* Geld im Kopf *

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Die Tour hatte wieder ein Ende gefunden und wir beide waren froh, über ein paar Tage Ruhe und Zweisamkeit, die nun bevor standen.
Genau diese Ruhe brauchte ich auch, denn mich schien eine Tour mehr mitzunehmen, als Lukas, der schon im Tourbus nach Berlin, völligst aufgedreht war, weil er nur noch das brandenburgische Haus im Kopf hatte. Alle Arbeiten waren nach Aussage der Handwerker abgeschlossen, sodass er es kaum erwarten konnte, das Ergebnis zu sehen. Am liebsten wäre er noch nachts nach unserer Ankunft dahin gefahren, doch ich konnte ihn etwas runter bremsen.

Schon am nächsten Tag ging es allerdings, gleich ohne Frühstück los und auch mein Bruder fuhr mit. Er wollte schließlich auch sehen, wo seine kleine Schwester nun ein weiteres zu Hause finden würde.
"Scheiße, was willste denn mit so einem riesen Garten?", platzte es direkt aus Tom raus, der ungläubig vor dem Haus stand, doch keiner reagierte. Stattdessen schauten wir uns, die neuen schwarzen Dachziegel an, die echt was her machten. Das ganze Haus hatte schon alleine dadurch ein neues Flair.
Auch die Räume waren neu tapaziert und die alten Möbel verbannt. Das Bad war auch mit den neuen Fliesen ausgestattet, die wir uns ausgesucht hatten und plötzlich fühlte ich mich schon viel wohler als am ersten Tag hier. Mein komisches Gefühl war wie weggeblasen.
Mittlerweile konnte ich mir auch alles genau vorstellen, was wo stehen sollte.
Während Lukas und Tom im Haus irgendwas beredeten, verschwand ich wieder in den Garten und ich wusste, daß wird mein Projekt. Ich malte mir schon aus, wo die Kirschbäume und Sonnenblumen wachsen sollten. Ich meine Platz genug war ja. Ich hätte auch ein Kartoffelfeld anpflanzen können, wenn ich das gewollt hätte.

Auch ich rannte nun mit einem langen Maß and von Kante zu Kante, was echt ein Krampf war, um mir irgendwo einen Plan zu erstellen, was ich alles bräuchte und wie alles aussehen sollte. Bis jetzt war alles nur voll hohem Gras. Der Vorbesitzer schien eine Vorliebe für Wiese zu besitzen, denn Beete oder Bäume waren nicht vorhanden.

Am Abend fuhren wir wieder nach Marzahn, und endlich konnte ich mich am Küchentisch und vier zusammen geklebten Zetteln so richtig auslassen. Ich zeichnete das Grundstück mit meinen Maßen auf und die Kreativität konnte beginnen.
Ein Erdbeerbeet da, eine Grillecke dort, ein kleiner Teich in der Ecke und ein paar Apfelbäume da.
Ja auch zwei weiter Hütten plante ich mit ein. Denn sollten einmal Basti und Co den Weg ins beschauliche Dörfchen finden, hätten wir mit unserem einen kleinen Gästezimmer nicht viel Platz, sodass ich diese zwei Hütten mit Betten ausstatten wollte.
Ich hatte den ganzen Garten schon fertig vor Augen und wusste, dass das meine neue Ruhequelle sein könnte, wenn alles so unsetzbar wäre, wie ich es gerne hätte.
Doch einen Haken hatte das alles. Es sollte mein Projekt werden und finanziell hätte ich ganz und garnichts. Ich wurde in meinem ganzen Leben immer ausgehalten. Erst von Tom und nun von Lukas. Das wurde mir jetzt erst bewusst und ich schämte mich dafür.
Ich war nun in Gedanken und ließ immer meinen Bleistift leicht auf den Tisch auftitschen. Mir wurde immer bewusster, dass ich rein garnichts erreicht hatte und meine Tränen verwischten meine Kunst auf den Zetteln.
Lukas betrat den Raum und fragte sofort, was los sei.
Ich fing an: "Ihr haltet mich alle finanziell aus und das muss ein Ende haben... Ich brauche nen Job..."
Lukas Augen würden groß und er schien nicht zu verstehen, woher gerade dieser Sinneswandel kam.
Er drückte meine Hand auf den Tisch, damit ich endlich mit dem Bleistift geklapper aufhören würde und meinte: "Guck mich mal an Zuckerschnute..."
Ich tat es und er redete weiter: "Ich will garnicht, dass du arbeiten gehst. Du hast so viel scheiße durchgemacht, dass es mich jede Sekunde erfreut, wenn du ein grinsen auf den Backen hast. Eigentlich hast du schon einen Gehalt verdient, alleine weil du mich Tag für Tag glücklich machst. Außerdem, du bist echt kostengünstig... Du brauchst kein Prada und Chanel, keine Schminke, keinen Kaviar... Dir reicht die 80 Cent Wurst aus Lidl. Glaub mir bitte, du brauchst nicht arbeiten. Sei einfach immer bei mir und für mich da."
Ich grinste mit meinen verheulten Augen und ließ meinen Kopf auf seine Schulter fallen. Er strich mir ein paar mal über den Rücken und erblickte meine Skizze. Ihm schien klar zu werden, wo ich plötzlich diese Gedanken her hatte. Sagte aber nichts dazu, außer, dass wir diesen Plan genauso umsetzen.
Er machte mich einfach glücklich. Er fand immer die richtigen Worte, um mich wieder aufzubauen. Er war einfach ein Goldschatz, den ich nie wieder missen wollte...

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Onde as histórias ganham vida. Descobre agora