Magnus Welt steht still

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„Bis... ja, bis zu dem Moment als die Welt still steht und alle Zellen sich nach dem geliebten Menschen sehnen und manchmal eng nicht nah genug ist"
zitiert von der lieben & wundervollen Gabsby61
Danke für diese wundervollen Worte. Sie sind perfekt für dieses Kapitel.

Magnus

Noch nachdem unser Höhepunkt schon längst abgeklungen ist, halten wir uns ganz fest. Mein Gesicht habe ich in seine Halsbeuge vergraben. Dadurch habe ich seinen vollen Vanille- Alexander Geruch, der mich vollends von meinem Trip wieder herunter bringt. Es ist lange her das mir so etwas passiert ist. Ich bin davon ausgegangen, das ich mich danach schäme oder komisch fühle. Aber dieser Fall trifft nicht ein. Da ist nur die gewisse Ruhe. Wie das Meer nach einem schweren Wellengang, welches sich langsam erholt.

Vielleicht ist es so, weil Alexander der Richtige ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass er mir sanft durch mein Haar streift. Egal wie oft ich noch ein vielleicht aufzähle. Sie würden alle auf ihn hinaus laufen.

Nur langsam und mit bedacht lässt er mich herunter. Dabei sind wir beide noch nicht bereit, den jeweils anderen los zu lassen. Auch wenn es langsam echt unangenehm in der Hose wurde. So war doch dieser intime Moment viel bedeutsamer. Wir waren uns nah. Unsere Atemzüge wurden langsamer. Die Beine standfester und die Hitze etwas weniger. Und trotzdem wäre es zu früh, sich zu lösen. Da lag noch irgendetwas in der Luft.

Etwas schweres, unantastbares. Es ließ den Sauerstoff etwas weniger werden und trotzdem bekam man genug Luft. Aber wir hielten beide die Luft an. Jede Bewegung, jeder Atemzug, jeder Wind wäre zu viel. Die Zeiger der Uhr schienen still zu stehen. Genau so wie wir. Selbst eine Stecknadel die zu Boden fiel, würde uns da hinaus reißen. Und auch das Spinnrad legte seine Arbeit kurz beiseite.

Man könnte es als den Augenblick der Erkenntnis beschreiben. Wir beide verarbeiteten die letzten Tage und Wochen. Wir wurden uns bewusst, was gerade passiert ist. Und wie sehr wir den anderen schon berührt hatten. Es war nicht das körperliche sondern nur feinste Berührungen, durch die Taten und die Blicke die wir uns seitdem wir uns kannten zu warfen. Wir genossen den Moment der Vollkommenheit.

Die Hülle um uns herum wiegte uns in Sicherheit, während wir es langsam schafften uns in die Augen zu sehen. Selbst da schien es nur den Gegenüber zu geben. Alexander's Haare waren zerzauster als sonst. Seine Wangen glühten noch etwas. Er sah anders als sonst aus und trotzdem war er noch Mein. Die Welt könnte mir zu Füßen liegen, ich würde immer nur nach seiner Hand greifen. Neben ihm, sind alle anderen nichts. Es ist ein geben, ohne zu verlangen. Nehmen, ohne zu besitzen. Teilen, ohne danach zu fragen. Halten, ohne zu Fesseln. Es sind die Fäden, die uns verbinden.

"Ich bin zwar kein Autor, aber jedes Wort wäre jetzt zu viel." Seine Stimme ist nur ein raues hauchen. Nur ich kann es hören. Doch die Bedeutung hinter seinen Worten ist für die Welt gedacht. "Denn auch sie können manchmal zu schwer sein." Die angrenzende Stille ist laut genug. Sie sagt alles aus, was wir uns im Moment nicht getrauen zu sagen. Jeder Mensch hört jetzt etwas anderes. Aber vielleicht könnten sie genau so leise sein wie wir und einfach den Moment genießen. Es wertschätzen das wir uns und unsere Liebsten haben. Dafür dankbar sein, das wir in dieser Sekunde im Herzen nicht allein sind. Und erkennen das selbst in der schwersten Dunkelheit, ein Stern für jeden einzelnen leuchten wird. Wir sind nicht allein. Auch wenn wir uns manchmal so fühlen. An jedem Tag wird die Sonne aufgehen. Dabei muss es nicht mal der Planet sein. Manchmal ist es auch der Mensch, an dem wir gerade denken, der uns das Licht und die Wärme schenkt. Es ist nur unsere Aufgabe unsere eigene kleine Welt zu errichten und dem ganzen eine Bedeutung zu schenken.

Mein Griff um Alexander wird stärker bevor ich langsam die Luft aus meiner Lunge stoße. "Du tust mir gut." flüstere ich leise. Es ist nicht viel aber es kann groß werden, wenn man den Worten eine tiefe Bedeutung schenkt.

Nur ganz langsam und Schritt für Schritt lösen wir uns. Es ist ein sofortiger Wärmeentzug. Das Spinnrad fängt ganz sacht wieder an und verarbeitet diese Minuten für sich, in neuen Fäden.

Erst nachdem wir uns getrennt voneinander sauber machen, komme ich wieder dazu einen klaren Gedanken zu fassen. Obwohl mein Kopf immer noch so vernebelt ist. Ich fahre über meine Lippen und meinen Hals, versuche die Intensität noch zu spüren. Im Hinterkopf weiß ich das ich das hier nie vergessen werde. Ich werde mich immer daran erinnern.

Wieder sauber und in normalen Klamotten trete ich in das Wohnzimmer. Wo bereits alle Eimer verschlossen sind und die Pinsel einweichen. Als ich aus dem Haus hinaus trete, bemerke ich das bereits der Abend angebrochen ist. Mein Freund erwartet mich bereits. Er sonnt sich von dem letzten natürlichen Licht des Tages. Dabei finde ich, das er noch viel mehr strahlt als irgendetwas sonst.

Arm in Arm gehen wir den Weg zurück zur Pension. Ich habe ein glückseliges Lächeln auf den Lippen. Der Tag war besonders. So wie es alle anderen auch sind, die ich mit ihm verbringen darf.

Vor der Tür können wir nicht anders als uns beide dümmlich anzugrinsen. Ein letzter Kuss für diesen Tag verbindet unsere Lippen bevor ich ein "Bis morgen." flüstere. Alexander küsst meine Stirn. "Bis morgen." Ich spüre wie er nach diesen Worten selbst zur Ruhe kommt. Denn auch hier steckt viel mehr Bedeutung dahinter als sonst. Es ist eine Versicherung, das ich morgen auch noch da sein werde.

In meinem Zimmer wartet bereits Helen auf mich. Sie sitzt am Fenster und beobachtet den leichten Wind, wie er das Gras bewegt und wie sich dabei die Erde weiter dreht. Leise setze ich mich zu ihr und mache es ihr nach.

"Weißt du Magnus, manchmal kommen Menschen in dein Leben und zeigen dir das du dieses nicht planen kannst. Das macht Angst."

Ich greife nach ihrer Hand und drücke sie kurz. Ich weiß zu gut was sie meint. Aber ich bin in den letzten Tagen schlauer geworden und kann deswegen nur sagen. "Nichts macht so viel Angst wie ein Neuanfang. Und nichts bietet mehr Chancen. Manchmal muss man das Leben einfach geschehen lassen. Denn das was passieren soll, wird auch passieren. Egal wie sehr du dich dagegen wehrst."

Falling in Love - Malec StoryDonde viven las historias. Descúbrelo ahora