* Kategorie 3 *

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Es waren zwei sehr lange Tage, bis endlich das Ergebnis feststehen sollte.
Lukas hatte seinen Frust im Garten unter Kontrolle gebracht und wir waren uns näher als je zuvor. Wir waren quasi unzertrennbar, als hätten wir schon damals jede Minute ausgekostet, als würde es die letzte sein.
Tom war nun bei uns eingezogen und seine Freundin Sofie, die er noch nicht lange kannte, reiste auch an. Doch da sie noch nicht wirklich so richtig im Thema war mit allem, was bisher so passiert war bei mir, wird sie für meine Geschichte unrelavant bleiben.
Trotzdem waren sie und Tom während der ganzen Startphase dieser Krankheit für Lukas und mich da. Es waren zwei Anker, die wir irgendwie benötigten, auch wenn wir so weiter leben konnten, wie auch zuvor.
Doch bei Terminen bei Ärzten war Tom immer dabei, schon alleine weil er ja so positiv war und sich von schlechten Nachrichten nicht beeinflussen ließ, bzw. lassen wollte. Lukas hingegen war sehr mitgenommen, verständlicher Weise.

Der Tag X war also gekommen, dass man mir mein Krankheitsbild verraten sollte. Ich war aufgeregt und hatte klatsch nasse Hände. Ich beredete schon vorher mit Lukas, dass er doch bitte nicht mit zum Arzt kommen sollte. Da war er wieder, dieser Punkt, wo ich alleine durch wollte, um es erst kurz für mich selber zu verarbeiten.
Lukas wartete also im Park des Krankenhauses mit Tom auf einer Bank, während ich mich zu meinem Arzt begab.
Im Behandlungszimmer zitterten meine Hände. Ich muss sagen, egal was gekommen wäre, ich hätte es sportlich aufgenommen, denn ich hatte ja zwei Tage Zeit, mir im klaren zu werden, was es alles für mich zu bedeuten hatte.
"Frau Schmidke, leider ist es ein Hirntumor der Kategorie 3, dass heißt das er bösartig ist, aber eine Heilung ist nicht ganz ausgeschlossen. Wir werden in den nächsten Tagen noch einige Untersuchungen machen und dann höchstwahrscheinlich eine Chemotherapie. Wir müssen sehen, ob sie nicht schon Metastasen haben und dann hoffen wir, dass sie auf die Behandlung anschlagen. Wir können Ihnen nicht versprechen, dass sie den Krebs besiegen, aber man könnte ihn eindämmen oder sogar verkleinern, sodass weniger Druck auf Ihren Nerven im Kopf ist.", erklärte mit der Arzt und ich nickte ihm relativ gefasst zu. Was sollte ich auch groß anderes machen. Die Diagnose stand fest und ich konnte daran nichts ändern.

Ich verarbeitete das gesagte und lief langsam zurück in den Park, während ich meine Gedanken sortierte. Ich hatte doch ein wenig Sorge vor den Reaktionen meiner beiden Männer, doch auch die beiden müssten jetzt langsam mit dem Gedanken warm werden, dass jedes Leben einmal endlich sein würde.

Lukas starrte mich an, als ich langsam auf ihn zu ging. Wie sollte ich ihm diese schlechte Nachricht nur überbringen. Ich fand im Moment keine Worte und schüttelte einfach nur mit dem Kopf, den ich dann absenkte. Lukas wusste sofort, dass es nix gutes verhieß.
Wir lagen uns danach wortlos gefühlte zehn bis fünfzehn Minuten einfach nur in den Armen. Ich kam mir vor, als ob ich jetzt die Starke von uns wäre, denn ich war plötzlich die jenige, die Trost spendete, als Lukas zu schluchzen anfing.
Ich drückte ihn leicht weg von mir und nahm seinen Kopf zwischen meine Hände: "Hase, wir schaffen das schon irgendwie, es ist nicht gesagt, dass ich nicht wieder gesund werde...", sagte ich und drückte ihn umgehend wieder an mich, nachdem er mir zustimmend zunickte.
Innerlich wusste ich sofort, dass es nur ein Spruch war, um ihn milde zu stimmen. Ich wiederrum hatte den Kampf schon irgendwie aufgegeben. Ich weiß, dass schon alleine dieser Gedanke falsch war, aber so war ich nun mal.
Mein Bruder war wie immer positiv, als er das Ergebnis hörte.
"Lilly, aber das ist doch super, wenn es einer schafft, das Arschloch Krebs zu besiegen, dann bist du das!", meinte er hochmotiviert.
Es gab Momente, da wollte man sein positives Gesabbel einfach nicht hören und eigentlich war es genau einer dieser Momente. Manchmal sollte er einfach ruhig sein und seinen Gegenüber mit den Gedanken klar werden lassen werden.

Als wir wieder zurück im unserem kleinen Eigenheim waren, gingen wir zielstrebig zu zweit, naja okay, mit Harry, zu unserem Lieblingsplatz im Wald. Die Sonne strahlte zwischen den fast kahlen Bäumen hindurch und das bot uns genau die Ruhe, die wir in dieser Zeit brauchten.
Ich redete mir Lukas bei diesem Spaziergang nicht wirklich viel, bis wir es uns am Ufer auf einer Decke bequem machten.
Irgendwie hatte der Ort den Flair, der mich zum ausbrechen brachte... Und das leider in eine Richtung, die mir noch weniger gut getan hätte...

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Where stories live. Discover now