Kapitel 55

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Schockiert blickten mir alle entgegen. „Was soll das heißen?", fragte Jason entsetzt. „Wie kommst du darauf?", wollte Ryan mit ernstem Blick wissen. „Während wir geflogen sind, bin ich eingeschlafen und ich habe wieder Alistair gesehen. Anscheinend hatte er Streit mit seinen Brüdern. Jedenfalls hat er irgendetwas von einer Armee gesagt. Doch am Ende hat er gemeint, dass er sich seinen Brüdern schon beweisen würde, indem er mich fängt. Allein..." , murmelte ich verzweifelt vor mich her.

 Stumm blickten alle auf ihre Hände. Irgendwann räusperte sich Jason und blickte mich aufmunternd an. „Egal was passiert, Leila, ich bin für dich da und werde dich immer beschützen.", sagte er und lächelte mich sanft an. Mein Herz fing an, schneller zu schlagen, als ich die Zuneigung in Jasons Blick sah. Ohne es zu bemerken hatte sich auch auf mein Gesicht ein Lächeln geschlichen. 

Verlegen wandte ich meinen Blick ab und sah geradewegs zu Ryan, welcher mich und Jason mit komischen Gesichtsausdruck musterte. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, verfinsterte sich sein Blick. Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen und hätte ihn gefragt, was das soll, doch das wäre zu auffällig gewesen. Nun warf auch ich ihm einen finsteren Blick zu. Genervt schnaubte er auf und wandte den Blick von mir ab. Sollte er doch beleidigt sein! Was hatte er auch für ein Problem?

Moon schien die schlechte Stimmung zu bemerken und startete einen Versuch, uns etwas abzulenken. „Was machen wir jetzt? Wir fliegen immerhin erst heute Abend weiter.", fragte sich lächelnd. Man sah ihr an, dass das Lächeln etwas erzwungen war. Ich war ihr dankbar, dass sie versuchte, die Stimmung etwas aufzulockern, weswegen ich mitmachte. 

„Ihr solltet euch ein wenig ausruhen und ich kann mich währenddessen etwas umschauen.", schlug ich vor. „Nein, das kommt nicht infrage. Ich werde dich begleiten! Ich bin eh nicht müde...", protestierte Jason. „Okay, wenn du magst, kannst du gerne mitkommen.", sagte ich ehrlich. Immerhin hatte Recht. Es war gefährlich alleine die Gegend zu erkunden. „Dann ruhen sich die Anderen aus.", sagte Jason ruhig und stand auf. „Komm.", wies er mich an. Ich blickte noch ein letztes Mal in die Runde, bevor ich auch aufstand. Ryan blickte mich immer noch seltsam an, weshalb ich mich demonstrativ abwandte. „Lass uns gehen." Während Jason und ich zwischen den Bäumen verschwanden, konnte ich Ryans stechende Blicke in meinen Rücken. Ich hoffte, er würde sich wieder einkriegen, während wir unterwegs waren.

„Hast du noch irgendetwas in deinen Träumen herausgefunden?", wollte Jason plötzlich wissen. Ich überlegte kurz, während ich neugierig die Gegend musterte. „Nicht wirklich... Ich habe euch immer alles erzählt.", antwortete ich nachdenklich. „Hmmm...." Schweigend liefen wir durch den Wald. Fasziniert sah ich mir die Umgebung genau an. Überall befanden sich Blumen und man konnte das Zwitschern verschiedenster Vögel hören. Die Bäume waren um einiges größer als beim Internat. 

Das Internat... Jedes Mal, wenn ich daran denken musste, musste ich an meine Freunde denken. Hoffentlich lebten die Anderen noch. Ich hatte sie schon so lange nicht mehr gesehen. Wäre doch alles noch normal. Aber am meisten vermisste ich Alex, Liam und meine Adoptiveltern. Tränen traten mir in die Augen, wenn ich an die warmen Augen von Livia und Jacob. Ausschnitte aus meiner Kindheit liefen wie ein Film vor meinem inneren Auge ab.

Das einzige Wort, was mir zu diesen Abschnitten einfiel, war glücklich. Damals war ich einfach nur glücklich gewesen. Ich hatte die Zeit genossen und hatte keine Probleme. Ich hatte meine Freunde, gute Noten, eine tolle Familie und keine Verrückten, die mich tot sehen wollten. Mein Leben hatte sich so verändert. Ich wünschte mir einfach mein ruhiges Leben zurück, wo ich nur die Pflichten hatte, vielleicht die Wäsche zu machen. Aber ich wollte nicht verantwortlich sein für den Untergang der Menschheit. Wie so oft überkamen mich wieder die Zweifel an mir... Wie sollte ich das schaffen?

Auch mit Hilfe kam es mir unmöglich vor. Immerhin mussten wir nicht nur ein ganzes Heer an Schattenwesen überstehen sondern wir mussten auch noch die vier Prinzen besiegen... Jason schien zu merken, dass ich in Gedanken war. „Leila, ist alles okay bei dir?", fragte er besorgt. „Ich musste nur gerade wieder an mein früheres Leben denken und an die ganze Verantwortung, die auf mir lastet. Ich schaffe das einfach nicht. Wie soll Ich die Prinzen besiegen? Ich habe noch nicht mal alle meine Fähigkeiten. Seit dem letzten Mal ist so viel Zeit vergangen und ich habe immer noch keine Neue entdeckt...", seufzte ich verzweifelt. 

„Ach, Leila, du bist nicht umsonst der Phönix. Du wurdest vor Jahrhunderten für diese Aufgabe ausgesucht. Sie werden bestimmt nicht die falsche Person ausgesucht haben. Vertrau in dich selbst! Außerdem bist du nicht allein... Ryan, Moon und ich sind auch noch da! Und mach dir wegen deinen Fähigkeiten keine Sorgen. Sie werden sich zeigen, wenn die Zeit gekommen ist.", versuchte Jason mich aufzumuntern. Liebevoll blickte er mich an und zog mich in seinen Arm. Das konnte ich gerade echt gebrauchen. Ich machte mir selbst so viel Stress, weil ich alle nicht enttäuschen wollte. Jason hatte Recht! Er, Ryan und Moon waren für mich da und würden mir helfen.

Legende des Phönix - Wiedergeboren (Bd. 1)Where stories live. Discover now