~Kapitel 23~

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Das erste Mal in meinem Leben wusste ich, was es bedeutete Ferien zu haben. Ich konnte ausschlafen, hatte wieder mehr Zeit Bücher zu lesen, konnte mich mit meinem neuen Laptop auseinandersetzen, mir Gedanken um meine Bewerbungen machen, bis spät in die Nacht Netflix schauen und quasi in den Tag hinein leben.

Früher ging das nie.
Wenn ich nicht im Sinners arbeitete, war ich dazu verpflichtet den Haushalt zu machen. Und natürlich gab es auch hier genug zu erledigen, doch wir lebten miteinander und nicht gegeneinander. Meine Eltern hatten mich Alles alleine machen lassen, ich musste kochen, das Haus putzen, die Wäsche waschen, einkaufen und das für drei Personen.
Hier gab es die selben Aufgaben, nur teilten wir sie und so machte es auch viel mehr Spaß einkaufen zu gehen oder aufzuräumen.

"Kommst du endlich von dem blöden Kasten weg?", fragte Shawn irgendwann, nachdem er mir zu seinen Ungunsten den Freiraum gegeben hatte, an meinen Bewerbungen zu arbeiten.

"Du hast mir den blöden Kasten geschenkt, nun musst du damit auch klar kommen", neckte ich ihn grinsend und blickte über meine Schulter, um ihm die Zunge rauszustrecken.

"Ich weiß echt nicht, wann du so frech geworden bist", murmelte er kopfschüttelnd. "Außerdem hast du noch wochenlang Ferien, wieso musst du die ausgerechnet jetzt schon schreiben?", nörgelte er wie ein kleines Kind und ich verdrehte die Augen.
Auch wenn er sich Mühe gab und mich bei dem Vorhaben unterstützte studieren zu gehen, hatte er den Ernst der Sache wohl noch immer nicht komplett verstanden.

"Baby das ist nicht so einfach. Überleg doch mal, ich will diese Bewerbung an die besten Unis des Landes schicken, es wird ewig dauern, einen Text zu schreiben, der gut genug ist, um deren Interesse zu wecken. Selbst die besten Schüler haben Probleme aufgenommen zu werden. Es muss einfach Alles passen", eröffnete ich ihm meine Sorgen und blickte wieder angestrengt auf die drei Sätze, die ich in den letzten acht Stunden zu Papier gebracht hatte.

Der Aufsatz trug den Titel "Das Besondere an mir" und sollte dreitausend Worte umfassen. Und das war nur eine von vielen Anforderungen, die ich der Bewerbung beilegen musste.
Trotzdem empfand ich den Motivationsaufsatz als am schwierigsten.
Das Besondere an mir. Wie sollte ich die Uni's von dem Besonderen an mir überzeugen, wenn ich selbst nicht wusste, was mich besonders machte. Ob ich überhaupt besonders war.

Plötzlich spürte ich, wie Shawn seine Hände auf meine Schultern legte und begann mir den Nacken zu massieren. Augenblicklich entspannte ich mich, schloss die Augen und seufzte wohlig.

"Das Besondere an mir?", harkte er hinter mir verwirrt nach. Und zurück war die Anspannung in meinem Körper.

"Ist ein Aufsatz, den die haben wollen. Was meinst du wieso ich hier so verzweifelt rumsitze? Meine Zeugnisse zu kopieren und einen Lebenslauf zu erstellen ist das kleinste Problem. Das hier ist was wirklich zählt. Das Besondere an mir. Die ganzen Unis wollen etwas Besonderes. Und ich..", murmelte ich gegen Ende uns biss mir nervös auf die Lippe.

"Wieso ist das denn ein Problem? Du bist besonders und das werden die auch sehen, da bin ich mir ziemlich sicher", sprach er beruhigend auf mich ein.

"Dazu müssen sie mich erstmal zu einem Vorstellungsgespräch einladen und das werden sie nur, wenn sie mein Aufsatz überzeugt. Es ist ein Teufelskreis", meckerte ich und fuchtelte mit den Armen durch die Gegend. Shawn hörte auf mich zu massieren und küsste meine nackten Schultern stattdessen.

"Du wirst das Alles ganz super machen, Angel. Ich liebe dich, Jeder liebt dich, dann werden die dich auch lieben", sagte er und ich drehte mich lächelnd zu ihm um. Ich glaubte ihm nicht, würde ich nie.
Ich wusste schließlich, dass mich nicht Jeder liebte, meine Eltern waren das beste Beispiel. Aber er gab sich so große Mühe mich dabei zu unterstützen, obwohl es absolut nicht seine Welt war, dass ich einfach grinsen musste.

S.M.|| Saints - A Shawn Mendes FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt