7. Alec

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Alec
Plötzlich öffnet sich die Türe ruckartig und Jace tritt herein. „Clary lass ihn los!“, befiehlt er sauer, während er auf uns zu läuft, worauf Clary sofort ihre Arme von mir nimmt und ich spüre Jace Hand um mein Handgelenk, welche einen Starken Druck ausübt. „Komm mit!“, faucht er sauer als er mich aus meinem Bett zieht und Richtung Fitnessraum zerrt. „Jace was soll das? Ich trag nur eine Boxershort!“, frage ich ihm hinterher stolpernd. „Du wirst jetzt endlich sämtlichen Frust los!“, erklärt er, während er mein Handgelenk los lässt. Sofort reibe ich es schmerzlindernd. In der nächsten Sekunde fliegen mir Boxhandschuhe entgegen. „Anziehen!“, befiehlt Jace. Er macht mir Angst, weshalb ich seiner Anweisung folge leiste. „Schlag den Sandsack! Schrei ihn an! Lass alles raus was dich nervt und höre ich nur ein Wort, von wegen da gäbe es nichts fliegt meine Faust in dein Gesicht!“, sagt Jace vollkommen genervt. Zögerlich hole ich aus und schlage auf den Sandsack. „Na los Alec! Wo ist die Wut, die Verzweiflung, die mich gerade aus dem Schlaf gerissen hat?“, faucht er und sofort überkommt mich dieses Gefühl, der Machtlosigkeit. Meine Faust holt aus und mit einem gewaltigen Schlag trifft sie auf den Sandsack. Immer wieder haue ich mit voller Wucht drauf und schreie alles heraus. „Izzy du bist eine richtige Bitch geworden!“ „Izzy du hast nicht das Recht mich so zu behandeln!“ „Dad warum hast du mich verlassen und mir diese Last aufgebürdet?“ „Ich wollte das alles selber nicht!“ „Izzy du hast nicht die geringste Ahnung was ich auf mich nehme um dich zu beschützen.“ „Du wirst mich nie wieder anfassen!“ Die Tränen finden ihren Weg in meine Augen und über meine Wange. Was mich letztendlich weinend zusammen brechen lässt. Nun kann ich förmlich spüren, dass Jace Wut sich in Sorge umgewandelt hat. Er setzt sich neben mich und nimmt mich in den Arm, er gehört zu den wenigen Menschen, die mich berühren dürfen. Seine Hand streichelt beruhigend über meinen Rücken. „Was meintest du damit, dass jemand dich nie wieder anfassen soll? Wer hat dir was angetan Alec?“, will er wissen. In seiner Stimme kann ich eindeutig große Sorge hören. „Nicht so wichtig, was das bedeuten soll!“, versuche ich nicht näher drauf eingehen zu müssen. Leider kennt Jace mich zu gut, als das er mir das glauben würde. „Was hat dieses Schwein dir angetan? Was hast du über dich ergehen lassen, damit er es nicht Izzy antut?“ Er weiß einfach immer was bei mir los ist, als könnte er mich lesen. Ich will es ihm allerdings nicht sagen, ich will es noch nicht mal denken. „Du brauchst nichts sagen, ich weiß es schon.“, kommt es nun von Jace. Er ist jetzt wirklich sauer, das kann ich in seiner Stimme hören und wenn ich ihn jetzt nicht aufhalte wird er ihn ins Krankenhaus befördern, wenn nicht sogar ins Grab. Jace macht Anstalten aufzustehen, doch ich halte ihn am Handgelenk fest. „Bitte Jace tu das nicht!“, flehe ich ihn an. „Aber, ...“, will er sich erklären. „Kein aber Jace! Das alles ist mein Kampf und ich kann dich nicht auch noch verlieren. Du weißt ich bin kein Mann der vielen Worte oder der Gefühle, aber Jace du bist alles was mir noch geblieben ist.“ Ich spüre die Verzweiflung in mir, die Angst ihn auch für immer zu verlieren. „Versprich mir ihm nichts zu tun!“, bitte ich ihn, doch er schaut mich nur ungläubig an. „Jace versprich es mir!“, fauche ich ihn an. „Ja versprochen.“, kommt es von meinem besten Freund. Ich will nicht alleine sein weshalb ich sehr hoffe er merkt das. „Setz dich an die Wand, ich muss erst noch meine Wut rauslassen, dann können wir ins Bett.“, sagt er. Für außenstehende mag das komisch aussehen, das es so scheint als ob sie meine Gedanken lesen können, doch sie üben das auch schon eine ganze Weile. So setz ich mich an die Wand und beobachte Jace wie er den Sandsack zusammen schlägt. Ganz plötzlich kommt mir der Schnösel in den Kopf und ich frage mich wie er wohl dabei aussehen würde. Ich wette Magnus würde dabei zum anbeten aussehen. Ich meine Jace sieht dabei schon zum niederknien aus aber Magnus sieht dabei bestimmt noch viel geiler aus. Warum denk ich nur so was? Er ist ein Schnösel! Eine Hand die sich mir entgegen streckt reißt mich aus meinen Gedanken. „Gehen wir?!“, fragt mein bester Freund. Ich nehme seine Hand und nicke. So gehen wir zurück in mein Zimmer, wo Clary auf meinem Bett sitzt und wartet. „Da seit ihr ja endlich wieder.“, sagt sie, als sie uns sieht. Ich hätte nicht gedacht dass sie noch wach ist, immerhin ist es schon mitten in der Nacht. Wie immer sage ich einfach nichts und lege mich in mein Bett. Clary kuschelt sich an mich und Jace legt sich neben sie. Mir ist sehr wohl auch klar, dass Jace innerlich noch immer kocht, doch ich werde nichts tun können was ihm diese Wut nimmt. Alles frisst mich innerlich auf und ich weiß nicht wie ich es stoppen kann, so lerne ich damit zu leben, aber jetzt wo Jace es ahnt kann ich nicht aufhören über alles nachzudenken und innerlich zu schreien, damit meine Gedanken nicht zu hören sind. So liege ich an die Decke starrend da, mit Clary im Arm und innerlich schreiend.
„Alec? Hast du geschlafen?“, reißt mich Jace‘ Stimme aus meiner Starre. Ich drehe mein Kopf zu ihm und stelle fest es ist schon morgen. „Wir sollten uns für die Schule fertig machen.“, erklärt er, da ich nicht antworte. Ich starre ihn nur weiter an. „Alec! Komm zu dir!“, schreit er mich schon fast an, doch noch immer keine Reaktion. „Ich werde dieses Arschloch umbringen.“, sagt er dann noch zu sich selbst. „Was nein!“, antworte ich sofort. „Du hast es mir versprochen Jace.“ Die trauer überkommt mich, dann doch wieder. Nun lag ich das ganze Wochenende hier und habe meine Decke angestarrt. Zu meinem Glück mach ich meine Hausaufgaben immer gleich nach der Schule, so musste ich sie am Wochenende nicht machen. Jace und Clary lagen die letzten zwei Nächte ebenfalls in meinem Bett. Izzy habe ich nicht gesehen, aber wundern tut es mich nicht wirklich, denn sie hasst mich ja. Jetzt muss ich Magnus unbedingt sehen, warum auch immer ich glaube es würde mir helfen. So erhebe ich mich um in mein Bad zu gehen und meine Morgenroutine zu machen. Gerade als ich mich in meinen Jeep setze geht die Beifahrertüre auf und Izzy nimmt platz. Kurz darauf öffnen sich die hinteren Türen und Jace setzt sich mit Clary rein. Ich starte meinen Motor und wie jeden Tag schweigen Izzy und ich uns an, doch heute schweigt auch Jace. Er sitzt hinter Izzy und starrt mich an, während Izzy aus dem Beifahrerfenster starrt und Clary ohne Punkt und Komma redet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner ihr zu hört, doch das scheint sie nicht zu stören. Es dauert wie jeden Morgen circa eine halbe Stunde bis ich mein Jeep endlich auf dem Parkplatz abstelle. Noch nie war ich so froh endlich aus dieser Hölle zu entkommen. So schnell wie möglich verschwinde ich im Getümmel der Schüler, welche mich nicht bemerken, um mich schon mal auf meinen Platz zu setzten. Dort hole ich wieder mein Buch heraus und lese weiter. „Hey Alec.“, reißt mich eine zierliche Stimme aus meinem Buch, worauf ich nur aufschaue. Neben mir sitzt ein blondes Mädchen mit blauen Augen. Sie ist ein bisschen kleiner als ich, aber dennoch nicht groß. „Hey Lydia.“, antworte ich mit einem falschen Lächeln auf den Lippen. Mir ist nicht nach lächeln und auch nicht nach reden, also will ich sie bitte sich doch bitte an ihren Platz zu setzten, als es mir kommt. Wir haben jetzt Musik, da sitzt sie immer neben mir, da Jace lieber Sport gewählt hat. So sitzt ich einmal die Woche mit sämtlichen Strebern meiner Stufe in diesem Raum und habe Musik. Das war es wohl dann damit Magnus zu sehen. „.. darauf?“, beendet sie ihr Gerede. Oh ich hab nicht aufgepasst und sie scheint mich etwas gefragt zu haben. Gerade will ich meinen Mund aufmachen um sie zu bitten es zu wiederholen als eine weibliche Stimme in meinen Ohren hallt. „Setzt euch bitte alle, damit wir damit beginnen können, das können der neuen Schüler zu hören.“, sagt Mrs. Branwell. Magnus ist also auch hier? Schnell schau ich mich um und entdecke ihn in der Reihe hinter mir. Sofort muss ich lächeln, denn er ist einfach so wunderschön. Wie selbstverständlich steht Magnus auf und bewegt sich nach vorne. Dabei kann ich seinen wohlgeformten Körper beobachten. Eigentlich wundert es mich, dass er hier ist. Sein Körper ist so perfekt trainiert, dass ich dachte er würde viel Sport machen. Er beginnt I love you 3000 zu singen. Seine Stimme klingt wie ein Engel, während seine Augen funkeln. Er bringt die Gefühle so perfekt rüber, was dafür sorgt, dass ich ihn nur noch anstarren kann. Wie kann jemand nur so scheiße gut aussehen und auch noch so talentiert sein? Wie kann er nur so perfekt sein? Klar hat Clary mir erzählt, er sein unberechenbar, aber ich kann das irgendwie nicht so ganz glauben. Er sieht einfach nicht wie ein Psychopath aus, aber natürlich könnte ich mich auch täuschen, den nicht jeder Psychopath sieht so aus. „... mit mir?“, höre ich Lydia flüstern. Verdammt ich hab ihr schon wieder nicht zu gehört. Warum redet sie auch wenn dieser Traum da vorne singt. Warum schaut er mich eigentlich die ganze Zeit an? Gefalle ich ihm etwa? Ich kann es einfach nicht verhindern dass sich ein Lächeln auf meinen Lippen bildet.

Mein Leben, die Hölle und ichWhere stories live. Discover now