* To Do Liste *

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Ich schätze es war so drei Wochen nach der Hochzeit, es können auch vier gewesen sein.
Auf jeden Fall hatte ich meinen neuen Personalausweis in der Hand, während ich mich am Küchentisch etwas ausruhte.
Ich will nicht sagen, dass ich einen schlechten Tag erwischt hatte, aber ein guter war es auch nicht. Die Kopfschmerzen machte mir Probleme und meine Atemtechnik half nur so halbwegs gut an diesem Tag.
Trotzdem vergaß ich auch die restlichen Schmerzen, als ich mich noch einmal intensiv mit meinem neuen Personalausweis beschäftigte.
Da stand es also nun - Lilly Strobel. Ich grinste den Ausweis an und ich war glücklich. Ich weiß nicht wie oft ich es schon geschrieben hatte, aber endlich hatte ich mein Lebensziel erreicht. Verheiratet sein mit einem tollen Mann, der immer für mich da war und mit mir auch durch schlechte Zeiten geht - das sogar schon vor dem Ja Wort.
Ich strich mit meinem Daumen über den neuen Namen und grinste wieder.
"Naaa, guckste dir dein Fahndungsbild an?", sagte plötzlich Lukas. Ich hatte garnicht bemerkt, dass er in die Küche kam. Ich musste lachen, denn das Bild war wirklich nicht gerade eins von meiner Zuckerseite. Was mir da bloß einfiel, einen zartgelben Pullover zu tragen, während ich auch nicht viel Farbe im Gesicht hatte. Naja, egal. Welcher Ausweis hatte schon ein Bild drauf, was dem Besitzer gefiel? Schon alleine diese ernste Miene konnte ja keinem passen.
Lukas nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, gab mir einen Knutscher auf die Wange und setzte sich zu mir. Ganz elegant nahm er mir den Ausweis aus der Hand und schaute ihn sich auch an.
"Weißt du eigentlich, dass ich echt froh bin, dass ich dich heiraten durfte? Mehr kann ich ja eigentlich nicht erreichen.", meinte er und machte mich mit seiner Aussage noch glücklicher. Er war nicht nur bei seinen Songtexten ein Wortkünstler, nein, auch mich kriegte er immer mit seinen Aussagen. Wir küssten uns liebevoll und dann sprang er sofort wieder auf die leicht lustige Schiene auf.
"Aber mal ehrlich, mehr kannst du auch nicht erreichen, du hast ja schon den geilsten Fisch an Land gezogen.", sagte er mit einem Grinsen. Ich verstand sofort seine Ironie, denn er mochte sich schon sehr gerne, aber selbstverliebt war er auf keinen Fall.
Doch was er konnte, konnte ich schon lange.
"Ach weißte, der geilste Fisch war den anderen zu schwer, da musste ich ihn ja nehmen, blieb ja keine andere Wahl.", sagte ich und er begann zu grinsen. Den anderen sticheln, lag uns beiden ganz gut.

Ich packte den Ausweis, mit einen letzten Blick auf meinen neuen Namen, in mein Portemonai und dann hatte Lukas noch eine Frage im Gepäck, über die ich eigentlich noch nie so wirklich nachgedacht habe.
"Hast du eigentlich schon alle Ziele in deinem Leben erreicht oder gibt es Sachen, die du gerne noch vor Tag X erleben willst?"
Mit Tag X, war mein Sterbenstag gemeint. Wir wussten beide, dass der irgendwann, ob nun früher oder später, einmal kommen würde. Mittlerweile gingen wir echt locker mit dem Thema um und auch Lukas war bewusst geworden, dass mein Leben Tag für Tag am seidenen Faden hing.
Über die Frage musste ich erst nachdenken, denn so richtig eine Antwort hatte ich nicht darauf. Währenddessen packte er schon seinen Block aus der Hosentasche, gepaart mit seinem Kuli, aus und legte diesen auf den Wohnzimmetisch, wo wir mittlerweile, der Bequemlichkeit zu liebe, hingegangen waren.
"Wir machen jetzt eine To Do Liste mit Dingen, die du noch erleben willst und ich verspreche dir, ich werde mein bestes tun, um dir jeden Wunsch zu erfüllen.", meinte er und überrumpelte mich damit schon ein wenig.
Ich ließ mich in die Lehne fallen und man hätte fast die Zahnräder in mir klappern hören können. Hatte ich wirklich noch Wünsche? Mir fiel garnix ein.
"Du musst doch wohl Träume als Kind gehabt haben, oder als Teenie, es kann doch nicht sein, dass du schon alles gespürt oder erlebt hast.", sagte Lukas leicht schockiert. Jetzt merkte ich erstmal, wie gut es mir eigentlich ging, bzw. wie langweilig ich eigentlich war, dass ich keine Träume mehr hatte.
Ich kramte zurück in meine jungen Jahre und endlich fiel mir etwas ein, was mir aber mittlerweile auch wieder zu doof erschien.
"Ich wollte schon immer mal spüren, wie es sich anfühlt tätowiert zu werden, aber das ist doch kein Traum.", meinte ich. Doch Lukas zückte seinen Stift und schrieb Tattoo auf den Zettel und stammelte vor sich hin: "Na da bin ich mal gespannt, was noch so kommt, wenn es schon so verrückt beginnt."
Ich überlegte weiter, doch es fiel mir beim besten Willen einfach nix ein. Ich verzweifelte mittlerweile sogar ein wenig, sodass ich dieses Projekt mit folgenden Worten beendete: "Hase, ich habe keine Wünsche. Ich habe alles erreicht und du hast mir das ermöglicht. Ich bin glücklich, wir haben ein schönes Haus, mit einem tollen, faulen Hund. Wir haben die besten Freunde, die man sich nur wünschen kann. Du hast mir zwei Anträge gemacht, die ich nie vergessen werde, genauso wie die Hochzeit. Ganz Deutschland kenne ich mittlerweile, dank dir. Was soll ich denn noch erreichen wollen?
Gesundheit kann mir keiner wieder bringen, so habe ich nur noch einen letzten Wunsch, den ich aber nicht so schnell in die Tat umsetzen will. Sollte ich demnächst sterben, dann will ich es in deinen Armen und im Beisein von Harry, am liebsten da hinten am Teich. Ihr seit meine wichtigsten Männer geworden und mehr möchte ich nicht. Und wehe ich schaue vom Himmel runter und ihr weint alle auf meiner Trauerfeier. Ich will, dass das eine bunte Party wird, mit vielen Luftballons und ner fetten Torte, denn ihr müsst dann nicht traurig sein, denn ich bin wahrscheinlich glücklich gestorben, denn ich war dann bei dir, dem wichtigsten Mann in meinem Leben. Mehr möchte ich auch garnicht."
Ich riss den Zettel vom Block, auf dem Tattoo stand. Ich wollte mich nicht mehr verzieren, ich war sogar ein bisschen stolz, dass ich noch ohne schwarze Farbe rumlief.
Lukas zog mich zu sich und nahm mich in den Arm. Er hatte Tränen in den Augen und versprach mir fest, dass er das alles einhalten würde, was ich ihm gerade anvertraut habe.
Mehr wollte ich nicht, dass war wirklich der einzige Wunsch den ich noch hatte...

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Where stories live. Discover now