* Planänderung *

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Der Tag mit der "Campingplatzfeier", wie sie Lukas nun liebevoll nannte, rückte näher. Meine Motivation hielt sich echt in Grenzen, mittlerweile, dahin zu gehen, doch Tom war immerhin dabei, was die Party erträglicher machen würde für mich.
Party, wann war die letzte an der ich teilnahm? Darüber zerbrach ich mir den Kopf. Die letzte die stattfinden sollte, auf die ich mich schon richtig freute, fiel ins Wasser.
Naja was sollte es, immerhin wollte ich mich ja Zurückkämpfen und was kam da passender, als eine Feier?
Groß aufdonnern wollte ich mich nicht, wieso auch? Und vor allem für wen? Es war doch eh nur ein "Umtrunk" und keine feine Feierlichkeit.
Also zog ich mich kurz vor der Abfahrt um, denn in Jogginghose und Shirt mit Löchern, musste es echt nicht sein. Ich schlüpfte in eine dunkle Jeans und einen blauen Pullover. Das musste reichen und blau war auch schon viel farbenfroher, als ich sonst rumlief. Eigentlich war schwarz meine Farbe, wenn man es als Farbe bezeichnen konnte. Manche sind da ja sehr eigen und sehen es nicht als Farbe an. Nun gut ich schwenke mal wieder ab.
Es wurde 15 Uhr und anders als erwartet fuhren wir nicht los, sondern Tom hatte den Umtrunk kurzfristig bei uns eingelagert, wieso auch immer. Vielleicht, weil ich mich zu Hause am wohlsten fühlte? Ich weiß es nicht und habe ihn auch nie gefragt. Fakt war, dass es plötzlich an der Haustür klingelte und ich mich schon wunderte, was da los war. Ich versuchte nämlich gerade etwas Form in meine langsam wieder wachsenden Haare zu bringen, mit etwas Schaumfestiger und hatte die ganzen Hände voll Schaum, als ich aus der Badtür hinaus schmulte, weil mich die Neugier packte.
Ein wilde Masse kam die Tür hinein und ich glaubte nicht was ich sah, immerhin war ich noch der festen Überzeugung, dass wir irgendwo hin fahren würden, aber seit neuestem kam wahrscheinlich der Knochen zum Hund.
Massen an Bier, Schnaps und sonstigen alkoholischen Getränken, wanderten in den Kühlschrank. Ich kam mir eigentlich nur noch vor, wie eine Überwachungskamera - Stock steif und den Blick nur aufs Wesentliche gelegt. Fand ich das jetzt gut, dass ich nicht raus musste oder doch eher lästig, am nächsten Tag den Dreck weg machen zu müssen? Keine Ahnung mehr, was mir da noch alles durch den Kopf ging. Irgendwann ließ ich es einfach alles passieren. Groß wehren konnte ich mich eh nicht.
Nachdem die ganzen Glasflaschen im Kühlschrank und im Gefrierfach gebunkert wurden, setzen sich die vier Jungs ins Wohnzimmer und die ersten Flaschen ließen die Korken fliegen. Überraschenderweise war auch dieses mal nicht das zu sehen, was ich immer von solchen Männern erwartete. Die Korken flogen nicht quer durch die Bude, nein, sie hatten sich eine kleine Mülltüte an den Tisch gestellt und packten vorbildlich den ganzen Müll hinein. Waren die Männer heutzutage so verweichtlich geworden oder hatten die Frauen in den letzten Jahren ganze Leistung vollbracht und sie mit weiblichen Hormonen aus ihrer Neantertaler Stimmung herausgeholt? Ich wusste es nicht, aber fand es definitiv gut.
Auch die Aschenbecher wurden in regelmäßigen Abständen geleert, wenn sie drohten übervoll zu werden. Das im Haus geraucht wurde, war kein Problem, immer mal wieder, steckte sich auch Tom eine Kippe an und da wir keinen Balkon hatten, war das die bequemste Art und Weise für ihn, runter zu kommen. Auf dem Sofa, die Beine nach oben und einen Klimmstängel in der Hand. Naja gut, ich will ehrlich sein, manchmal reizt mich auch der Duft einer Kippe und ich stecke mir auch eine an. Oft passiert das allerdings nicht.
Um aber wieder auf den Abend zurück zu kommen, muss ich jetzt aber gestehen, dass ich da öfter schwach geworden bin.
Es war irgendwie mal wieder etwas ganz anderes. Klar saßen wir nach der Tour gemeinsam beim Griechen, aber privat verhält man sich doch anders, als in der Öffentlichkeit. Es fielen Wörter, die habe ich nicht mal annähernd in dem Zusammenhang im Sprachgebrauch. Auch damals ließ Basti schon gerne das Wort Lauch durch den Raum schallen, was erst im letzten Jahr so richtig populär wurde. Er ist zumindest mein persönlicher Vorreiter mit dem Wort.
Gegen 18 Uhr klingelte es schon wieder an der Tür. Eigentlich dachte ich ja, es sind alle da. Die Nachbarn konnten es nicht sein, wegen Lärmbelästigung, denn dafür war es noch zu ruhig. Steven allerdings wusste anscheinend, wer da kommen würde und sprang zielgerichtet auf, Richtung Tür. Ich hoffte innerlich, dass keine weiteren Gäste kommen würden, denn so langsam wurde ich mit den Anwesenden warm, da wollte ich nicht von vorne beginnen. Doch diese Angst wurde mir schnell genommen, als plötzlich ein Mann mit silbernen Schalen durch den Flur hüpfte und sich in der Küche ausbreitete. Die Jungs hatten tatsächlich verschiedene warme Gerichte bei einem Catering Service bestellt. Ich traute meinen Augen nicht. Die ganze Küche stand innerhalb kürzester Zeit voll mit Essen. Als hätten wir eine Party für hundert Leute, so kam es mir zumindest vor.
Als ich wie gefesselt vor den ganzen Warmhalte Boxen stand, griff plötzlich jemand an meine rechte Schulter. Es war Lukas, der mir stolz erklärte, dass er auf das Schnitzel mit Pommes bestand, weil ich das auch beim Griechen gegessen hatte. Das war schon eine süße Geste. Natürlich aß ich auch anderes, doch griechisch war halt nicht meins.
"Danke! Jetzt darfst du mit gerne Pommes klauen!", sagte ich mit einem grinsen und schon landeten die ersten Sachen auf meinem Teller. Eigentlich musste alles probiert werden, denn es sah alles gut aus.
Da hatten die Männer bestimmt das Geld locker sitzen ... Egal gut für mich und meinen Bruder.
Für ist es wurde getrunken, gegessen und gequatscht, also ein ziemlich gechilter Abend. Bis Tim auf einen chlorreiche Idee kam: Flaschendrehen.
Zwar nicht mit ausziehen, so wie er es gern gehabt hätte, sondern mit Wahrheit und Pflicht. Basti war nicht so angetan von der Idee, trotzdem spielte er dann mit.
Auch ich ließ mich darauf ein, obwohl dieses Spiel in meiner Hitliste nicht sehr weit oben stand. Trotzdem war ich jemand, die gerne mit dem Strom lief und mich deswegen dazu hinreißen ließ.
Dass dieses Spiel Folgen haben würde, konnte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Auch die ersten Runden liefen hervorragend und waren vom Niveau noch ziemlich weit oben angesiedelt, bis der Alkohol schlussendlich in den Köpfen einschlug...

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Where stories live. Discover now