Kapitel 68

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Es waren seit dem Kampf nun schon drei Tage vergangen. Nach langem Warten war endlich der Tag angebrochen, an dem wir uns auf die Suche nach dem Schloss machen würden. Jason und Ryan ging es mittlerweile wieder sehr gut. Zu gut konnte man fast schon sagen, denn sie machten nicht auch nur den Anschein, als würden wir in kurzer Zeit bald regelrecht in die Hölle marschieren. Im Gegensatz zu Moon und mir sahen sie das Ganze als Abenteuer. Wie kleine Kinder..... Das kannte ich gar nicht von ihnen. Normalerweise waren sie immer die Berechnenden und Vorsichtigen, besonders wenn es um mich und meine Gesundheit ging. Manchmal fragte ich mich wirklich, ob meine Magie Schaden in ihren Gehirnen angerichtet hatte. Vielleicht lag ihr Verhalten auch an mir. Ich hielt mich strikt an meine Regeln und versuchte, ihnen keine Gefühle zu zeigen, was aber auch dazu führte, dass ich mich von beiden distanzierte. Zwar sprach ich genau wie vorher immer noch mit ihnen und ich ignorierte sie auch nicht, doch man spürte eine Art Mauer, die uns voneinander trennte. 

Im Inneren wusste ich, dass es nicht die richtige Entscheidung war, mich so zu verhalten, doch ich wusste nicht, wie ich sie anders vor mir schützen sollte. Auch während dem Training hielt ich mich zurück, da ich Angst hatte, meine Kräfte nicht kontrollieren zu können. Doch das schien keiner von ihnen zu merken, da sie sowieso schon mit meinem neuen Ausmaß an Energie und Kraft überfordert waren. Schmunzelnd dachte ich an den gestrigen Kampf zurück. Da die Jungs seit sie wieder kampffähig waren, Moon dabei halfen mich zu besiegen.... Beziehungsweise ihr Gesellschaft leisteten bei ihrem Untergang, wurde es zwar etwas schwieriger für mich, doch es verlangte mir immer noch nicht viel ab. Es war sogar schwerer für mich, meine Macht zurückzudrängen, damit ich nicht zu viel benutzte. 

Jedenfalls hatten sie sich alle zusammen gleichzeitig mit allem, was sie zu bieten hatten, auf mich losgestürmt und hatten versucht, mich in diesem ganzen Chaos aus Flammen und Wasser zu überwältigen. Doch ich war einfach mit etwas Hilfe meiner Magie über sie gesprungen, weshalb die drei ineinander gekracht waren. Minuten lang hatte man nur ein Stöhnen und Murren aus dem Haufen von verknoteten Gliedmaßen gehört. Irgendwann hatte ich dann Erbarmen gezeigt und hatten ihnen aus diesem Wirrwarr geholfen. Zwar hatte ich nichts Neues dazu gelernt, doch Ryan, Moon und Jason hatten verstanden, dass sie an ihrer Teamarbeit arbeiten mussten. Deshalb versuchten sie seit gestern, sich gegenseitig ohne Worte zu verstehen und ihre Elemente zu kombinieren, so wie ich es getan hatte. Aber bei ihnen schien, es nicht so einfach klappen zu wollen, weshalb sie mich die ganze Zeit mit Fragen löcherten. Ich hätte ihnen wirklich gerne geholfen, aber ich wusste doch nicht einmal selbst, wie ich es zustande gebracht hatte. Ich war immer noch dabei meine Kraft zu erforschen, zwar hatte ich noch keine neuen Kräfte entdeckt, doch ich musste lernen, mit der neuen Masse an Macht umgehen zu können. Am Anfang hatte sich mein Körper angefühlt, als würde er gleich platzten, doch mittlerweile war dieser Schmerz nur noch einem leichten Ziehen gewichen. Worüber ich mehr als dankbar war, da es unerträglich war, diese Kraft in mir behalten zu müssen. 

Moon hatte zusätzlich zu unserm Training meine Zeichen untersucht. Wir hatten mittlerweile herausgefunden, dass sie durch dem Magiefluss in meinem Körper aktiviert wurden. Mit anderen Worten.... Jedes Mal, wenn ich meine Kräfte aufrufen wollte, erschienen sie. Genauso fingen auch meine Augen immer an zu leuchten, wenn ich das tat. Doch leider konnte sie nach wie vor nichts über die Bedeutung dieser Zeichen sagen. Es war etwas frustrierend, doch definitiv nicht mein größtes Problem momentan. Immerhin liefen wir gerade durch den gefährlichsten Wald auf dieser Welt. Immer wieder zuckte ich zusammen, wenn ich ein Geräusch hörte. Oft malte ich mir in Gedanken aus, wie Alistair plötzlich hinter einem Baumstamm hervorspringen würde und uns alle in Stücke riss. Oder wie einer dieser Shadow sich auf uns stürzte. Auch den Anderen ging es so zu gehen, da sie genauso wie ich jeden Zentimeter skeptisch musterten. Allesamt waren wir bis in die Haarspitzen angespannt und bereit, jeder Zeit einen Pfeil in irgendeine Richtung zu verschießen. 

Cronos hingegen befand sich immer noch in Telvara, da dort etwas vorgefallen zu sein scheint. Aber ich wusste, dass er so bald wie möglich wieder bei uns sein würde. Er hatte mir versichert, dass er bald wieder da sei. Zu meinem Glück konnte ich mich immer wieder informieren, wie es ihm ging. Erleichtert hatte ich aufgeatmet als er mir vor weniger als einer Stunde gesagt hatte, dass er heute wieder zu uns stoßen würde. Auch wenn ich es niemals jemandem sagen würde, fühlte ich mich viel ruhiger, wenn ich wusste, dass er bei mir war. 

„Wissen wir eigentlich wohin wir gehen?", ertönte plötzlich die Frage aus Jasons Richtung. Er uns Ryan war einige Meter vor mir und Moon stehen geblieben und blickte uns auffordernd an. „Ich habe eine Ahnung, doch sicher bin ich mir nicht.", gab Moon ein wenig verlegen zu. „Das heißt, wir laufen ohne einen Plan seit Stunden durch den Wald?", fragte Ryan vorwurfsvoll. Niedergeschlagen nickte sie. Jason und Ryan fingen darauf an zu diskutieren, doch ich hörte ihnen überhaupt nicht mehr zu, da etwas meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Je näher ich kam, desto besser konnte ich das Ausmaß sehen, von dem was ich dort entdeckt hatte. Und ich wusste auch, woher es kam....! „Moon, Jason, Ryan! Kommt her!", rief ich fast schon hysterisch. Ich hatte so gehofft, diesen Moment zu vermeiden, doch das Schicksal hatte sich wohl gegen mich gestellt. Ich hörte, wie Die Drei neben mich traten und auf das vor uns blickten. „Was ist hier passiert?", fragte Moon schockiert. „Das, meine lieben Freunde, war niemand anderes als unser lieber Schattenprinz....", murmelte ich mit einer düsteren Vorahnung. Zusammen standen wir dort und sahen auf den Wald vor uns, falls man das überhaupt noch sie nennen konnte. Bäume lagen ausgerissen auf dem Boden und alles war verkohlt..... Mehrere Löcher waren überall verteilt, doch das erschreckendste waren die ganzen toten Tiere, welche auf einem Haufen in der Mitte des Ganzen lagen. Blut hatte sich mehrere Meter um diesen Turm ausgebreitet und tränkte den Boden. Doch der Schriftzug darunter ließ mich aufmerksam werden. „Ich nehme alles zurück, das war nicht Alistair.... Es waren seine Brüder!" Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter, als ich las, was dort stand.

Wir werden dich finden, kleiner Vogel. Und wir werden dein Feuer ersticken! Egal, was wir dafür tun müssen. Wir erwarten dich schon.

„Das verändert alles!", murmelte Moon leise neben mir. Ich konnte die Verzweiflung und die Angst von meinen Freunden bis hier her spüren, doch am größten war meine Eigene. 

Legende des Phönix - Wiedergeboren (Bd. 1)Where stories live. Discover now