Magnus und Alexander

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Magnus

Es ist still in dem Haus, in dem wir vorhatten zusammen zu ziehen. Ich bin die ganze Zeit nicht in das Obergeschoss gegangen. Alexander sollte sich erstmal austoben. Es würde sich falsch anfühlen, ohne ihn diese Treppe hoch zu gehen.

Ich hatte mich vor dem Sofa auf dem Boden niedergelassen. Meine Beine hatte ich angezogen. Mein Kinn lag auf meinen Knien. Ich starrte die Wand an und versuchte auf irgendeine Art und Weise zu verdrängen, das er gegangen ist. Vielleicht hätte ich hinter her gehen sollen. Aber meine Füße wollten nicht.

Wir litten gemeinsam und dennoch getrennt. Wir waren eins und doch waren wir geteilt. Zwischen uns stand diese hässliche Angst und dieser Hass auf uns selbst. Mittlerweile frage ich mich ob wir jemals die Worte sagen, die wir fühlen. Ganz tief drinnen. Die vielleicht alle Wände niederreißen könnten.

Die Klingel riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte keine Lust jetzt aufzustehen. Meine Hand zitterte schon die ganze Zeit so schrecklich und die Unsicherheit war mittlerweile wieder ein Bestandteil von mir geworden. Ich wusste nicht so recht, wie ich damit umgehen sollte. In den letzten Tagen dachte ich daran Ragnor anzurufen oder ihm einfach nur Kaktus zu schreiben. Aber das bedeutete gleichzeitig das ich reden müsste und das wollte ich nicht.

Erneut wurde die Klingel betätigt und dieses mal stand ich schwerfällig auf. Das mein Körper das so lange mitmachte, war für mich schon erstaunlich. So eine komplette Krise war selbst er nicht gewöhnt.

Nur einen Spalt öffnete ich die Tür. Sie knarrte oder quietschte nicht mehr. Das wurde vollkommen uninteressant als ich ihn sah. Alexander stand unsicher davor. Er fuhr sich durch seine Haare. Wortlos hielt ich ihm die Tür auf. Nur zögernd trat er ein. Ich konnte keinerlei Emotionen in seinem Gesicht sehen. Alles wurde von dieser großen Erschöpfung überschattet.

Im Wohnzimmer blieb er vor dem Kamin stehen. Ich hielt einen gewissen Abstand. Gern wäre ich jetzt ausgeschlafen. Aber seine Nähe wühlte mich sofort wieder auf. Mein Körper reagierte fast noch intensiver auf ihn, was mein Kreislauf mit einem kurzen schwanken des Bodens quittierte.

"Ich... es..." Seine Schultern die er bis gerade eben wie immer in einer ordentlichen Haltung nach hinten gezogen hatte, sackten jetzt nach vor. Die Muskeln unter seinem Shirt entspannten. Alexander sah aus, als würde er im nächsten Moment umkippen. Anscheinend fühlte er sich auch so, denn er stützte sich an der Wand ab.

"Alexander?" Aus reinem Reflex legte ich meine Hand auf seine Schulter. Dadurch spürte ich, wie kaltschweißig er ist. Als ich ihn etwas näher mustere, erkenne ich auch kleine Schweißperlen auf seiner Stirn. Seelisch und psychisch waren wir beide gerade einfach nur nackt. Jedes Wort könnte jetzt zu viel. "Möchtest du dich lieber hinsetzen?" frage ich vorsichtig. Alec nickt unmerklich und so geleite ich ihn zu dem Sofa. Seine Knie geben regelrecht nach.

Ich selbst lasse mich wie vorhin vor dem Sofa nieder. Leicht sehe ich zu ihm. Mir wurde bewusst wie wichtig jetzt dieses Gespräch war. Es war schon längst überfällig. Aber sobald es um verletzte Gefühle ging, hörte der Mensch auf intelligent zu sein.

"Entschuldige, das ich vorhin gegangen bin. Ich dachte nicht, das ich dich sehe oder du mir soviel entgegen bringst." fängt Alexander mit zittriger und vor allem rauchiger Stimme an. So als hätte er sie lange nicht mehr benutzt. "Als ich diesen Umschlag mit diesem Ticket plötzlich in den Händen hielt, ich...mich überkam die Angst glücklich zu sein. Denn jedes mal, wenn ich glücklich bin, passiert etwas und reißt alles wieder ein. Ich war die letzten Tage wie gelähmt."

Falling in Love - Malec StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt