* Der letzte Brief *

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Natürlich hätte ich doch noch einen Wunsch, doch den durfte Lukas nicht erfahren. Es sollte eine kleine Überraschung sein, die nur für ihn gedacht war, wenn ich dann über die Regenbogenbrücke gehen würde.
Ein Brief sollte es werden, der voller Liebe und auch Witz sein sollte, den Lukas allerdings erst später finden sollte. Damit hätte er immer noch etwas persönliches von mir in der Hand, womit er an mich zurück denken könne.
Gerne hätte ich auch so etwas von Jo gehabt, doch sein Tod war ja nicht abzusehen.

Lukas begab sich mit einer neuen Songidee in sein kleines Studio im Garten, sodass ich Zeit hatte, mich mit dem Brief auseinanderzusetzen. Es fiel mir garnicht so leicht und meine Gehirnzellen ackerten vor sich hin. Wie sollte ich diesen Brief, das letzte Stück Persönlichkeit von mir bloß verfassen? Irgendwann kam alles von alleine. Und da ich denke, dass Lukas diesen Brief findet, bevor er ihn hier liest, habe ich gedacht, ich teile ihm mit euch.
Ich gehe einfach mal davon aus, dass sich Lukas irgendwann diese kleine Biografie durchlesen wird und ich würde es sogar begrüßen.
Doch nun zu meinem letzten Brief:

Hey mein Hase,
ich hoffe dir geht es gut und du bist nicht in tiefes Loch gefallen, so wie ich es damals bin.
Weißt du noch damals, als wir diese To Do Liste aufgestellt haben, was ich noch alles im Leben machen will? Eine Sache stand bei mir ganz oben auf der Agenta und die habe ich dir nie gesagt. Ich wollte dir einen Brief hinterlassen, was ich nun hiermit mache.
Ich will dir damit eine Erinnerung schaffen, damit du mich nie vergisst. Wobei, ich habe dein Leben so sehr auf den Kopf gestellt, da frage ich mich natürlich, ob du mich überhaupt so schnell vergessen könntest.
Es war damals nicht gerade leicht für mich, eine Beziehung mit dir einzugehen, was denkst du eigentlich, wie lange ich mich vor meinen Gefühlen gestreubt habe, trotzdem hast du es geschafft, mit mein Herz zu klauen. Natürlich darf ich dabei nicht Steven vergessen, der dich ja auch zu deinem Glück mit mir gezwungen hat. Vielleicht wären wir auch ohne ihn nie zusammen gekommen. Wer weiß...
Als ich dich damals kennenlernte und dazu die anderen Chaoten, kam ich mir schon ziemlich verloren vor, in der großen Welt der Musik. Ihr habt von Sachen geredet, mit denen ich bis zum Schluss immer noch nichts anfangen konnte, dennoch warst du immer an meiner Seite, nach deinen Proben, auch wenn du vielleicht die Zeit lieber für dich genutzt hättest. Bei dir kam ich mir nie, wie der Klotz am Bein vor, der ich aber bestimmt teilweise war. Du warst nach der allerersten Tour auch der erste Mann, den ich nach meinem Bruder mal wieder umarmt hatte. Du glaubst garnicht, was das in mir auslöste. Mein Herz pochte jedesmal, wenn ich dich sah, doch ich wollte es nicht zulassen. Es ging einfach nicht in meinen Kopf rein, wie so ein toller Typ wie du, mich gut finden könnte.
Dann auf der Party, die im Marzahner Haus stattfand und sich zum Schluss alles nur noch um das Flaschendrehen drehte, da sollten wir uns ja auch küssen, was meinst du eigentlich, wie gerne ich das getan hätte, doch mein gebrochenes Ich weigerte sich dagegen. Alleine nach der Szene, die ich euch danach bot, hätte ich schon garkeine Lust mehr auf mich gehabt, doch du warst die ganze Zeit für mich da, hast dir meine Geschichte angehört und mit mir ein Bett geteilt. Das war das beste, was mir jemals jemand schenken konnte. Auch hast du dich dafür eingesetzt, dass mich der Arzt nicht mitnimmt. Ich war dir so unfassbar dankbar.
Genauso war unser erster Kuss ein ganz schöner Krampf, meinst du nicht auch? Wie oft standen wir kurz davor und wurden dann von irgendjemand aus dem Moment gerissen? Das war ja schon nicht mehr normal. Doch du hast kurze Zeit später doch noch den richtigen Moment abgepasst um endlich deine Lippen auf meine zu drücken. Mein Herz sprang im Dreieck und ich war froh, mich darauf eingelassen zu haben. Ich weiß auch garnicht, ob du mitbekommen hast, dass uns Tom die ganze Zeit dabei beobachtete? Doch ich glaube hätte er direkt vor uns gestanden, wäre uns es in diesem Moment auch egal gewesen. Wir wollten es einfach.
Dein erstes Mal, dass du die drei magischen Worte zu mir sagtest, wenn auch nicht direkt und nur unter Druck von Tim, das klang noch ganz lange in meinem Ohr. Es lief runter wie Öl. Ich war froh, dass du es gesagt hast, weil es hätte ewig gedauert, bis ich es sagen hätte können. Das improvisierte Bett unter den Sternen... Du hast mich einfach dauerhaft glücklich gemacht und immer wieder überrascht.
Zu meinen Highlights gehört natürlich auch die Patenschaft der beiden Elche. Auch wenn ich nur Details beiläufig erwähnt habe, du hast dir alles gemerkt und mich immer wieder damit fasziniert. Du hast immer den Kopf voll gehabt, mit Konzerten, neuen Videos und Texten, trotzdem hast du mir immer wieder gezeigt und das Gefühl gegeben, dass ich deine Nummer eins bin.
Ich glaube auch, ich habe dir nie gesagt, was ich für Zweifel an dem Haus hatte, wobei du es bestimmt gespürt hast. Trotzdem war es eine der besten Entscheidungen, die du im Namen von uns beiden treffen konntest. Die Ausstattung und alles mögliche an Erinnerungen an unsere Zeit, hängt in diesem Haus und der Umgebung. Harry hat es dann so richtig belebt. Dein erster Heiratsantrag, den ich mir nicht schöner vorstellen hätte können. Einfach beiläufig, ohne großes Chi Chi... Es war wunderschön, aber auch der zweite, mit deinem geheimen Helfer, hätte nicht schöner sein können, auch wenn ich mir nie einen romantischen Antrag gewünscht habe, du hast ihn so umgesetzt, dass sogar ich dahin geschmolzen bin. An diesem Tag hast du mir wirklich mit den ganzen Schwimmkerzen, den Sternenhimmel auf den Boden gebracht.
Unsere spontane Hochzeit hätte ich mir auch nicht schöner vorstellen können, da haben selbst die Weihnachtssterne als Deko garnicht mehr interessiert, sondern haben auch noch ganz und gar dazu gepasst.
Ich bin dir auch extrem dankbar, dass du immer zu mir standest, als die miese Zeit angefangen hat und auch währenddessen. Du hast immer Positivität behalten und mich aufgebaut, obwohl du selbst überfordert mit allem warst. Auch wenn du es nie gesagt hast, ich habe es gespürt. Zusammen haben wir jeden Tag zu einem besonderen gemacht.
Ich hoffe du vergisst nie unsere gemeinsame Zeit.
Von hier oben werde ich dich immer im Auge behalten und eine schützende Hand über dich halten.
Solltest du allerdings eine neue Frau anlachen, verspreche ich dir, dass du sehr bald vor einen Bus rennst. 😝
Nein Scherz, ich wünsche dir wenig Trauer und eine neue Frau, die dich mindestens genauso glücklich macht, wie ich es hoffentlich getan habe.
Aber bitte achte darauf, dass auch ich mich mit ihr verstehen würde, denn hier im Himmel müssen wir dann als Patchwork Familie zusammen auskommen.
Doch nun werde ich langsam zum Ende kommen und dazu kann ich nur noch eins sagen:
Auch wenn gerade viele dunkle Wolken über dir schweben, bald kommt die Sonne wieder raus.
Ich liebe dich.

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora