Kapitel 49

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Mit aufgerissenen Augen starrten Jason und Ryan mich fassungslos an. ,,Das kann nicht sein....", murmelte Jason geschockt, während Ryan mich von oben bis unten musterte. Stumm nickte ich und ein winziger Teil meiner Anspannung fiel von mir ab, da ich mich endlich überwunden hatte, es auszusprechen. ,,Ich bin ihre Hilfe und wurde dazu auserwählt, ihr bei ihrem Weg zu helfen und ihre Gaben kennen zu lernen.", mischte sich Moon ins Gespräch ein. Nun wurde auch meine Begleiterin mit geschockten Blicken betrachtet. ,,Das ist wirklich etwas zu fiel.", flüsterte Jason, welcher schon ganz weiß um die Nase war. ,,Wieso hast du uns nichts gesagt?", fragte Ryan wütend. ,,Ich hatte Nagst und wollte damit zuerst einmal allein klar kommen. Bitte versteht das!", sagte ich flehend. Ryans Augen schimmerten traurig und auch Jason schien etwas enttäuscht von mir. Lange Zeit sagte niemand etwas. ,,Es ist okay.... Wir werden dich unterstützen, Leila!", sagte Jason auf einmal. Erleichtert atmete ich auf, denn ich hatte schon die Befürchtung gehabt, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollten. Zustimmend nickte Ryan. ,,Aber nur unter einer Bedingung, du hast ab jetzt keine Geheimnisse mehr von uns.", sagte er streng. Da es mir nichts ausmachte nickte ich. Außerdem war es sowieso notwendig, da wir in so einer Situation uns allen gegenseitig vertrauen können mussten.
,,Gut, dann können wir ja jetzt besprechen, wie wir fortfahren, wenn alles geklärt ist.", verkündete Moon fröhlich.

Wir redeten stundenlang mit Jason über die Situation im Internat und entschlossen uns letztendlich dafür, uns dort einmal umzuschauen. Die anderen waren zuerst nicht von meinem Vorschlag überzeugt gewesen und hatte sich strikt geweigert mir zuzustimmen, da sie der Meinung waren, ich wäre viel zu wichtig, um so ein Risiko einzugehen, indem ich mit dorthin ging. Doch letztendlich schaffte ich es, sie zu überzeugen. ,,Dann ist es ausgemacht. Wir werden morgen zum Internat gehen.", verkündete Jason voller Tatendrang.

Als ich an diesem Abend ins Bett ging, konnte ich nicht schlafen, da mir lauter Fragen im Kopf herumflogen. Die meisten waren über Alistair und seine Brüder. Ich wusste, dass ich ihr größter Feind war in diesem Krieg, und dass sie mich so schnell wie möglich tot sehen wollten. Leider war mir auch bewusst, dass ich, um diesen Krieg zu beenden, ihn und seine Brüder töten musste. Doch wusste ich weder was sie für Fähigkeiten hatten noch wo sie waren.

Bis auf den Traum hatten wir keine Anhaltspunkte, wo sie sein könnten. Leider hatten wir auch keine Ahnung, wo so ein Saal beziehungsweise Thronsaal existieren könnte. Es gab viel zu viele Schlösser, Paläste und Burgen, auf die diese Details passen könnten. Kurz nachdem ich es geschafft hatte, all die Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben, um endlich schlafen zu können, fiel mir etwas ein. Ein Traum, welchen ich vor dem Ganzen hatte. Als ich noch nicht gewusst hatte, wer ich war. Ein Traum, indem mich schwarze Schatten verfolgten und eine Person mit leuchtend gelben Augen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich diese Person nicht gekannt, aber jetzt war ich mir sicher, wer mir damals im Traum erschienen war. Niemand anderes als Alistair. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie die Schatten mich gejagt hatten und an deren Kälte. Doch ein Moment hatte sich an meisten in mir verankert. Es war der Moment, als ich die Augen in den Schatten gesehen hatte. Wie sie mich beobachteten, als würden sie mich verschlingen wollen.

Wieso war mir das nicht schon eher aufgefallen?

Ich merkte, wie meine Augen immer schwerer wurden, bis ich letztendlich seufzend einschlief.

Genauso wie in der Nacht davor, fand ich mich in Alistairs Körper wieder, doch dieses Mal hatte sich die Umgebung verändert. Neugierig nahm ich all die neuen Eindrücke in mich auf. Um uns herum war ein Wald, doch dieser schien nicht normal zu sein. Die Bäume sahen sehr leblos aus und hatten all ihre Blätter verloren. Auch die Farbe des Holzes und des Bodens hatte sich verändert. Das Holz war fast komplett schwarz. Nur an manchen Stellen konnte man noch etwas braun durchschimmern sehen, woran man erkennen konnte, dass doch noch etwas Leben durch den Baum floss. Doch der Boden wies keinen einzigen Funken auf. Aber das Schlimmste war die Stille. Im ganzen Wald war es unfassbar ruhig. Nicht ein Vogel war zuhören. Nur das Knarzen der Äste, welche dem Wind versuchten Stand zu halten, war leicht zu vernehmen. Nicht ein Tier schien in der Nähe zu sein!

Schaudernd versuchte ich, diese Eindrücke zu verdauen und konzentrierte mich stattdessen auf Alistair. Wütend stapfte er durch den Wald und hinterließ eine schwarze Spur. Dunkle Schwaden schlängelten sich um seinen Körper und griffen jedes Ding an, was noch ein bisschen Leben ins sich trug. Ich konnte die Wut fühlen, die in ihm tobte. Sie schien sich einen Weg zu mir zu bahnen, doch ich ließ sie nicht an mich rankommen.

Warum war er nur so wütend?

„Verdammt nochmal! Warum kann ich sie nicht finden? Ich habe doch diese Verbindung zu ihr gespürt, als ich sie im Traum besucht hatte. Wieso spüre ich sie nicht mehr?!", schrie er in die Gegend. Wutendentbrannt riss er einen Arm nach oben. Zischend schossen die Schatten nach vorne und rissen die Reihe an Bäumen vor uns aus den Boden.

Schockiert blickte ich sah ich das Chaos an, welches er nur mit einer Armbewegung angerichtet hatte. Doch was mir am meisten Angst machte, war der Fakt, dass er nicht einen kleinen Funken Anstrengung empfand...

Er könnte mit dem Finger schnippen und mehrere Bäume aus dem Boden reißen!

Legende des Phönix - Wiedergeboren (Bd. 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt