~Kapitel 32~

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"Ich schätze ihr habt viel zu besprechen, ich geh in die Küche und bereite das Essen vor. Ihr esst doch mit uns oder?", fragte er letztlich an Shawn und mich gerichtet.

Die Antwort überlies ich natürlich ihm. Alles was das Treffen heute betraf, würde ich ihm überlassen, weil ich ihn schlichtweg zu nichts drängen wollte.
Doch Shawn lächelte breit und nickte.

"Oh.. äh.. brauchst du vielleicht Hilfe in der Küche?", harkte ich direkt nach, denn auch wenn ich mir sicher war, dass Shawn mich nur ungerne aus den Augen lassen würde, dachte ich mir, dass es besser für seine Familie war, bei diesem überaus wichtigen, privaten Gespräch alleine zu sein. Noch dazu nickte Shawn mir kurz unauffällig zu um mir zu verstehen zu geben, dass er es alleine schaffen würde und er es für eine ebenfalls gute Idee hielt.

"Natürlich, umso besser!", stieß Jordan erfreut aus und verließ dann den Raum. Ich hielt bei Shawn kurz an, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, doch er griff sanft nach meiner Wange, um mich kurz auf den Mund küssen zu können.

"Ey Casanovaaaa!", rief seine Schwester plötzlich und wir lösten uns augenblicklich voneinander.
Da ich vermutlich knallrot anlief, drehte ich mich schnell weg und rannte beinahe in Jordan, der im Türrahmen der Küche stand.

"Halt die Klappe, Liyah!", forderte Shawn lachend und ich schmunzelte.

"Oh entschuldige!", meinte ich noch zu Jordan, weil ich ihn beinahe über den Haufen gerannt hatte.
Er ging ein paar Schritte und bot mir dann etwas zu trinken an. Ich entschied mich für ein Glas Cola und nahm einen großen Schluck daraus.

"Was kochen wir denn?", wollte ich schließlich wissen und wusch mir kurz die Hände im Spülbecken.

"Ich bin nicht sonderlich begabt in der Küche, ich dachte an einfache Spagetthi mit Tomatensoße. Das war eigentlich nur eine Ausrede, um die drei etwas alleine reden zu lassen", lächelte er schließlich.

"Ja gute Idee. Ziemlich aufreibend das Ganze. Ich muss aber sagen, dass ich ziemlich froh damit bin, wie es bisher gelaufen ist. Er hatte so große Angst davor her zu kommen und es scheint so unberechtigt gewesen zu sein", antwortete ich und sah durch die offenen Türrahmen noch immer ins Wohnzimmer, beobachtete die glückliche Familie auf dem Sofa sitzen und ruhig miteinander reden.

"Kann ich mir gut vorstellen, Liyah hatte die selben Bedenken, dachte ihr Bruder würde sie und ihre Mutter hassen. Heute hierher zu kommen, hat ihr vermutlich vieles leichter gemacht. Ich schätze sie werden ein ziemlich schweres und nervenaufreibendes Gespräch führen aber das ist es wert", sagte er und begann einige Utensilien aus den Schränken zu kramen, wobei ich ihm sowieso keine große Hilfe gewesen wäre.

"Es war wirklich nicht leicht ihn davon zu überzeugen. Er hatte so große Angst, dass ihr ihn nicht so akzeptieren würdet, wie er nunmal ist. Zugegeben er kann auf den ersten Blick echt angsteinflößend wirken aber.. naja es gibt kein aber", lachte ich gegen Ende und Jordan stieg mit ein.

"Ich bin einfach so erleichtert. Liyah hatte vorallem in der letzten Zeit wieder vermehrt schlimme Albträume, das ihm etwas zugestoßen ist. Ich bin froh, dass wir euch gefunden haben, so konnte ich ihr zumindest die Sicherheit geben, dass ihr Bruder noch am Leben war", erzählte er und ich nickte interessiert, während er redete.
Zu hören wie schlecht es Aaliyah ebenfalls mit der Situation ging tat mir im Herzen weh.

"Das tut mir so leid. Natürlich ging Shawn ganz anders damit um aber im Grunde mussten beide Geschwister unnötig so lange leiden.
Ich weiß, ich darf das als Außenstehende nicht beurteilen aber ich wünschte, diese Familie hätte schon früher wieder zueinander gefunden", dachte ich laut nach.

"Schneidest du die Tomaten?", fragte Jordan und hielt einen Strauch Tomaten hoch. Ich nickte und nahm sie ihm ab. Er legte mir ein Brett und ein Messer hin, während ich sie wusch.
Da würde sich Shawn aber freuen, schließlich mochte er keine Tomaten. Zum Glück vergaß er regelmäßig, dass Tomatensoße auch aus Tomaten bestand.

"Ist es nicht lustig, dass sie sich solange nicht gesehen haben und sich trotzdem sofort wieder verhalten, als wären sie nie getrennt gewesen?", wollte Jordan wissen und nickte in Richtung Wohnzimmer, in dem Karen und Aaliyah zwar weinten, jedoch gleichzeitig lachten.
Shawn und seine Schwester begannen sich gegenseitig leicht auf den Arm zu schlagen, weshalb Karen sich kurzerhand zwischen die Beiden setzte. Ich musste schmunzeln.

"Du hast recht. Oh man, er sieht so anders aus.. also ich meine.. verändert. Er trägt keine Wut in sich und wirkt so ausgeglichen, einfach.. glücklich", murmelte ich, obwohl ich den letzten Teil eigentlich für mich behalten würde.

"Ich verstehe das aber. Ohne seine Familie fehlt einem einfach ein Stück des Herzens und genau dieses Teil haben alle drei gerade wieder gefunden", antwortete Aaliyah's Freund und rammte mir dabei das Messer das er in der Hand hatte sprichwörtlich direkt ins Herz, ohne es überhaupt zu merken.

Ohne die Familie, fehlte ein Stück des Herzens. Mein Herz würde nie vollständig sein. Ich würde nie so ein Familientreffen haben. Aber heute ging es nicht um mich, also lächelte ich den Schmerz weg.

"Was ist mit dir? Hast du Geschwister? Und wie habt ihr euch kennengelernt, also du und Aaliyah?", harkte ich nach, um damit möglichst schnell auf etwas Anderes zu lenken.

"Wir kennen uns durch die Schule, haben uns aber erst auf einer Party richtig kennengelernt. Ich war dort mit einem Kumpel und sie mit einer Freundin, die uns dann beide alleine gelassen haben. Und wohin geht man alleine? Richtig, an die Bar. Dort hab ich dann Bier über ihre Hose geschüttet und sie hat rumgeflucht, dass der Abend gar nicht mehr schlimmer werden kann. Er wurde noch schlimmer, denn ich hatte ihr angeboten, sie nach Hause zu bringen, weil ich nichts getrunken hatte.
Mitten auf dem Weg ist mein Auto ausgegangen und wir mussten schlappe 2 Stunden in der Kälte warten, bis uns jemand abgeholt hat. Naja, sie hat so viel geflucht, dass ich mich in sie verliebt habe", erzählte er lachend und auch ich musste unwillkürlich lachen.

Es war schön zu hören, dass diese Highschool Romanzen tatsächlich exisiterten.
Ich hatte viel in Büchern darüber gelesen doch nie gedacht, dass mir sowas passieren könnte. Nun hatte ich meine eigene Lovestory. Eine viel intensivere, außergewöhnlichere Lovestory.
Und ich würde sie um nichts in der Welt eintauschen wollen.

"Das klingt schön", antwortete ich ehrlich und schnitt weiter die Tomaten, während Jordan Nudeln in das kochende Wasser gab.

"Ja das ist es. Ich dachte nie, dass ich in der Highschool eine wirklich ernsthafte Beziehung anfangen würde aber genau so ist es passiert. Unsere Familien verstehen sich super, wir machen alles gemeinsam.
Nur bin ich häufiger hier, als sie bei mir, damit Karen nicht so alleine ist", erzählte er weiter und ich hörte interessiert zu.

Die Situation war seltsamerweise überhaupt nicht komisch oder unangenehm. Natürlich war alles aufregend und neu, doch ich fühlte mich von der ersten Sekunde an wohl in diesem Haus und bei diesen Menschen.

Es war das erste Mal, dass ich eine richtige Familie erlebte. Zuhause hatte ich sie nie gehabt, Freunde hatte ich ebenfalls nie, die mich mit nach Hause nahmen und auch Shawn und die Jungs waren allesamt Einzelgänger.

Klar hatte sich bei uns mittlerweile eine Art Familienleben eingebürgert aber es war ein Verhältnis, als wären wir alle Geschwister. Außer Shawn und ich natürlich.

"Sowas kommt, wenn man es am wenigsten erwartet", antwortete ich breit grinsend, weil das zwischen Shawn und mir vermutlich auch das Letzte war, das ich je erwartet hätte. Mal abgesehen davon, dass ich für eine sehr lange Zeit meines Lebens dachte, man könne mich überhaupt nicht lieben, hatte ich mir insgeheim trotzdem noch eher ausgemalt, dass ich einen Jungen in der Schule kennenlerne, der meine Geheimnisse durchschaut und mich unterstützt. Stattdessen wurde ich gekauft. Und jetzt ist er mein Freund. Verrückte Geschichte.

S.M.|| Saints - A Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now