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Ich schluckte nervös

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Ich schluckte nervös. Er hatte Recht. Meine Wut war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt und zurück blieb nurnoch Scham und Schuldgefühle. Unsicher blickte ich nach unten. Harry rückte wieder ein Stück von mir weg und betrachtete mein Gesicht. ,,Tut mir leid, ich wollte nicht so ausrasten. Das alles überfordert mich gerade einfach." Meine Sicht begann zu verschwimmen. Oh nein. Ich würde doch jetzt ganz sicher nicht einfach anfangen zu heulen. Verzweifelt versuchte ich die Tränen wegzublinzeln, doch es brachte nichts. In mir herrschte ein komplettes Gefühlschaos. Meine Stimmung war von gut zu neutral, geschockt, wütend und traurig gewechselt. Aufgewühlt fuhr ich mir mit den Händen durch die Frisur.

Ich glaubte tatsächlich Mitgefühl in seinen Augen ausmachen zu können. Er seufzte und öffnete leicht seine Arme. ,,Komm her, ich hab's auch nicht so gemeint." Noch etwas langsam ließ ich mich einfach in seine Umarmung fallen. Es schien ihn nicht zu kümmern, dass sein Oberteil, was vermutlich genauso teuer war wie mein Leben, feucht wurde. Während ich versuchte meine Gedanken und Gefühle zu ordnen, atmete ich seinen Geruch ein. Er hatte eine seltsam beruhigende Wirkung auf mich. Die Art wie Harry seine Arme fest um mich geschlungen hatte, gab mir Geborgenheit. Ich fühlte mich sicher und beschützt. Und so standen wir da, bis meine Tränen aufhörten zu fließen.

Schniefend nahm ich den Kopf von seiner Schulter und sah zu ihm hoch. Unsere Gesichter waren sich gefährlich nah und ich errötete. Mit einem Räuspern ließ er mich los und fuhr sich einmal durch die kurzen Locken. ,,Danke, ich weiß auch nicht was gerade mit mir los ist." Er nickte nur. Und da war wieder diese kalte Seite an ihm. Er wirkte verschlossen und distanziert. ,,Ich gehe duschen und gehe dann bald." Ohne mir die Möglichkeit zu geben, ihm zu antworten, griff er nach einem frischen Handtuch, das vom Krankenhaus bereitgestellt wurde, und ging hastig ins Bad. Hatte ich etwas falsch gemacht? Kopfschüttelnd setzte ich mich aufs Bett und massierte mir die Stirn. Mein Magen knurrte erneut und mir wurde bewusst, dass ich heute meinen eigenen Rekord gebrochen hatte. Ich war noch nie solange ohne jegliches Essen klargekommen. Stolz erfüllte mich, wurde jedoch schnell wieder von anderen Gedanken verdrängt. Ich wusste nicht, ob ich Harry noch als Fremden bezeichnen konnte, jedoch änderte es nichts daran, dass sich diese Situation falsch anfühlte. All die Gründe dafür schwirrten mir durch den Kopf. Warum war ich auch so dumm und hatte verlangt, dass er über Nacht blieb. Ich entwickelte ein ungesundes Interesse an ihm, was mir noch irgendwann den Hals brechen würde. Das plätschernde Geräusch von Wasser erklang und ich erschrak vor mir selbst, als es mir nicht gelang, das Bild von Harry unter Dusche, was sich langsam in meinem Kopf formte, zu verdrängen. Ich hatte kein Interesse an Männer. Ich war nicht schwul und hatte noch nie überhaupt Tendenzen in diese Richtung, das war sicher!

Meine Aufmerksamkeit wurde auf den Stuhl neben meinem Bett gelenkt. Darauf lag ein durchsichtiges Tütchen mit weißen Dosen darin. Neugierig stand ich auf und griff danach. Ein par Medikamente wie Antidepressiva stachen mir ins Auge. Sie mussten wohl Harry gehören. Ich hatte sowas nicht und Lotties waren sie natürlich auch nicht. Aber waren sie für ihn? Bevor ich noch weiter spekulieren konnte wurde ich unterbrochen. Harrys Stimme schnitt scharf durch den Raum. ,,Leg das wieder hin." Nach einem heftigen Zusammenzucken meinerseits fiel das Tütchen zurück auf den Stuhl. Ich konnte mir nicht erklären warum er auf einmal so harsch zu mir war. Erst jetzt nahm ich seine Erscheinung richtig war. Harry Styles, stand in meinem Zimmer mit einem Handtuch um die Hüften und nassen Haaren die ihm vereinzelt in die Stirn hingen. Wir sahen uns in die Augen. Lange. Es schien als würde sich die Luft mit Spannung aufladen. Ich musste schlucken als sich das Kribbeln in meinen Bauch zu einem  Ziehen verwandelte. Aus Reflex hob ich meine Rechte Hand und hielt mir die Augen zu. Meine Wangen fühlten sich an als würden sie Feuer fangen und ich presste die Lippen zusammen. Ich tat jetzt einfach so, als hätte ich nichts gesehen. Mein halbnacktes Gegenüber gab ein amüsiertes Auflachen von sich. Seine Wut schien wieder verschwunden. Na wer litt hier also unter Stimmungsschwankungen...

,,Ich hab nur meine Klamotten im Zimmer vergessen. Hast du noch nie jemanden Oberkörperfrei gesehen?" Empört antwortete ich ihm. ,,Natürlich habe ich das. Es kam nur so unerwartet. Außerdem kennen wir uns kaum." Meine andere Hand stemmte ich in die Hüften. Anscheind zog er sich noch immer nicht an, denn ich hörte kein Kleiderrascheln. ,,Ich zieh mich im Bad um. Du kannst die Hand wieder runternehmen." Das Geräusch von Schritten ertönte. Erleichtert stieß ich die angehaltene Luft aus und öffnete meine Augen. Früh genug, um eine perfekte Sicht auf seinen trainierten Rücken mit zahlreichen Tattoos zu bekommen. Kurz bevor er ganz den Raum verließ rief er mir noch was über die Schulter zu. ,,Du bist übrigens ganzschön verklemmt." Mit einem leisen Lachen verschwand er und ließ mich perplex zurück. Ich war nicht veklemmt! Irgendwann würde ich ihm schon noch beweisen wie falsch er damit lag. Hoffentlich. Langsam begann ich mich von dem Schock zu erholen. Es war mir ein Rätsel, warum mich Harry so aus der Bahn warf. Was stellte er nur mit mir an...

Ein par Minuten später betraten fast gleichzeitig zwei Personen das Zimmer. Der erste war Harry. Zu meiner Erleichterung endlich angezogen. Die Zweite allerdings war ein Arzt. Mit viel zu ernsten Gesichtsausdruck für meinen Geschmack. ,,Louis Tomlinson? Auf Wunsch ihrer Eltern haben wir einiges zu besprechen." Ich schluckte. Das konnte ja nichts gutes bedeuten. Harry lehnte sich mit verschränkten Armen und überkreuzten Beinen an den Türrahmen. ,,In ihrer Patientenakte ist vermerkt, dass sie bereits mehrmals wegen Ohnmacht unbekannter Ursache hier waren. Wir müssen noch einige Tests durchführen und werden einen Psychologen herbitten. Jedoch haben wir schon jetzt aufgrund von Beobachtungen und dem Gespräch mit ihren Eltern einen Verdacht darauf, dass sie an Anorexie erkrankt sind." Ungefragt haute dieser Mann seine eiskalten Fakten raus. Mir entfloh ein geschocktes Keuchen . Es fühlte sich so an, als hätte man mir eine Metallstange in die Brust gerammt. Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen. Ich akzeptierte, dass das wohl heute noch ein par mal geschehen könnte.

Was viel diesen Leuten ein, einfach Behauptungen über mich in den Raum zu werfen. Was wussten die schon über mich und meine Probleme. ,,Ich wollte sie schonmal darüber informieren. Da sie noch nicht volljährig sind haben wir die vollständige Erlaubnis ihrer Eltern, um die notwendigen Tests durchzuführen und dann auch dementsprechend weiter zu verfahren. Ich bin in ein par Minuten mit einem Experten und ein wenig Equipement zurück." Perplex wurden wir beide zurückgelassen, während der Kittelträger den Raum verließ. Wie lange wollten die hier eigentlich noch rein und rausspazieren und einen Schocker nach dem anderen raushauen. Die Tränen flossen schon lange und ich machte mir nicht mehr die Mühe sie zurückzuhalten. Harry hatte ich während dem Monolog des Arztes komplett ausgeblendet. Er hatte die Szene nur schweigend beobachtet.

Mein Körper fing langsam an zu zittern, bis ich bebend und schluchzend zu Boden glitt. Der unbeholfene Adonis von Mann in meinem Zimmer, war sich wohl bis jetzt noch unschlüssig darüber gewesen, was er tun sollte. Doch nun stieß er sich vom Türrahmen ab und ging auf mich zu. Bedacht ging er vor mir auf die Knie und hob mit beiden Händen mein Gesicht an, damit ich ihm in die Augen sah. Ohne etwas zu sagen, tat er das wonach ich mich seltsamer Weise gerade am meisten sehnte. Er zog mich erneut in eine feste Umarmung. Ich kam mir vor wie eine Heulsuse. Das war nun das zweite Mal, dass er mich trösten musste. Ich war ein emotionales Wrack. Es fühlte sich so an als würde die Zeit still stehen, doch der Schmerz in meiner Brust schien nicht nachzulassen. Unkontrolliert schluchzte ich weiter während Harry seine Arme noch enger um mich schlang.

 Unkontrolliert schluchzte ich weiter während Harry seine Arme noch enger um mich schlang

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~neues Chapter nach etwas längerer Zeit ❤

○°•eure sternenpups 💫
》1329 Wörter

Skinny Love [l.s.] ✔Where stories live. Discover now