* 1:1 *

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Es dauerte etwas länger, wegen der immer wieder aufflammenden Gefühle, trotzdem war das Zimmer innerhalb einer Woche komplett leer und der Raum, der damals voll Leben war, war nun ein Zimmer mit altem PVC Boden und leicht vergilbten Wänden. Nichts erinnerte in diesem Moment mehr an Jo und Lisa.
Nein - plötzlich war es das gemeinsame Projekt von Lukas und mir. Ich freute mich innerlich immer mehr auf die neue Ausstattung und einem vielleicht bunteren Zimmer, als es vielleicht Lukas gemacht hätte. Wie ihr ja wisst, war Lukas ein schwarz weiß Typ, ohne Kompromisse, doch das war nun vorbei, als wir im Baumarkt ankamen.
Ich hatte im Hinterkopf, dass Tom in sieben Tagen wieder nach Hause kommen würde und ich bis dahin alles fertig habe wollte. Okay, ich bin ehrlich, auch er sollte einen gewissen Stolz für mich empfinden.

Im Baumarkt prallten plötzlich Welten aufeinander, die sich vorher immer verstanden. Doch nun mussten wir gemeinsam da durch und Kompromisse finden.
Alles fing schon in der Fußbodenabteilung an. Lukas wollte es flauschig und ich eher modern und praktisch.
Runde 1 war eröffnet: Teppich gegen PVC in Laminatoptik.
Kurzum ich setzte mich durch. Ich hatte Erfahrung im verlegen von PVC und auch für die Pflege war es auf Dauer einfacher. Kurz drüber wischen und fertig.
Lukas verstand meine Argumente und stimmte mir zu. Allerdings fanden wir einen Kompromiss in der Farbe. Ich wollte einen dunklen Braunton, allerdings nahmen wir am Ende einen dunklen Grauton. Sein Farbschema erhielt also Einzug.

Runde 2 eröffnete sich in der Wandfarbe.
Diese Runde ging ziemlich schnell an ihn. Während ich für ein grelles grün an einer Wand war, war er für ein helles grau.
Ich verstand, dass man sich wahrscheinlich an so krassen Farbtönen schnell satt sehen würde und stimmte ihm zu. Allerdings gab es wieder einen Kompromiss, der sich am dieser Stelle grüne Bordüre nannte.

Es war ein astreines 1:1, welches im Baumarkt zwischen uns entstand. Und genau dieser Ausgleich war ja Sinn an einem gemeinsamen Projekt.
Der Minikampf würde bestimmt am nächsten Tag im Möbelladen fortgeführt werden.

So fuhren wir nach Hause und ich war geschockt, wie sich Lukas beim streichen und bodenlegen anstellte. Ich komme mir heute immer noch bei manchen Situationen, wie der Kerl in der Beziehung vor.
Wobei ich hätte es schon merken müssen, wer damals sein altes Bett kaputt machte. Das war ja immerhin auch ich.
Geschockt beobachtete ich ihn beim PVC zurecht schneiden... Naja bringen wir es mal auf den Punkt, ich übernahm das Zepter und er durfte nur noch Handlanger arbeiten, wie das abkleben der Lichtschalter und Steckdosen, übernehmen.
Ich würde fast behaupten, dass wir heute immer noch streichen würden, hätte Lukas weiter gemacht.
Doch am Abend war alles erledigt und wir schauten uns das Ergebnis stolz, im Licht der Behilfslampe an.

Tag 2 - Der Möbelladen
Ganz anders als erwartet, muss ich zugeben, dass es bei dem 1:1, des Vortrages geblieben war. Denn bei Möbeln waren wir uns ganz schnell einig, wobei das auch nicht schwer war, denn auch da war ich klassisch gepolt und wollte alles in weiß mit einigen verspielten LED Verzierungen.
Viel Auswahl blieb uns allerdings auch nicht, denn wir wollten Möbel, die wir gleich mitnehmen konnten. Trotzdem gefiel uns unsere Auswahl.

Ich muss euch glaube nicht erzählen, wie der Aufbau von statten ging. Ich schwang den Hammer und den Akkuschrauber, während Lukas meine Halterung war. Wie auch im echten Leben, stellte er auch gerne den Halt dar.
Es war ein Krampf die ganzen Möbel aufzubauen, das gebe ich ganz offen zu.
Die letzten Details, sprich Deko und so, stellte ich gerade fertig auf, als ich auch schon die Haustür ins Schloss fallen hörte.
Endlich...
Tom war wieder da und ich freute mich jetzt schon auf sein Gesicht am Abend, wenn er bemerken würde, dass endlich in dem Zimmer neben sich wieder leben einziehen würde.
Leise schloss ich die Tür und begab mich zu Tom und Lukas, die sich schon herzlich im Flur begrüßten. Auch ich war nun dran und mein Bruder schleuderte mich durch die Luft, was ich freudig begrüßte.
Wir hatten uns doch nur noch selten, aber dafür wurden unsere Begegnungen immer herzlicher.
Zur Feier des Tages wurde ich zur Bratmaxxe Prinzessin gekürt und der Grill wurde angeschmissen. Auch das machten wir viel zu selten, sodass dieser Tag ein richtiges Highlight wurde. Erst die Rückkehr von Tom und dann noch die erste Nacht im neuen Schlafzimmer.

Irgendwann fand der gesellige Abend ein Ende und Tom wandelte ins Obergeschoss, wo ich mich ihm anschloss.
"Was machst du denn da?", fragte er ungläubig und ich winkte ihn nur zu mir ran.
"Komm rein, ich will dir dein neues Nachbarschlafzimmer zeigen. Lukas hat mich überzeugt, dass ich abschließen müsse.", sagte ich und öffnete die Tür.
Seine Augen wurden groß, als er den Raum betrat.
"Ich bin stolz auf dich, Schwesterherz!", meinte er und nahm mich in den Arm.
Genau das war die Reaktion die ich mir wünschte.

Die erste Nacht stand an und tatsächlich schlief ich besser als erwartet. Es hatte Wirkung, dass alles neu war. Ich kam mir wirklich nicht so vor, als würde ich nun in dem Raum sein, der mir mein Leben auf den Kopf gestellt hat.
Klar war es ungewohnt, aber das ist ja generell normal bei neuen Möbeln und einer neuen Umgebung.

Ich bin Lukas sehr dankbar, dass er doch mit ein wenig Druck, mich dazu getrieben hat.

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt