* Bereit *

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Die Frage wäre also geklärt gewesen. Ich war auch dankbar, dass mir Lukas das erzählt hatte.

Wir stellten weiter Stühle im Garten auf, quasi alle, die wir irgendwo im Haus finden konnten.
Viele brauchten wir ja nicht, denn hinter uns würden ja nur noch Basti, mein Bruder und seine Freundin sitzen.
Eigentlich traurig mit so wenigen Gästen, aber das war vorher schon klar, dass wir nur in einem sehr kleinen Kreis heiraten wollten. Und mit dem Wissen würde ich sagen, Ziel erreicht.

Ein großes Buffet würde es auch nicht geben, eher die obligatorische Grillparty, die eh geplant war, wenn mein Bruder vorbei kommt. In der Hinsicht war alles vorbereitet, Salate, Fleisch war in Massen da, also da brauchten wir uns keine Sorgen machen, dass jemand verhungern würde.
Das einzige was wir nun noch machen mussten, war die Hütten auf vordermann bringen, damit auch jeder einen Schlafplatz abbekam. Das Gästezimmer war auch schon fertig für Tom und Sofie.
Kaum hatte ich das letzte Häuschen mit frischer Bettwäsche ausgestattet, sag ich auch schon Harry an der offenen Tür vorbei rennen. Irgendjemand musste also in den Garten gekommen sein, den der Dicke begrüßen wollte. Dank dem Babygequitsche, war es klar, dass das mein Bruder war. Ich rannte herau und fiel ihm sofort um den Hals.
"Ich hoffe ihr habt hübsche Klamotten bei...", sagte Lukas, als er auch zur Begrüßung hinzukam.
Während er sich Malte schnappte und mit ihm durch den Garten lief, um ihn zu beruhigen, erklärte ich Tom und Sofie, dass ich nicht mehr länger seinen Namen tragen würde.
"Meine Fresse, Spontaner geht es auch nicht mehr...", sagte er, aber er freute sich mit mir, bis er neue Fragen auf den Tisch brachte mit Sachen, die ich noch garnicht auf dem Schirm hatte. Wir hatten keine Ringe und ein Strauß fehlte auch. Eigentlich wichtige Details, die bisher aber nie zum Thema wurden.
Sofie war Floristin und hatte ihren eigenen Laden, sodass das nicht das Problem war. Sie bot sich auch direkt an, mit den Blumen aus unserem Garten etwas hübsches zu kreiiren.
Aber Ringe zu bekommen, war unmöglich. Wir mussten uns schnell etwas einfallen lassen, denn in drei Stunden würde schon alles beginnen.
Tom hatte irgendwann die Idee. Da Lukas und ich ja nicht gerade bekannt sind für Luxus Gegenstände und mein Verlobungsring wahrscheinlich mit das teuerste war, was er gekauft hatte, schlug Tom ganz einfache Lederbändchen als Ringe vor.
Lukas, der immer noch Malte auf seinem Arm hielt, allerdings mittlerweile weitaus beruhigter, schnappte die Idee auf und war sofort begeistert. So kam es dazu, dass wir nun Lederbänder als Eheringe tragen. Das passte eigentlich zu uns, wie die Faust aufs Auge.
Wieder ging das Gartentor auf und die Jungs wanderten ein. So hatte ich sie noch nie gesehen.
Ganz elegant im schwarzen Anzug, allerdings kombiniert mit Sonnenbrillen und Turnschuhen, somit sie auch so ganz cool wirkten.
Steven begrüßte ich als letztes und während wir uns umarmten fragte ich ihn, ob er mein Trauzeuge werden will.
Er ließ von mir ab und zog die Sonnenbrille herunter.
"Ist das dein Ernst?", fragte er im ruhigen Ton und ich nickte eifrig.
Plötzlich zog sich seine ernste Miene zu einem Grinsen und ohne Vorwarnung hob er mich in die Höhe und drehte sich um seine eigene Achse. Ich lachte laut währenddessen. So einen Gefühlsausbruch hatte ich nicht erwartet. Aber ich freute mich natürlich, dass ich Steven so eine Freude machen konnte. Auch Lukas schaute mich mit einem gewissen Blick an, als würde er mir sagen wollen, dass ich das richtige getan hätte.
Immernoch hob mich Steven hoch, doch mit einem Klopfer auf die Schulter, ließ er mich wieder sanft zu Boden.

Ich schnappte mir Sofie und gemeinsam gingen wir nun ins Gästezimmer und Lukas parallel in unser Schlafzimmer. So konnten wir uns wenigstens nicht in unseren Ehrenklamotten sehen. Sie half mir den Reißverschluss vom Kleid zu schließen, alles zu richten und meinen weißen Blumenkranz auf dem Kopf irgendwie in den paar dünnen Haaren, die ich wieder hatte, zu befestigen. "Du siehst wunderschön aus!", sagte sie und nahm mich in den Arm. Ich schaute mich vor dem bodentiefen Spiegel an und mal ehrlich, ich empfand das selbe. Noch nie war ich so in mich selbstverliebt, wie in diesem Kleid. Es machte eine Hammer Taille, mein Dekollte war ne Wucht, kurzum, ich sah richtig geil aus. Und sowas hatte ich noch nie von mir behauptet.
Geschminkt haben wir mich nicht. Auch wenn es eventuell dann schön ausgesehen hätte, das war ich aber nicht. Wenn irgendwelche Make Ups auf mir landeten, erkannte ich mich selbst nicht mehr und das ging garnicht.
Ich war also bereit, endlich den Hafen der Ehe anzusteuern. Den Mann zu heiraten, den ich liebte. Und mit dem ich jede einzelne Stunde, Minute und Sekunde noch voll ausnutzen wollte, in meinem Leben, was leider viel zu schnell zu Ende gehen konnte.

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Where stories live. Discover now