Skinny Love [l.s.] ✔

f o r t y - s i x

Ich fuhr herum und blickte in ein aufgeregt verzerrtes Gesicht. Die Person war mir unbekannt und es klingelte auch nach einigen Sekunden ihres Kreischens nicht.
,,Uhm, kennen wir uns?", rief ich über den Lärm hinweg. Sie riss die Augen auf und presste die Hände vor den Mund.
,,Oh mein Gott du bist es wirklich! Kann ich dich umarmen, Louis?"

Ihr Gesicht war zwar gerötet, aber ganz bestimmt nicht so rot wie mein Eigenes als mir bewusst wurde, dass sie mich tatsächlich erkannt hatte. Natürlich wusste mittlerweile vermutlich jeder einzelne Harrys Fans von meiner Existens Bescheid.
Aber dass sie sich so freute, trotz des Mediendramas, erwärmte mein Herz.
Überfordert nickte ich und breitete die Arme aus. Sie kam auf mich zu und erwiderte die Umarmung so herzlich, dass ich für einen Moment verstehen konnte, warum es so sein konnte ein Star zu sein.

Natürlich war ich nicht berühmt oder ähnliches. Ich wurde nur einfach in all das mit rein gezogen. Und nun stand ich hier mit einem Fan, der mich ebenfalls erkannt hatte. ,,Können wir noch ein Foto machen?", fragte sie nervös.
Vermutlich wollte sie mich nicht nerven. Doch obwohl ich immernoch nicht bei der Bühne angekommen war, störte sie mich ganz und garnicht.

Bei ihrer Frage zögerte ich zwar kurz, doch als mir bewusst wurde, dass mein Gesicht sowieso schon über ganz Socialmedia verteilt war, willigte ich ein. ,,Klar."
Sie stellte sich neben mich und zog ihr Handy hervor. Noch vor einigen Monaten war ich die Person in dieser Position gewesen.
Meine Schwester ein Fan von irgendeinem Sänger Namens Harry Styles, und ich von ihr zu einem Foto neben ihm gedrängt.

Grinsend zeigte ich einen Daumen hoch in die Kamera, während sie so gut wie möglich versuchte ebenfalls den Hintergrund mit dem Countdown und der Tribüne einzufangen.
,,Danke, Louis.", rief sie über die vielen Stimmen im Hintergrund hinweg und verabschiedete sich dann mit einem Winken.
Als ich schließlich wieder alleine in der Menge von Menschen stand, zauberte sich ein Lächel auf mein Gesicht.
Diese Situation fühlte sich einerseits so bizarr an, aber auch aufregend und einfach verrückt.

Immermehr Leute hatten ihren Platz gefunden, weshalb mein Weg langsam etwas freier wurde. Ich legte noch einige Stufen zurück, wurde dann aber von einem Tribünenweiten Kreischen unterbrochen.
Der Countdown zeigte nurnoch 60 Sekunden.
Ich begann wie hypnotisiert auf meiner Lippe zu kauen und krallte die Nägel in meine Handflächen.

Das Flutlicht über uns wurde größtenteils ausgeschaltet und nurnoch die blaufarbigen Lichter der Bühne spendeten die nötige Helligkeit um wenigstens den Umriss der Person vor einem erkennen zu können.
Plötzlich schoss Rauch nach oben und ein aufgeregtes Raunen ging durch die Reihen, was sich noch im selben Moment wieder zu histerischem Kreischen verwandelte, als zuerst auf dem Bildschirm und dann auch auf der Bühne der eine Mensch erschien, für den wir alle hier waren.

Harry Styles in einem maßgeschneiderten Anzug, der höchstwahrscheinlich von Gucci stammte. Selbstbewusst und als wäre er nur dafür erschaffen worden, schritt er langsam aufs Mikrofon zu.
Und mein Herz begann zu flattern. So sehr, dass ich das Gefühl hatte gleich umzukippen. Da stand der Mann, den ich seit Wochen so sehr vermisste, dass ich beinahe daran zugrunde ging.