~Kapitel 24~

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"Liebe Aaliyah,

Ich hasse Briefe. Ende", stand auf den Blatt und ich kniff verwirrt die Augenbrauen zusammen.
Ich wusste wie falsch es war, doch nun konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und kramte weiter durch das Chaos auf seinem Schreibtisch.
Es gab tatsächlich noch mehr handgeschriebe Briefe, manche zerknüllt, andere zerrissen und wieder andere, die einfach nicht weiter verfasst wurden.

"Hey, Schwesterherz,

verfickte Scheiße so darf ich dich nicht mal nennen", stand auf einem anderen Brief, der zuvor noch zerknüllt war.

Mein Herz begann schmerzhaft zu pochen bei dem Gedanken, dass Shawn vermutlich hier saß und sich den Kopf über einen möglichen Antwortbrief zerbrach, während ich nichts weiter als meine blöde Bewerbung im Kopf hatte.

"Hey Aaliyah,

ich hoffe Mum und dir geht es gut. Briefe zu schreiben gehört wohl nicht zu meinen Stärken aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr mich nicht wirklich wieder sehen wollt und das was aus mir geworden ist. Und trotzdem kann ich es nicht einfach ignorieren, dass ihr tatsächlich wieder Kontakt zu mir aufgenommen habt.

Was damals passiert ist, tut mir so unglaublich leid, ob es nun meine Schuld war oder nicht. Ihr hättet da nicht durchgehen müssen. Vorallem nicht alleine, weil ich Arschloch einfach abgehauen bin.
Aber ich hatte keine Wahl, weißt du? Wäre ich geblieben, hätte ich das selbe Ende genommen wie Jayden. Wobei das vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre, vielleicht hätten die Leute euch dann geglaubt, dass ich unschuldig war. Oder es hätte sie noch mehr bestätigt, keine Ahnung.

Es tut mir leid, dass ich dich nicht vor diesem Arschloch beschützen konnte, der sich als unser Stiefvater ausgegeben hatte. Ich war so fest davon überzeugt, dass er euch nie etwas tun würde, dass sein Hass nur mir galt. Sonst hätte ich euch nie mit ihm alleine gelassen, das schwöre ich bei meinem Leben.
Deshalb kann ich euch auch nicht wiedersehen. Wie sollte ich euch nach Allem in die Augen sehen können?
Ihr seid besser dran ohne mich, das ist jeder gottverdammte Mensch auf dieser Welt. Trotzdem liebe ich euch abgöttisch und das wird nie irgendjemand oder irgendetwas ändern können. Bitte vergiss das nie, auch wenn wir uns nicht wieder sehen.

Und macht euch keine Sorgen, ja? Ich bin nicht alleine und es geht mir gut. Ich habe einen persönlichen Engel, der auf mich aufpasst.
Unglaublich aber wahr Liyah, dein großer Bruder hat es tatsächlich geschafft sich zu verlieben. Du würdest mich auslachen, so verknallt bin ich.
Sie ist nur ein bisschen älter als du, ihr würdet euch mit Sicherheit großartig verstehen. Es tut weh zu wissen, dass ihr euch nie kennenlernen werdet", danach hörte der Brief einfach auf. Er hatte ihn nicht weiter geschrieben.

Mittlerweile saß ich mit Tränen in den Augen auf unserem Bett und starrte das Papier in meinen Händen an.

Es tat so weh. Und es war so unfair. Obwohl er unschuldig war, hatte er Alles verloren, was ihm etwas bedeutete.
Er war zu einem so tapferen, starken Mann heran gewachsen und wollte dies seiner Familie enthalten. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Sie wollten den Kontakt zu ihm, sie wollten sehen, was aus ihm geworden war. Sie liebten ihn und hatten ihn nie aufgegeben und trotzdem war Shawn stur genug zu denken, dass es das Beste war, wenn sie sich nicht mehr sahen.
Das war so falsch.

Er hatte eine liebende Familie, die sich um ihn sorgte, das war so verdammt viel wert und er wollte diese Chance einfach wegschmeißen! Das konnte ich doch nicht wirklich zulassen.
Andererseits war es nicht mein Recht mich einfach einzumischen. Noch dazu würde er wissen, dass ich in seinen Sachen geschnüffelt hatte, würde ich ihn darauf ansprechen.

Verdammt, was sollte ich nur tun? Es war klar ersichtlich, dass er darunter litt, das konnte ich nicht einfach ignorieren!

"Nova?", rief Connor aus dem Wohnzimmer hoch und ich ließ vor Schreck den Brief fallen, zu vertieft war ich in die Wortr und meine Gedanken.
Wie lange wartete Connor schon auf mich? Das Passwort hatte ich auch noch immer nicht gefunden.

Hektisch sprang ich auf und gab mir größte Mühe dabei, Alles wieder so hinzulegen, wie ich es vorgefunden hatte. Er durfte nicht rausfinden, dass ich sein Vertrauen gebrochen hatte.

"Ich bin gleich wieder da!", rief ich zurück und versuchte die restlichen, missglückten Versuche einen Brief zu schreiben, zu ignorieren und suchte weiter nach dem Passwort, das ich schließlich fand.

Damit ging ich dann wieder ins Wohnzimmer und begann meine Nudeln zu essen, die mittlerweile fast kalt waren.
Und so sehr ich mich auch bemühte, mich auf den Film zu konzentrieren, schweiften meine Gedanken immer wieder zu Shawn und seiner Familie zurück.

Während des dritten Filmes, den wir sahen, öffnete sich plötzlich die Haustür und mein Puls schoss in die Höhe.
Ich fühlte mich, als hätte ich etwas strengstens verbotenes getan und das war auch irgendwie die Wahrheit.

Aber er würde es nicht rausfinden, richtig? Sollte ich es ihm sagen, bevor er selbst darauf kam?
Aber was wenn er nicht darauf kam und ich den Streit dann nur noch herauf beschwor? Verdammt!

Ich hörte die drei Jungs aufgeregt miteinander reden und mich überkam sofort ein ungutes Gefühl, das sich leider nur bestätigte, als ich mich zu ihnen umdrehte.

Mal wieder, blickte mir Shawn mit übel zugerichtetem Gesicht entgegen.
Erschrocken schlug ich mir die Hände vor den Mund und sprang auf, um auf ihn zuzugehen.
Er hingegen begann breit zu grinsen und eröffnete mir freudestrahlend, dass er den Fight gewonnen hatte und eine ordentliche Summe eingebracht hatte, von der er unbedingt mit mir Abendessen gehen wollte.

"Dein Gesicht..", murmelte ich überfordert und musterte jede der Schrammen gründlich.

+++
Eindeutig war es falsch von ihr herum zu schnüffeln. Aber was soll sie jetzt machen? Ihn darauf ansprechen oder es sein lassen?

S.M.|| Saints - A Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now