t w e n t y - e i g h t

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Meine Gedanken rasten

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Meine Gedanken rasten. Harry nahm seit Jahren Medikamente und ich hatte nichts davon gewusst. Wieviel er mir wohl noch verschwieg? Ich raufte mir die Haare und lief im Wohnzimmer auf und ab. Schließlich beschloss ich nach etwas Essbarem zu suchen und grübelte währenddessen weiter. Ich hatte nie wirklich realisiert, dass es uns beiden so beschissen ging. Das war alles so dermaßen abgefuckt.

In einem der vielen Schränke wurde ich fündig und zog Spaghetti aus der hintersten Ecke. Ich fing an zu kochen und mischte mir eine Tomatensauce aus altem Ketchup und Tomatenmark. Eine ziemlich dürftige Mahlzeit, allerdings würde sie meinen Hunger befriedigen. Apropos Befriedigung... Harry hatte sich in sein Arbeitszimmer verzogen. Ich konnte all die Verwirrung um uns nicht abschütteln. Was zur Hölle waren wir? Vorallem sollte ich langsam mal akzeptieren, dass ich wohl doch schwul war. Oder zumindest bisexuel. Es war ein komplett neues Gebiet, das mir ehrlich gesagt Angst machte. Ich hatte vorher noch nie eine Beziehung gehabt und 1wurde schon immer als der seltsame Junge abgestempelt. Und das tat weh. Jedoch hatte sich dies sicherer angefühlt als jemandem tatsächlich so nahe zu sein. Und dann auchnoch einem 4 Jahre älteren Mann mit vielmehr Erfahrung. Wollte ich das überhaupt? Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn. Natürlich wollte ich das. Sonst würde mein Körper nicht so auf ihn reagieren und ich wäre hier garnicht erst eingezogen.

Mit meinem Abendbrot schmiss ich mich vor den Fernseher. Es war ungewohnt hier alleine zu sitzen, ohne jemanden an meiner Seite. Die wärmenden Arme fehlten.
Im TV lief irgendeine Comedyscheiße und am liebsten hätte ich weggeschaltet, allerdings war es tatsächlich das Beste im Programm.
Obwohl die Show einen regelrecht einschläferte, war ich immer wieder beeindruckt von diesem gigantischen Fernseher und der teuren Anlage.

Als ich fast fertig mit essen war, hörte ich Schritte auf der Treppe. Harry lief ohne ein Wort an mir vorbei in den Flur. Ich stand auf und folgte ihm. ,,Wo willst du hin?", wollte ich stirnrunzelnd wissen. Es war keine gute Idee, dass er in diesem Zustand irgendwohin ging. ,,Weg. Einfach raus hier.", knurrte er. Ich wich erschrocken ein Stück zurück. ,,Bist du sicher Harry? Ich meine nach allem was passiert ist... Vielleicht solltest du dich noch ein wenig ausruhen." Unsicher sah ich ihn an. Seine blutunterlaufenen Augen spiegelten Wut wieder. Sein schwarzer Mantel ließ mich ernsthaft grübeln wo er hin wollte. ,,Lass mich einfach in Ruhe Louis", bellte er mit rauer Stimme. Verletzt wichen meine Beine wie von selbst zurück.
Er war schneller aus der Tür als ich ihm den Weg versperren konnte.

Durcheinander schlang ich meine Arme um mich und sank tiefer in Harrys Pullover. Ich musste ihm einfach seinen Freiraum geben und darauf vertrauen, dass ihm nichts passieren würde. Oder er sich selbst etwas antat. Es war schon längst dunkel draußen und durch die Fenster des Wohnzimmers konnte ich die wunderschönen Gartenlämpchen sehen, die vor sich hin glühten. Ich nahm einen tiefen Atemzug und bewahrte Ruhe. Meine nackten Füße verursachten ein Tapsen, als ich zum Sofa zurück huschte. Eine gefühlte Ewigkeit starrte ich einfach nur durch die Glasscheiben in die Dunkelheit. Im Haus war es ebenfalls fast vollständig dunkel. Müdigkeit legte sich wie ein Schleier über mich und ich driftete langsam in einen leichten Schlaf.

Skinny Love [l.s.] ✔Where stories live. Discover now