Magnus braucht Hilfe

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Lg Krümmel - Hexe

Magnus

Ich sehe weiter voller Furcht auf die Schublade. "Mach sie weg." flehe ich Alexander schon fast an, der zögernd auf die Bestie zugeht. "Sei vorsichtig." werfe ich dann noch ein. "Magnus das ist eine kleine Spinne." Ich sehe auf meinen Candyman. "Ja das ist fürchterlich oder?" Ohne groß darüber nachzudenken, schafft Alexander die Spinne nach draußen. "Sie ist weg." Ich nicke nur und versuche mich dann wieder zu beruhigen. Trotzdem schaue ich mich erstmal um. "Stell dir beim nächsten mal einfach vor das die Spinne, acht winzig kleine, pinkfarbene Flip- Flops an hat. Dadurch wird es vielleicht besser." Dieser Mann ist wirklich zu gut für diese Welt. Eigentlich habe ich einen witzigen Spruch erwartet. Aber nicht das er die Angst wirklich ernst nimmt.

"Danke." kann ich nur wieder geben. Alexander zwinkert mir zu. "Ich muss doch meine Schildkröte beschützen." Er sagt es so liebevoll das ich meine Herdplatten einsetze. Sie waren wahrscheinlich noch nie so oft im Gebrauch. Vor Alexander wusste ich nicht mal das ich sie besitze.

Am Ende des Tages haben wir tatsächlich die komplette Küche geputzt und drei Schränke bereits poliert. Sofort ergibt das alles ein ganz neues Bild. Sie ist in einem schönen Elfenbein. Die Griffe sind silbern und fein geschwungen. Nah stehen wir neben einander und schauen uns den Fortschritt an. "Ich werd mir nochmal die Wasserleitung anschauen. Genau so wie den Kühlschrank. Aber dann müsste der erste Raum tatsächlich fertig sein." Fast gleichzeitig erheben wir unsere Fäuste und führen sie sanft gegeneinander.

Mein Magen grummelt leicht und so gehe ich zu dem Korb wo ich mir den Apfel nehme. "Sehr gesund heute." Ich kann ihn nur angrinsen und den Aufkleber, den ich auf den Obst finde ab pulen und ihn Alec auf seine Stirn kleben. Selbst die ist perfekt. "Manche in unserem Alter heiraten, bekommen Kinder und wir kleben uns Obstaufkleber auf die Stirn." Auf unseren Gesichtern bleibt das Dauergrinsen weiterhin bestehen. "Ich mag das." gibt er dann zu. Dabei frage ich mich, wie er es schafft so ruhig zu wirken. Ich hätte diesen Satz erst nach etlichen versuchen so heraus gebracht. Meine Herdplatten sind auf der fünf und auch das Spinnrad mit seiner Haspel laufen durchgängig. "Ich auch."

Es ist der Augenblick wo wieder alles still steht. Da bin ich, der vollkommen verwirrte. Der nicht so wirklich weiß wohin mit sich. Doch es scheint so als hätte ich einen Platz gefunden. Ein Platz voller Sonnenschein und Hoffnung. Ohne Angst und Unsicherheit. Nur etwas, was echt ist. Etwas was ich immer wollte. Ein Stück Normalität mit einem Fünkchen Wahnsinn. Vielleicht ist dieser Ort ein Segen. Ich sehe meinen Gegenüber an. Es ist einzig allein dieser Mann.

Ich frag mich nur wo mich das alles noch hinführen wird. Könnte ich mich auch ohne Alec hier wohlfühlen? Wann möchte ich überhaupt wieder arbeiten gehen? Ist mein bisheriges Leben wirklich gelebt? Wird mich die Realität einholen? Ist nicht alles gerade zu perfekt? Werde ich mir es wieder kaputt denken?

Mein eigenes Niesen holt mich aus diese weiche Umarmung der Decke, die durch das Spinnrad schon entstanden ist. Alec kann nur lächeln. "Schönheit." Ich neige meinen Kopf leicht zur Seite. "Danke?"

Gemeinsam machen wir uns auf den Heimweg. Dabei sind wir uns nah. Immer wieder berühren sich unsere Arme. Unsere kleinen Finger streifen sich. Auch wenn alles in mir kribbelt, diese miteinander zu verbinden, schaffe ich es nicht. Und so ist es auch in Ordnung. Zumindest für diesen Abend.

Alexander hat den Aufkleber wieder abgemacht. "Woher hast du eigentlich diese kleine Narbe auf deiner Stirn?" frage ich ihn vorsichtig und konzentriere mich dabei ganz besonders auf den Weg. Sonst fängt meine Sprachstörung wieder an. "Oh sie ist die aufgefallen?" Wahrscheinlich unbewusst berührt er sie. Ich kann nur nicken und ihn dann von der Seite betrachten. Ich habe selten Momente so sehr genossen, wie ich es gerade in diesen Augenblick tue.

"Eigentlich kennt diese Geschichte kaum jemand. Nur Izzy und Clary. Ganz klar auch meine Mutter." Er räuspert sich kurz. "Du darfst nicht lachen." Oh je das hat Cat auch schon ganz oft zu mir gesagt und kurz darauf habe ich meistens zehn Minuten durch gelacht. "Als kleines Kind bin ich beim duschen ausgerutscht und dabei wollte ich mich am Wasserstrahl festhalten." Ich presse meinen Kiefer zusammen und versuche wieder an irgendetwas anderes zu denken. "Na los, lass es raus." Ich pruste los und stütze mich dabei auf meine Knie.

Mit verschränkten Armen steht Alexander neben mir und betrachtet mich amüsiert. Aber auch irgendwie glücklich? Wobei ich nicht wirklich weiß woher das kommt. "Schön das du dich darüber amüsieren kannst." Instinktiv erinnere ich mich an meine Jugend und auch an die Jahre danach. Da konnte ich mir so etwas hier kaum vorstellen. Einfach glücklich zu sein. Und auch mir das zu erleben, das ich das überhaupt sein darf.

"Es ist einfach zu witzig." Auch er fängt leicht an zu lachen. "Ich schreibe dir nochmal wann ich dich abhole, in Ordnung?" Ich habe nicht bemerkt das wir bereits bei der Pension sind. Die Zeit verfliegt mit ihm immer so sehr. Ich bekomme nicht mit wie die Uhr sich dreht. Ich kann nur nicken. Nur ganz leicht erhitzen sich meine Wangen wieder, wenn ich daran denke das ich morgen zusammen mit ihm auf diesen Jahrmarkt gehe. Eigentlich kann ich es kaum abwarten.

"Gute Nacht, Magnus." Alexander zwinkert mir nochmal zu bevor er sich umdreht und seinen eigenen Heimweg antritt. Er ist ein wahrer Gentleman. Es ist nicht mal selbstverständlich das er mich jeden Tag hier abholt und auch wieder weg schafft. Aber ich genieße das in vollen Zügen.

In meinem Zimmer greife ich nach meinem Telefon. Nach wenigen Sekunden höre ich bereits die Stimmen von Helen und Cat. "Na wie geht es dir in deinem Neuseeland?" Ich kann mich nur grinsend auf mein Bett legen und mal wieder die weiße Decke mit den Balken betrachten. Vor meinen inneren Auge erscheint Alec' Gesicht. "Momentan wirklich gut." Ich überlege bereits wie die beiden auf ihn reagieren würden.

"Ich habe es ihm gesagt." platze ich dann heraus. Cat's Gesicht scheint wahrscheinlich schon ein einziges Fragezeichen zu sein. "Ich habe ihm gesagt, das er blöd ist. Aber dieses gute Blöd." Sofort kreischt Helen los und ich kann nur lächelnd den Kopf schütteln. Ich hoffe sie tun nicht zu viel hinein interpretieren. "Wenn du schon zu ihm sagst, das er blöd ist, musst du ihn echt lieb haben."

Ich verdrehe nur die Augen. "Ja aber als ich euch das damals gesagt habe war ich Achtzehn oder so. Das hat doch heute gar keine Bedeutung mehr." Ich habe die beiden bei einem Erste - Hilfe - Kurs kennen gelernt. Wir haben uns sofort gut verstanden. Sie waren wahrscheinlich der sichere Hafen zu dieser Zeit. Eigentlich sind sie zu dem richtigen Zeitpunkt in mein Leben getreten. Damals habe ich das gleiche gesagt und daraus hat sich etwas ganz großes entwickelt. Deswegen scheinen sie es als Zeichen anzusehen.

"Magnus hör auf alles immer herunter zu buttern und sei mal ehrlich zu dir selbst. Vielleicht ist er der passende Deckel zu deinem Topf." Ich höre das schnauben von Cat. "Ihr mit euren 'zu jedem Topf gibt es einen Deckel - Problem'. Zur Not kann man auch einen großen Teller obendrauf legen. Ihr seid echt verwöhnt." Ich lache leicht. Soweit wird es doch gar nicht kommen, oder? Woher soll ich eigentlich wissen, das da etwas ist, wenn ich noch nie richtig verliebt war?

Falling in Love - Malec StoryWhere stories live. Discover now