~Kapitel 45~

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Es war beinahe lustig, wenn auch makaber diese Situationen zu vergleichen, doch dieses Mal, hatte ich die Oberhand. Dieses Mal wurde ich nicht in eine Matratze gedrückt, weil ich mich nicht bewegen konnte. Dieses Mal grub sich mein Knie in seine Magengrube. Dieses Mal konnte ich verdammt nochmal auf ihn runtersehen, konnte den Blick in seine Augen ertragen und mich frei fühlen, obwohl ich diesem Schwein so nah war.

Ein Grinsen schlich sich in mein Gesicht, als ich ihm mühelos das Messer abgenommen hatte und es über den Boden des Rings schlittern ließ.

Plötzlich wurde ich von Benton runtergerissen und an eine harte, feuchte Brust gedrückt. Er zog mich bis zur Ecke des Rings und ging dann in die Hocke, sodass auch ich keine andere Wahl hatte als mich hinzuknien. Connor hielt mir von außerhalb des Rings seine Hand entgegen, während Shawn die Seile auseinanderzog, sodass ich mühelos hindurch klettern konnte. Connor griff nach meiner Taille, um mich vom Ring runterzuheben.

Shawn folgte mir sofort, zog mich sanft, aber bestimmt an der Hüfte von der Menge weg. Zurück in den Wald, in die Dunkelheit.

Mein Grinsen konnte man mir nicht mehr nehmen. Ich hatte meinen eigenen kleinen Sieg über Benton, hatte meine Angst überwunden, mich quasi im Ring bewiesen und noch dazu Shawn beschützt. Ich hatte endlich das für ihn tun können, was er ständig für mich tat. Bisher konnte ich nie verstehen, was Shawn oder sonst einer der Jungs daran finden konnte, sich mit Fremden zu duellieren, doch nun konnte ich es nachvollziehen.

Obwohl ich nicht viel getan hatte und Benton eigentlich schon ausgeknockt war, gefiel mir diese Art von Macht. Es hatte mir gut getan ihm zu zeigen, dass ich nicht mehr einfach dieses kleine verschreckte Mädchen war. Ich wurde zur Frau und ich wusste, wie ich mich verteidigen konnte. Verdammte scheiße für den Moment fühlte ich mich unbesiegbar.

„Bist du .. völlig übergeschnappt?!", fegte mir die Wut meines Freundes in ihrer vollen Pracht entgegen. Ich hatte damit gerechnet. Ich wusste er würde es hassen. Ich wusste, er würde es mir übelnehmen und mir eine Ansprache halten. Doch das konnte es nicht kaputt machen. Nichts konnte mir dieses Gefühl kaputt machen. Ich schwebte auf einer Wolke, so leicht fühlte sich gerade alles an.

„Ich hab ihm das Messer abgenommen", sagte ich freudestrahlend und erhoffte mir eine ähnliche Reaktion meines Freundes.

„Das habe ich gesehen. Was hast du dir verdammt nochmal dabei gedacht? Hast du eine Ahnung in was für eine unglaubliche Gefahr du dich da gerade gebracht hast?! Er hat mit dem Messer ausgeholt! Er hätte dich erstechen können verdammt! Und du grinst mir hier entgegen wie ein Honigkuchenpferd! Hast du noch alle Tassen im Schrank?!", schrie er mir weiterhin entgegen und gestikulierte wie wild umher.

„Er wollte dich verletzen, Shawn! Du warst dir bereits sicher den Kampf gewonnen zu haben und hättest nicht mitbekommen, wie er mit dem Messer auf dich zukommt", verteidigte ich meine Handlung.

„Das ist doch kein Grund für dich, in den Ring zu klettern und dich auf einen Irren mit Messer zu stürzen!", entgegnete er.

„Was? Aber natürlich ist es das! Wenn es verdammt nochmal du und ich gegen den Rest der Welt heißt, dann fang endlich an zu kapieren, dass auch ich mich in jeder Sekunde meines Daseins vor dich stellen würde, um dein Leben zu schützen! Und das habe ich.. oh Überraschung.. gerade eben getan!", antwortete ich ihm nun auch aufgebrachter.

Nicht dass ich erwartete, dass er sich bei mir bedankte, denn es war selbstverständlich für mich, so zu handeln. Doch ich würde mir ganz sicher keine Vorwürfe darüber anhören, dasselbe für ihn zu tun, was er täglich für mich tat. Er musterte mich überfordert.

„Du bist völlig irre", gab er nach einer recht langen Pause des Schweigens von sich. Er klang dabei so hilflos und einfach, dass ich beinahe loslachen wollte.

„Weißt du, ich hab vom besten gelernt", antwortete ich darauf lediglich. Wieder schwiegen wir uns eine Weile an, bevor er nach meinem Gesicht griff, sich zu mir lehnte und begann mich stürmisch zu küssen.

„Das hätte so schiefgehen können", murmelte er in den Kuss und ich war mir dabei gerade nicht sicher, ob er mit diesem Kuss seine Wut oder seine Erleichterung kundtun wollte.

„Es ist gut gegangen", antwortete ich ebenfalls in den Kuss hinein.

„Tu das nie.. nie wieder", knurrte er und küsste mich wieder stürmisch.

„Ich würde es immer wieder tun", widersprach ich. Er festigte seinen Griff, legte noch mehr Leidenschaft in den ohnehin wilden Kuss. Er konnte meine Antwort absolut nicht leiden, das ließ er mich spüren. Auf die wohl beste Weise.

„Hier seid ihr. Es wird langsam gruselig, dass ihr ständig in einem Wald übereinander herfallt". Erschrocken fuhren wir auseinander und blickten in das grelle Licht von Handytaschenlampen. Ich hob eine Hand, um das Licht etwas abzuschirmen.

„Halt die Schnauze, Cameron!", knurrte Shawn und fuhr sich durch die verschwitzten Haare. Na wenn das mal keine ordentliche Erkältung gab. Man konnte unseren Atem als Nebel in der Luft aufsteigen sehen. Und er stand hier verschwitzt und in kurzen Sporthosen.

„Meine Güte bin ich froh, dass es dir gut geht!", ertönte die Stimme meines besten Freundes, bevor ich in eine wärmende Umarmung geschlossen wurde. Oh kommt schon, so gefährlich war das nun auch nicht. Sie verhielten sich als hätte ich sonst eine Gefahr auf mich genommen. Connor ließ wieder von mir ab.

„Heilige scheiße Nova, dein Kinnhaken war der absolute Hammer", gab Cameron begeistert von sich und hielt mir seine Faust entgegen, sodass ich einschlagen konnte. Lachend schüttelte ich den Kopf und schlug meine Faust gegen seine. Obwohl Shawn davon nicht begeistert sein würde war ich froh, dass wenigstens irgendjemand meine Aktion cool fand.

„No shit, du sahst aus wie so eine Badass-Chick, wie du da in sekundenschnelle hochgeklettert bist und ihm das Messer abgenommen hast", schwärmte er weiter und ich grinste wie blöd, hatte ich mir doch genau diese Reaktion von Shawn erhofft.

„Ermutige sie jetzt auch noch, schon recht", brummte dieser und ich war mir sicher, er hatte die Augen verdreht.

„Echt heiß", sprach Cam und brachte damit das Fass wohl vollends zum Überlaufen.

„Ooookay! Es reicht dann auch wieder, verstanden?! Lasst uns einfach zurückgehen", bat Shawn und ich verschränkte die Arme vor der Brust.

„Es tut mir leid, dass ich mich in Gefahr gebracht habe. Es tut mir leid, dass ich euch einen Schrecken eingejagt habe. Aber ich hatte gar keine andere Wahl okay? Du hast gerade irgendeinen superwichtigen Underground Preis gewonnen und willst einfach nach Hause? Das müssen wir doch feiern. Immerhin hat heute wirklich jeder das bekommen, was er verdient hat. Glaub mir.. mir war noch nie so sehr nach feiern wie heute", sprach ich wahrheitsgemäß und spielte dabei nicht nur auf Shawn, sondern auch auf Benton an.

„Sie hat recht. Wenn du nicht hierbleiben willst, okay, kann ich verstehen. Aber lass uns zumindest in der Hütte noch ein bisschen die Sau rauslassen", sagte Cameron und schlug Shawn auf die Schulter. Einen Moment blieb es ruhig, bis ich durch das Licht des Handys erkennen konnte, dass sich ein Grinsen in Shawn's Gesicht schlich.

„Aaaaah, ich wusste du bist dabei, Kumpel!", freute Cameron sich und legte nun den Arm um die Schulter meines Freundes. Shawn atmete hörbar aus und nickte schließlich, sodass sich die Stimmung wieder zum positiven wandte.

Ich wusste sehr wohl, dass dieses Thema noch einmal auf mich zurückkommen würde. So leicht war ich aus der Sache nicht raus. Doch immerhin schien es erst einmal vom Tisch zu sein. Zumindest für heute.

***
Wie wird die Situation für Nova ausgehen? Wie geht der Abend weiter?

Wie gehts euch friends? <3

S.M.|| Saints - A Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now