Magnus sieht ihn an

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Magnus

Die Welt hatte sich bereits so weit gedreht das die Sonne am Himmel verschwamm. Sie gab ihr orange und rot ab und tunkte die Wolken in einen farbigen Nebel. Zwischendurch fand man noch bläuliche Streifen.

Ich schlenderte allein durch das kleine, ruhige Städtchen. Die Atmosphäre war friedlich. Das zirpen der Grashüpfer und das zwitschern der Vögel waren die einzigen Geräusche. Es war idyllisch. Das hier war ein Ort, wo jede Seele ihren Frieden finden konnte. Vielleicht auch wo man sich selbst erstmal kennen lernte.

Maryse und ich hatten alles besprochen, was uns in den Sinn gab. Jetzt müssten wir eigentlich nur noch die Feinheiten ausgestalten. Ich habe sie schon vorgewarnt. Ich, als Perfektionist, muss wirklich mit allem zufrieden sein. Und selbst wenn es die Schriftart der Seitenzahlen für die Speisekarte ist. Recht schnell hat sie zugegeben, das sie mir in diesen kleinen Kleinigkeiten freie Hand ließ. Sie hatte dafür nicht wirklich Geduld. Ich liebte Details und würde mich wahrscheinlich gleich morgen früh dran setzen.

Als ich an der Farm ankam, stoppte ich. Sie lag in vollkommener Stille. Nicht mal das Außenlicht brannte. Besorgt lief ich zügiger auf das Haus zu. Die Tür war abgeschlossen. Ich hatte schon vor einer Weile Alexander den Zweitschlüssel gegeben. Es hatte sich richtig angefühlt und da ich meinen Kopf sehr gut mittlerweile abschalten konnte, hatte ich es einfach gemacht. An seinem hing wie bei meinem der Puzzle- Schlüsselanhänger.

Ich zog meinen eigenen Schlüssel hervor und mit aller Vorsicht machte ich die Tür auf. Ich stockte als ich in den Flur trat. Blind tastete ich nach dem Lichtschalter, was eigentlich vollkommen sinnlos war, denn das Licht ging bis heute morgen nicht. Aber Alec musste das heute repariert haben, denn das Deckenlicht ging tatsächlich an und tauchte alles in eine sehr angenehme Farbe. Es war nicht zu grell.

Und schon jetzt blieb mein Mund offen stehen. Der Flur glänzte vollkommen fertig. Der Staub sowie die Ökotraumfänger waren verschwunden. Der Spiegel hing wieder gerade an der Wand und auch die Kommoden waren wieder heile und hatten sogar wieder zu ihrer alten Farbe zurück gefunden. Der Boden knarrte nicht mehr ganz so massiv. Alles in allem war es einfach perfekt.

Langsam ging ich weiter. Die Tür zu dem WC knarrte nicht mehr und so wie es aussah hatte Alec diese sogar etwas abgeschliffen. Auch dieser Raum konnte man abhaken. Die Fließen strahlten in einem weiß. Das Wasser lief wieder und selbst die Dusche sah wieder einladend aus.

Ich musste auch bei den letzten Räumen schlucken. Das Wohnzimmer sowie die Abstellkammer waren wohnungsfähig. Alexander hatte sich selbst übertroffen. Niemals hätte ich damit gerechnet, das er so weit kommt und das allein.

Gerührt stellte ich sogar fest, das er auf meine kleine Macken geachtet hatte. Alles war perfekt gerade ausgerichtet. Die Kommoden hatten den gleichen Abstand und auch das Sofa schien genau in der Mitte zu stehen. Jede Tür hatte er nur angelehnt.

Im Wohnzimmer hatte er sogar bereits zwei eingerahmte Fotos an die Wand gehangen. Das eine zeigte uns beide komplett verrußt und das andere war ein Gruppenfoto, von dem Grill Abend. Wir alle schauten mit einer Grimasse in die Kameras. Die Gläser hatten wir erhoben. Mit einem Lächeln betrachtete ich diese zwei Bilder. Wahrscheinlich hätte ich sie selbst auch ausgewählt.

Etwas verloren stand ich im Wohnzimmer. Ich musste das alles erstmal verarbeiten. Dabei stellte sich immer wieder die Frage, wo Alexander war? Wir wollten uns doch hier treffen, oder? Ich machte mir sorgen.

Ich griff nach meinem Handy und wählte seine Nummer. Aber auch hier ging nur die Mail Box dran. Total unsicher blieb ich bei unserem Foto hängen. Wir lachten beide der Kamera entgegen. Ich erinnerte mich genau an diesen Augenblick. Dort hat das Spinnrad zum ersten mal seine Arbeit aufgenommen. Und ich hoffte das es nie wieder damit aufhören würde. Ich wollte bei Alexander bleiben. Für wie lang? Ein komplettes Leben.

Ich bekam nicht mit wie sich eine kleine Träne aus meinem Augenwinkel stahl. Meine Sorge war groß. Wo war er nur? Ich fuhr mir durch das Gesicht und verwischte damit meinen Eyeliner. Aber das war mir vollkommen egal. Ich drehte mich und wählte gleichzeitig die Nummer von Clary als ich gegen jemanden stieß.

Ich sah in die Augen, in denen ich immer meine Zukunft sehen würde. Ich sah alles, was ich brauchte. Alexander. Ich schmiss mich in seine Arme, die mich sofort umschlangen. Tief inhalierte ich seinen Vanille Geruch ein.

"Wo warst du?" frage ich, als wir uns ansehen. Sanft lächelt er. "Ich habe mich mal in der Garage umgesehen. Vielleicht kann man daraus ja auch irgendetwas schickes machen." War ich bis vor wenigen Sekunden noch besorgt, konnte ich nicht anders als das lächeln zu tragen, was er mir in mein Gesicht zaubert.

"Wie gefällt dir das Erdgeschoss?" fragt er dann vorsichtig. Als Antwort legte ich meine Lippen auf seine. Es war ein zuckersüßer Kuss. Wir beide mussten gleichzeitig lächeln, was ihn noch so viel schöner machte.

"Es ist perfekt. Danke dafür." Alexander's Wangen färben sich rosa. Ich sehe meinen Freund ganz genau an. Von der kleinen Narbe bis hin zu der unbeschreiblichen Farbe in seinen Augen bis hin zu seinem Drei Tage Bart, über den ich immer wieder streichen muss. Die weichen Lippen, die nur ich fühlen darf. Und da ist dieses Wissen, das nur ich auf den Grund seiner Seele blicken darf.

Statt den drei kleinen und zugleich großen Worten bringe ich ein "Ich möchte nicht mit dir alten werden" heraus. Sofort wird Alec blass. "Ich will, dass wir jung und verrückt bleiben. Bis zum letzten Tag."

Mein Freund vereint stürmisch unsere Lippen. Ich stimme erfreut mit ein. Gott sei dank, sind alle Wände jetzt trocken. "Ich hoffe das wir das in diesem haus umsetzen können. Zusammen. Also wenn es denn dann fertig ist und..." Es ist das erste mal das Alec nach den richtigen Worten sucht und auch etwas in das stottern gerät.

"Fragst du mich gerade ob wir dann zusammen hier einziehen wollen?" gehe ich sicher, das ich es richtig verstanden habe. Er zuckt nur mit den Schultern. "Naja ich mag mein Haus zwar auch, aber das hier haben wir uns gemeinsam aufgebaut. Hier ist das entstanden, was wir jetzt sind. In diesem haus steckt viel mehr als nur etwas Arbeit und Schweiß. Das hier ist sozusagen das Grundgerüst von etwas ganz großartigen."

Fasziniert von seinen Worten kann ich nur ganz schnell nicken.

Falling in Love - Malec StoryWhere stories live. Discover now