Magnus versteht langsam

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@LarissaWeasley heute sind deine Worte an der Reihe

Magnus

"Ich hatte übrigens Farbe in meinen Haaren." Meine Nacht war kurz. Helen und ich saßen noch lange vor dem Fenster, haben den Sternen beim leuchten zu gesehen. Wir haben versucht sie zu zählen und haben gemerkt, das es genau so wenig Sinn macht, wie sich gegen Gefühle zu stellen.

Während ich das denke schaue ich zu Alexander, der mich einfach nur angrinst. Eigentlich sollte man darüber doch froh sein, oder nicht? Wenn man die Gefühle ankäme, dann würden die schönsten Liebesgeschichten gar keinen Sinn mehr ergeben. Dann wäre alles, woran man glauben und festhalten könnte, der Verstand. Wie monoton unsere Entscheidungen dann nur wären. Dann hätte ich meinen Freund nicht an meiner Seite. Etwas schier unmögliches.

"Dann wirst du gespannt sein, die Wand zu sehen." Ich hatte mir darüber gar keinen Kopf mehr gemacht. Da war nur dieser Frieden in mir, den ich voll und ganz auskosten wollte. Jetzt fragte ich mich wirklich, was wir da fabriziert hatten.

Unsere kleinen Karabiner hatten sich wieder verhakt. Der Wind ging heute etwas und wehte mir so angenehm über die Haut. Gepaart mit der Wärme von Alexander bereitete er mir eine Gänsehaut. Immer wieder huschten kleine Schauer über meinen Rücken. Es war immer wieder ein aufgeregtes Kribbeln.

Mein ganzes Empfinden hatte sich geändert. Ich reagierte anders auf Dinge. Ich genoss die kleinsten Dinge. Sei es das Aufwachen am Morgen oder die letzten Sonnenstrahlen am Abend. Hier war mein zu Hause, welches ich die letzten Jahre immer gesucht hatte.

An dem Haus angekommen gingen wir sofort in das Wohnzimmer. Ich biss mir auf meine Unterlippe. Alles erschien mir noch so präsent. Man sah deutlich wo ich stand. Die Farbe war verschmiert. Meine Haare hatten ein Muster hinterlassen. Genau so mein restlicher Oberkörper. Es sah sehr amüsant aus.

"Falls du je Gäste empfangen möchtest, sollten wir das übermalen." Grinsend kann ich Alexander nur zu stimmen. Bevor wir uns jedoch an die Arbeit machen können, klingelt es an der Tür. Fragend sieht er mich an. "Erwartest du jemanden?" Ich schüttle nur zögernd den Kopf und gehe dann langsam zur Tür.

Davor steht die etwas ältere Frau aus dem Café. Mir fiel die Ähnlichkeit zu Isabelle und Alec sofort auf. Es waren die gleichen Gesichtszüge und auch die selbe Haarfarbe. Ich weiß nicht ob es daran lag, das ich die Geschichte kannte, aber ich fand das man ihr eine gewisse Müdigkeit an sah. Nicht diese Müdigkeit nach einer kurzen Nacht, sondern die Müdigkeit die man nach einer langen Sturmzeit empfand. Wenn das Wetter sich grau anzog und man die Sonnenstrahlen vermisste. Die Müdigkeit die man egal wie viel man schlief, nicht los wurde.

"Mum? Das ist ja mal eine Überraschung." Plötzlich klang auch Alec's Stimme total erschöpft. So als wollte er nur noch in das Bett. "Ja, entschuldigt. Ich wollte mich ankündigen. Aber du weißt ja, ich verlege mein Telefon genau so häufig wie die Brille zum lesen." Es erinnerte mich etwas an meine leibliche Mutter. Allerdings empfand ich bei ihr dabei nicht diese Empathie. Ihre Vergesslichkeit hatte sie den Drogen zu zu schreiben.

"Du musst Magnus sein? Ich habe schon viel von dir gehört. Ich bin Maryse." Sie reicht mir ihre Hand, die ich ohne zu zögern ergreife. "Ich hoffe nur positives." Sie lächelt leicht. "Natürlich. Sonst hättest du wahrscheinlich schon eher etwas von mir gehört." Ich befürchte schon fast so ein wenn- du- meinen- Sohn- verletzt- Gespräch. Aber Alec geht dazwischen. "Was wolltest du denn?"

Ich sehe zwischen den beiden hin und her. Die Stimmung ist auf eine komische Art und Weise angespannt. "Ich wollte mit Magnus wegen dem Café reden. Es gibt einige Sachen die noch geklärt werden müssen."

Sofort bin ich aufgeregt. Die Ängste und Sorgen, die ich bislang verborgen hatte und die ich bereits, als die Idee aufkam gediehen, brachen wieder aus. Vielleicht sollte ich es doch.. Noch bevor ich zu Ende denken konnte, brachte die wärmende Hand mein zu kentern drohendes Schiff in den sicheren Hafen. Ich sah zu Alexander auf, der mich sanft anlächelte.

"Da kann ich mich ja heute mal allein hier austoben." Meine Herdplatten schalteten sich sofort auf Höchststufe, denn mein Kopf war sofort wieder bei der gestrigen Situation. "Treffen wir uns wieder hier?"

Es war zwar absurd, da sich mein Tag gerade vollkommen änderte und das mir nichts auszumachen schien. Nur brauchte ich dieses mal die Sicherheit das er dann hier war. Ich musste wissen, das er immer noch da wäre und wir gemeinsam wieder den Weg zurück gingen.

"Definitiv." Ein zarter Kuss landete auf meinem Mund bevor er mir eine Haarsträhne hinter das Ohr strich. Verlegen musste ich lächelnd nach unten sehen. In jeder Geste, in jeder Bewegung, in jeder Faser von seinem Körper schien ein Funken Liebe zu stecken, welche mich überforderte. Ich hatte noch nie so einen hingebungsvollen Menschen mit so viel Herz und trostloser Leidenschaft kennen gelernt. Es schien ihn nur einen zu geben und das er zu mir gehörte, war gewaschenes Glück.

Alec's Mum und ich gingen zusammen vom Grundstück. "Ihr seid ziemlich süß zusammen. Selten habe ich Alec so glücklich gesehen. Zumindest nicht nachdem so viele gegangen sind aus seinem Leben." fängt sie irgendwann an. "Ich lasse ihn nicht allein. Ich bin für ihn da und helfe ihm.." Sie unterbricht mich. Anscheinend weiß sie genau was ich sagen möchte.

"Weißt du Magnus, wenn mein Sohn seine Tüten voller Probleme hält und du streckst deine Hand aus und willst ihm tragen helfen, dann nimmt er nur die Probleme in eine Hand und hält mit der anderen deine fest. Zu groß waren die Verluste. Zu groß ist die Angst, das du auch wieder gehst."

Ich stocke und sehe sie dann von der Seite an. So habe ich das noch nie betrachtet. "Aber auch die Angst hat irgendwo Angst. Nämlich davor, dass man erkennen könnte, dass man in Wahrheit frei ist. Man muss in Lösungen denken und nicht in Problemen. Ich habe mich in Ihren Sohn verliebt, ohne wirklich zu wissen wer er ist und wie er tickt. Mein Herz sagte mir nur, das er der richtige Mensch für mich ist."

Die Worte sprudeln nur so aus mir heraus. Dabei bemerke ich nicht, das ich zum ersten mal es selbst ausgesprochen habe. Ich bin in Alexander verliebt und das wahrscheinlich ab der ersten Sekunde. Die Erkenntnis zu erlangen hat nur Ewigkeiten gebraucht.

"Ich.. ich möchte nur das es ihm gut geht. Das steht für mich an erster Stelle." Maryse sieht mich kritisch an. "Dann wollen wir ja das gleiche. Und jetzt lass uns über das Geschäft reden." Ich nicke und versuche kurz mein Gehirn zum Arbeiten zu animieren.

Es stellt sich heraus, das Maryse und ich ungefähr die selben Vorstellungen haben. Gemeinsam machen wir die Küche unsicher und entwerfen ein komplett neues Konzept. Sogar um die Umgestaltung und die Speisekarte kümmern wir uns. Zwischendurch schweifen wir immer wieder zu den privaten Sachen ab. Sie erzählt mir das sie durch ihre Postkarten Aktion wirklich tolle Menschen kennen gelernt hat, die sie während ihrer Weltreise besuchen möchte und ich erfahre mehr über meinen Freund.

"Er war schon als Kind sehr kreativ. Dabei hat er sich allerdings immer sehr nach seinen Vater gerichtet. Alec war immer sehr auf ihn fokussiert. Umso schlimmer traf ihn dieser Morgen." Mit einer Schürze stehe ich in an die Arbeitsplatte gelehnt. Gegenüber steht Maryse. Nachdenklich schaut sie den Cupcakes beim backen zu. "Ich glaube er würde seinem Vater immer wieder verzeihen, nur damit er bliebe. Wenn er denn wieder gekommen wäre."

Ich sehe auf meine bemehlten Hände. Wäre das auch mit diesem Jem so? Würde er ihm auch verzeihen? Tief im inneren wenn ich die Eifersucht weg denke, würde ich es mir sogar für Alexander wünschen. Denn so könnte er selbst zur Ruhe kommen. Während meiner Tagesklinik Zeit habe ich gelernt das, wenn man die Vergangenheit nicht sterben lässt, dann wird sie einen nicht in Ruhe leben lassen.

Falling in Love - Malec StoryWhere stories live. Discover now