Kapitel 16

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Die nächsten drei Stunden verliefen ohne große Umstände. In der letzten Stunde hatten wir wieder Musik. Mr. Harris ließ wieder alle ein Lied vortragen. Als ich mit meinem endete, waren alle begeistert und applaudierten. Während ich mich auf meinen Platz setzte, musterte mich Ryan komisch.


Du bist nicht der Einzige, der singen kann?!


Nachdem auch Musik vorbei war, ging ich zum Mittagessen. Ich war so fertig vom Training mit Ryan, dass ich mir eine zweite Portion holen musste. Nachdem ich diese auch noch verschlungen hatte, machte ich mich auf zu meinem Zimmer. Auf dem Weg dorthin wurde ich von vielen angewidert oder skeptisch gemustert. Ich fühlte mich furchtbar unter den ganzen Blicken, weshalb ich meine Schritte beschleunigte. „Leila!", rief jemand hinter mir, also blieb ich kurz stehen. Jason kam außer Atem vor mir zum Stehen. „Danke, dass du gewartet hast. Ähm...ich würde gern mal mit dir reden.", murmelte er. Während er das sagte, wurde seine Backen knallrot.


Was ist denn mit Jason los? Seit wann ist er so schüchtern?


„Ja klar, können wir kurz reden. Willst du vielleicht kurz mit in mein Zimmer?", fragte ich zögernd. „Also mir wäre es eigentlich lieber, wenn wir in mein Zimmer gehen.", sagte er schüchtern. Da ich nichts dagegen hatte, stimmte ich zu. Jason ging voraus und ich folgte ihm. Wir gingen in das Haus der Jungen, welches genau neben unserem stand. Jason führte mich in den zweiten Stock. Dort schloss er dann das 5te Zimmer im Gang auf. „Hereinspaziert.", verkündete er. Langsam schob ich mich an ihm vorbei in sein Zimmer. Ein großes graues Bett stand am Ende des Raumes. An der linken Wand war ein großer Schrank und neben dem Schrank war eine Tür. Diese führte wahrscheinlich ins Bad. An der anderen Wand stand ein ordentlich aufgeräumter Schreibtisch mit einem schwarzen Stuhl davor. Überall im Zimmer waren Bilder verteilt. Manche zeigten einen Ausschnitt aus der Natur oder einen Vogel.


Nein! Nicht irgendein Vogel?! Das ist derselbe Phönix, den ich auch auf dem Buch in der Bibliothek gesehen habe.


Aber ich wollte Jason nicht darauf ansprechen. Jedenfalls noch nicht. „Also? Du wollteste mit mir reden. Hier bin ich."; sagte ich nervös. Jason fuhr sich durch die Haare und atmete tief ein. „Tut mir leid, wenn das jetzt etwas komisch wird, aber ich weiß nicht genau, wie ich es dir erzählen soll.", sagte er verunsichert. „Sag einfach, was du denkst.", versuchte ich ihm zu helfen. Aufmunternd blickte ich zu ihm. Unsicher blickte er mich an. „Findest du, dass wir mehr als Freunde sein könnten?", fragte er plötzlich. Perplex starrte ich ihn an. Ich wollte schon fragen, wie auf er auf sowas kam, doch er redete schon weiter. „Ich glaube, dass ich Gefühle für dich entwickle und ich wollte es dir sagen und mit dir reden, bevor ich das wirklich zulasse.", sagte er verzweifelt. Jetzt war ich wirklich sprachlos.


Er entwickelt Gefühle für mich. Aber was mache ich? Fühle ich mich auch zu ihm hingezogen?


Je mehr ich drüber nachdachte, desto mehr merkte ich, dass ich nur mit ihm befreundet sein wollte. „Jason, es tut mir leid, aber ich möchte nur befreundet bleiben.", sagte ich ehrlich. „Danke, dass du ehrlich bist. Würde es dir was aufmachen, wenn du jetzt gehst? Ich brauch etwas Zeit für mich.", versuchte er mir klar zu machen. „Klar. Ich weiß, dass klingt jetzt bestimmt doof. Aber ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst!", sagte ich leise und verschwand durch die Tür. Eilig machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Dort machte ich den Rest des Tages meine Hausaufgaben und versuchten weiterhin den verpassten Stoff zu lernen. Kurz vor 18 Uhr war ich endlich fertig. Total schlapp von den letzten Stunden schmiss ich mich aufs Bett. Anscheinend war mir keine Pause vergönnt, denn kurz darauf klopfte jemand an meiner Tür. Es waren Josi und Sophi, die mich mit zum Abendessen nehmen wollten. Schnell warf ich mir eine Jacke über und folgte den Beiden. „Und wie war dein erstes Training mit Ryan?", fragte Josi neugierig. „Ehrlich gesagt war es furchtbar. Ich hätte nie darauf eingehen sollen!", gab ich niedergeschlagen zu. „Mach dir nichts draus! Das wird schon. Aber ich kann auch gerne mit dir tauschen!", schlug Josi strahlend vor. Sophi stimmte ihr sofort zu. „Er ist einfach nur sexy!", schnurrte Josi. Mit großen Augen sah ich sie an. Diese Josi kannte ich noch nicht! „Naja, so genau habe ich mir nur keine Gedanken über ihn gemacht.", sagte ich verlegen. Mir war die Situation total unangenehm. Glücklicherweise kamen wir beim Speisesaal an. Ich stürmte regelrecht zum Büffet. Hauptsache raus aus der Situation.


Als ich mich an den Tisch setzte, fiel mir auf, dass jemand fehlte. Jason! Sofort bekam ich ein schlechtes Gefühl. Während die Anderen vertieft waren in ein Gespräch, aß ich schweigend mein Abendessen. Nachdem ich fertig war, stand ich auf und verabschiedete mich von den Anderen. Als ich in meinem Zimmer angekommen war, hatte ich die glorreiche Idee, Alex anzurufen. Gerade als ich die Nummer meiner besten Freundin wählte, klopfte es wieder an der Tür. Genervt schaltete ich mein Handy aus und ging zur Tür. Als ich die Tür aufzog, wollte ich schon anfangen, Josi und Sophi anzuschnauzen, doch es war keine von beiden. Vor mir stand Ryan.


Na toll! Noch besser....Den will ich hier noch weniger haben!


„Was machst du hier?", sagte ich schlecht gelaunt. „Kann ich zuerst reinkommen? Dann kannst du mich von mir aus anschnauzen!" Ich trat auf die Seite, damit er in mein Zimmer gehen konnte. Ich schloss die Tür hinter mir und lehnte mich dagegen. „Also, was willst du?", fragte ich genervt. „Ich wollte mit dir über dein Training reden.", meinte er schlicht. Ich musste an das Gespräch von vorhin mit Josi und Sophi denken und musterte Ryan. Es stimmt. Er war sexy. Er hatte eine gute Figur und ein markantes ausgeprägtes Gesicht. „Und was genau willst du mit meinem Training machen?", fragte ich skeptisch. Mir gefiel es überhaupt nicht, dass er deswegen zu mir kam. Mir saßen die Demütigungen von heute Morgen noch in den Knochen. „Ich habe entschieden, dass wir extra trainieren müssen!", gab er bekannt. „Was machst du dann hier, wenn du es schon entschieden hast?! Abgesehen davon habe ich darauf keine Lust und es geht auch nicht! Die Halle ist nach der letzten Unterrichtsstunde zu und sie ist davor immer belegt.", sagte ich genervt. „Es ist mir egal, ob du willst oder nicht. Du willst doch nicht riskieren, dass dein Geheimnis ans Licht kommt. Außerdem braucht man keine Schlüssel, um in die Halle zu kommen.", sagte er heraufordernd. „Du willst doch nicht ernsthaft am Tag in die Halle schleichen.", lachte ich. „Wer hat was von Tag gesagt.", sagte er geheimnisvoll. „Wir gehen nachts. Und das probieren wir gleich heute aus!" Schockiert schaute ich ihn an. „Das ist nicht dein Ernst!?" „Ach, Prinzessin. Mach dir doch nicht gleich ins Hemd. Das habe ich schon häufiger gemacht. Außerdem wirst du es tun müssen und du weißt auch warum!", sagte er überlegen. „Ich hasse dich dafür!", zischte ich. „Mach dich lieber fertig. Wir gehen in zehn Minuten!", sagte er grinsend. Wütend ging ich zu meinem Schrank und zog ein paar Sportsachen raus. „Wehe du folgst mir ins Bad!? Bleib gefälligst hier. Verstanden?", sagte ich zu ihm. Würde er mir folgen, würde ich ihn braten! Ryan nickte bloß. Also drehte ich mich um und ging ins Bad, um mich fertig zu machen. Worauf hatte ich mich da eingelassen!!


Legende des Phönix - Wiedergeboren (Bd. 1)Where stories live. Discover now