* Viva Forever *

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Der Staubsauger brummte und das um eine sehr unangenehme Zeit. Es war sechs Uhr morgens. Wäre es mein Nachbar gewesen, wäre ich ganz dezent ausgerastet, doch kein Mensch beschwerte sich. Ja, in Neukölln liefen die Uhren scheinbar anders.
Während Lukas also die Wollmäuse unter dem nicht mehr vorhanden Bett aufsaugte, sah ich mich im Wohnzimmer etwas um.
In der Ecke stand ein Keyboard und daneben eine Gitarre, auch wenn man Lukas nicht kannte, wusste man direkt, hier lebte ein Musiker. Nicht nur wegen der Musikinstrumente, nein, auch sein ganzer Schrank war voll Platten. Zwar eher eine Richtung, die ich ihm nicht zugetraut hatte, aber okay.
Metal war anscheinend seine Welt, doch die ging an meiner weit vorbei. Ich war schon immer ein Fan von Hip Hop, Rap und auch wenn es nicht passt, war ich ein riesen Fan der Spice Girls. Auch wenn es die Girl Group schon lange nicht mehr gab... - leider.
Ich setzte mich ans Keyboard, es war das einzige Instrument, welches ich auch zum Teil beherrschte. Virtuos war ich definitiv nicht, doch gelernt war gelernt und in meinem Inneren Auge schossen mir langsam die Noten meines oft gespielten Liedes - Viva Forever-, natürlich auch von den Spice Girls, an mir vorbei. Ich hatte es einmal gelernt und weil ich es so toll fand ein Lied meiner lieblings Gruppe spielen zu können, schien ich es nie vergessen zu haben.
Es juckte in den Fingern, dieses Lied zu spielen, doch sollte ich es wirklich? Manche Musiker waren ja komisch, wenn es um ihre Instrumente ging, wiederum mochte mich Lukas, zumindest sah ich es so und ganz automatisiert drückte ich die On Taste. Ich klimperte leise vor mich hin, um meine Fingermuskulatur aufzuwecken - genau, als ob man das bräuchte, aber klingt nun mal schöner und gekonnter.
Anschlagdynamik, wie konnte man so nur Keyboard spielen, doch ich wusste wo die Taste war um das auszuschalten und dann ging alles ganz schnell. Viva Forever, die ersten Töne klangen aus den kleinen Boxen des Instrumentes und innerlich sang ich den Text mit. Ich realisierte garnicht mehr, dass mittlerweile der Staubsauger erstummte.
Ich war in meiner eigenen kleinen Welt und plötzlich saß ich wieder in der kleinen Raum einer Kirche, wo ich als kleines Kind, meinen Unterricht des Instrumentes genoss und sogar schon mit den großen Spielen durfte, da ich für meine Altersklasse zu gut war. Es waren immer schöne Freitage, an denen ich mit anderen Keyboard lernen durfte.
Wie gesagt, ich spielte automatisiert mein Lied runter und bemerkte Lukas garnicht, der hinter mir stand und mir zuhörte.
Das letzte C war gedrückt und langsam kam ich wieder zu mir, in die Wohnung in Neukölln und plötzlich war ich wieder älter. Die Erinnerungen erfreuten mich und so schnell sie kamen, waren sie nach dem letzten Ton auch wieder weg, als ich Lukas bemerkte.
Irgendwie war ich peinlich berührt, wie dumm eigentlich von mir. Natürlich musste er mein Lied hören, wenn er doch nur nebenan die ganze Zeit war.
"Du überraschst mich immer wieder...", meinte er und grinste zufrieden.
Ich war im ersten Moment froh, dass er nicht sauer war, dass ich sein Keyboard benutzte, und dann, ja dann war ich sogar etwas stolz auf mich, dass ich urplötzlich das vor Jahren erlernte noch konnte.
Er setzte sich auf der kleinen Bank, die vorm Instrument stand, neben mich und fing an zu spielen. Er sang dazu und innerlich schmelzte ich.
Seine Stimme war so weich und warm, genauso wie er halt war und immer noch ist.
Um nicht zu weinen, wegen der Emotionen, stimmte ich am Keyboard mit ein. Nun spielten also vier Hände auf den kleinen Gerät, zwar nicht immer die richtigen Töne, aber es klang, zumindest in meinen Ohren, verdammt gut.
Am Ende des Liedes schauten wir uns nur an und grinsten, wie zwei Honigkuchenpferde. Er legte seinen rechten Arm um mich und zog mich langsam an sich heran. Nicht zu dem, was ihr jetzt denkt, geküsst haben wir uns noch nicht, aber trotzdem sehr innig umarmt und ich mochte es. Diese Wärme, die ich endlich wieder durch Lukas neu kennenlernte. Es tat gut, jemanden zu haben, der für einen da war. Tom ist nicht das selbe. Er ist auch extrem wichtig, aber Geschwisterliebe ist doch anders, als eine Liebe zwischen zwei anderen Menschen.
Merkt ihr was? Vor einigen Kapiteln habe ich noch davon geredet, mich nie wieder mit ihm zu treffen, im letzten habe ich schon zugegeben, mich in ihn verknallt zu haben und nun rede ich schon von Liebe.
Meine Gefühlsschwankungen sind einfach nicht normal, das hat die Geschichte mit mir gemacht, trotzdem bleibe ich bis heute bei meinem letzten Gefühl für ihn stehen - Der Liebe.
Doch alles musste trotzdem langsam angegangen werden. Zwar küsste er mich schon einmal kurz auf den Mund, doch so richtig akzeptiere ich das nicht, als den ersten, auch wenn Lukas das heute so sagt...
Egal, ich schweife ganz schön ab...
Wir umarmten uns also innig, auf den kleinen Schemel vor dem Keyboard, bis wir dann doch irgendwann voneinander abließen, doch dadurch war der warme Moment noch nicht vorbei, nein wir starrten uns ganz tief in die Augen. Ich liebe seine Augen, sie sind wie er, auch ganz herzlich. Augen verraten viel über Menschen, meine ich, also könnte ich bei Lukas ja nicht viel falsch machen.
Auch in diesem Moment kam es nicht zu einem Kuss. Im Nachhinein denke ich mir bis heute, dass er gerne allen anderen erzählt, dass er den ersten Schritt gemacht hat mit seinem Bussi, doch er wusste ganz genau wie kaputt ich trotzdem noch war, und wartete dadurch einfach darauf, dass ich auf ihn zu kam. Und das war auch irgendwann einfach so, doch dazu später mehr...
Irgendwann hatten wir wirklich die Pose eingenommen, die wir bei mir zu Hause, wegen seiner Mädchenblase aufgeben mussten. Mittlerweile genoss ich es so richtig, mich an ihn zu schmiegen.
Doch wieder wurden wir gestört, doch dieses Mal nicht von einem Toiletten Gang, nein, sondern den netten Herren von Hermes, die nun endlich sein neues Bett lieferten...

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang