab mir sein Shirt, welches er mir vorsichtig über den Kopf zog.

"Gehen wir ins Bett? Oder willst du lieber alleine bleiben? Du kannst oben schlafen und ich bleibe hier", schlug er vor doch ich schüttelte den Kopf.

Auch wenn ich nicht reden wollte, noch wenig wollte ich gerade alleine sein. Denn die Einsamkeit machte mir Angst.

"Dann komm mit", sagte er leise und führte mich dann wieder an der Hand nach oben in sein Zimmer.

Stumm legte ich mich auf meine Seite und drehte Shawn den Rücken zu, ich wollte nicht dass er meine Tränen sehen konnte, unterdrücken konnte ich sie jedoch nicht.

Er stellte den Fernseher an und die Stimmen beruhigten mich ein wenig, vorallem weil ich so wusste, dass er mich nicht beobachtete.

"Gute Nacht", murmelte ich irgendwann und schloss die Augen, aus denen noch immer Tränen liefen. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Arm, die auf und ab strich, weshalb ich erschrocken zusammen zuckte.

Augenblicklich zog Shawn seine Hand zurück und flüsterte eine kurze Entschuldigung.

Nein, mir tat es leid. Und wie. Er verdiente Besseres.

+++
Was sagt ihr zum ersten Gespräch zwischen Shawn und Nova? Und wird sie tatsächlich die anstehenden Prüfungen schreiben?

Apropo Prüfungen, nach meinem schönen Urlaub hat mich heute Mittag die Nachricht erreicht dass ich eine von drei Prüfungen leider nicht bestanden habe 😒 ich hoffe das nächste Semester wird wieder besser laufen.

S.M.|| Saints - A Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now