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Es duftete im ganzen Haus nach Weihnachten.
Und wenn ich sagte im ganzen Haus, dann meinte ich das auch so, dabei hatte Mum erst vor einigen Stunden mit dem Kochen und Backen für morgen begonnen.
Für Weihnachten.
Ich strich mir gähnend die Haare aus dem Gesicht und fing an den Teich für die Plätzchen auszurollen, als es an der Tür klingelte.
"Übernimmst du, Luciana?"
Meine staubigen Hände abklopfend, tapste ich zur Tür und öffnete sie.

"Lunaaa!" Strahlte Heather und umarmte mich, was mir ein Lachen entlockte.
"Heatheeer!"
"Und was ist mit mir?" Lächelte Ace mich an, den ich nun auch endlich bemerkt hatte.
"Aceee!" Kicherte ich und spürte wie Heather an mir vorbei, ins Innere huschte.
Ace drückte mir einen Kuss auf die Nasenspitze und legte seine Arme um mich.
"Bist ja voller Mehl." Stellte er fest und leckte mir über die scheinbar mit Mehl bedeckte Wange.
Ich schüttelte mich und wischte mir übers Gesicht.
"Hast du mir gerade wirklich-"
Er lachte und drückte mich an sich.
Ich machte die Tür zu, sofern das in seinen Armen möglich war und hob meinen Kopf um zu ihm hoch zu blicken.
Seine Augen leuchteten fröhlich und er lehnte sich vor um mir einen kurzen Kuss zu geben, welchen ich erwiderte.

"Darf ich probieren?"
Hörte ich Heather meine Mutter in der Küche fragen, welche lachend bejahte.
"Hey, man." Grinste Henry und gab Ace einen High five, welcher lächelnd angenommen wurde.
Ich dagegen bewegte mich zu Mum und Heather in die wohlriechende Küche.
Heather kostete gerade von meinem Plätzchen Teig.
"Hey! Die sind doch noch gar nicht fertig. Aber wenn du magst, kannst du mir helfen." Schlug ich amüsiert vor, mich nur zu sehr an mein früheres, naschendes Ich erinnernd.
Sie nickte begeistert von der Idee und ich reichte ihr einige silbern funkelnde Ausstecher.

Ace war mit Henry nach oben verschwunden, was mich zwar etwas wunderte, aber nicht weiter störte.
Heather sah mittlerweile mindestens genauso mehlig aus wie Mum und ich, doch sie schien Spaß zu haben.
Giggelnd verzierte sie die bereits gebackenen Kekse mit süßem Zuckerguss und bunten Streuseln.
"Na, ihr?" Dad betrat die Küche znd fing im selben Moment an zu lachen.
"Was um Himmels Willen ist denn hier passiert? Muss ich die Feuerwehr rufen, wegen einer Küche, die geräumt werden muss?" Mum drehte sich von dem Kochtopf zu ihm und küsste ihn auf die Wange.
"Und wer futtert über Nacht das Meiste weg?" Dad zuckte mit den Schultern und hob die Hände.
"Bin schon weg."
"Sieht das nicht cool aus, Luciana?" Strahlte Heather und hielt mir einen etwas verschmierten Lebkuchen-Mann mit roten und weißen Zuckerperlen als Knöpchen entgegen.
"Sieht Hammer aus!" Lächelte ich und legte ihr kleines Meisterwerk in die dunkelblaue Plätzchen-Dose.
Heather machte mit einem stolzen Grinsen eifrig weiter und ich beschäftigte mich damit Mum zu helfen, da die Kleine scheinbar gut ohne mich zurecht kam.

Als sich plötzlich zwei Arme um meine Hüfte schlangen, zuckte ich ein wenig zusammen und drehte meinen Kopf zu Ace, der leise lachte.
"Was erschreckst du dich denn so?" Er beugte sich um mich zu küssen und ich wurde ein wenig rot.
Mir war es ein wenig peinlich in Gegenwart anderer, was er scheinbar bemerkte;
Denn Ace stoppte und küsste stattdessen meine Stirn.
Meine Mum war so in das kleine, von Teig und Puderzucker beschmutzte Rezepte-buch vertieft, dass sie es scheinbar nicht mit bekommen hatte.
"Ich kann es kaum erwarten dein Geschenk zu sehen." Murmelte er in mein Ohr und ich schmunzelte.
"Ich bin auch gespannt was du dir hast einfallen lassen."

Heilig Abend.
Der Abend der für Familie, Liebe und Geborgenheit steht.
Um ehrlich zu sein war es etwas ungewohnt dieses Jahr.
Üblich saßen meine Brüder, Mum, Dad und ich gemeinsam um den ovalen Esstisch in dem grau-gestrichenen Haus in San Diego.
Unsere Verwandten hatten wir schon immer über die Tage nach Heilig Abend besucht.
Das hatte sich auch nicht geändert.
Was sich jedoch geändert hatte waren das Haus in San Diego, der ovale Esstisch war plötzlich rechteckig und es saßen auch die Blacks an dem schmalen Tisch.
Die Familie der Person, die mir die Welt bedeutete, für die ich sterben würde und die beinahe für mich gestorben war.
James, Cathrin und Collin waren beim Rudel, aber wie Ace mir erzählt hatte, hatten er und Heather, die ohnehin nicht dort hätte sein können, darauf bestanden mit uns zusammen zu feiern.
Cathrin hatte eingewilligt und so saßen sie nun vor uns.

Es muss sicher komisch für Heather sein... Nur mit ihrem Bruder und meiner Familie zu feiern.
Vielleicht mache ich mir auch mehr Gedanken als sie...

Dachte ich, als ich ihr schallendes Lachen hörte und ebenfalls lächeln musste.
Marco und Henry verstanden sich unglaublich gut mit Ace, schon den ganzen Tag lang hatten sie ihn an die Mangel genommen.
Amüsiert beobachtete ich wie sie gerade um irgendetwas diskutierten, während ich mir ein Stück Ente in den Mund schob.
Als ich für einen kurzen Moment die Augen schloss, fühlte ich die Wärme und Freude, die von allen ausging, auch in mir.
Es war ein wunderschönes Gefühl Zeit mit den Menschen, die mir wichtig waren zu verbringen.
"Wann gibt es endlich Geschenke?"
Wollte Heather nach einer Weile wissen, als wir alle zurückgelehnt auf den Stühlen saßen und uns miteinander über Gott und die Welt unterhielten.
Henry klatschte drei mal in die Hände. "Ich bin auch für Geschenke!"
Mum nickte und lächelte.
"Na dann will ich euch nicht weiter aufhalten."

Ich stand wie alle bis auf Mum und Dad auf und blickte auf den bunten Stapel Geschenke.
Heather stürzte sich als Erste mit einem freudig Laut auf die in buntem, im spärlichen Licht funkelnden Dinge und begann das Papier zu zerreißen um herauszufinden was sich darunter befand.
Schmunzelnd nahm auch ich mir die Tütchen, an denen mein Name auf dem kleinen, herzförmigen Zettel stand.
In der Tüte, die scheinbar von Joanne war, befand sich wie jedes Jahr Süßes und etwas Geld.

Urplötzlich wurde ich von hinten in eine Umarmung gezogen.
"Das Shirt ist super. Hast mal zur Abwechslung was anständiges für mich gekauft, was?" Ich lachte und schlug Henry auf den Oberschenkel.
"Bitteschön!"
"Autsch!"
Er krabbelte schmollend weg von mir und rümpfte die Nase.
"Da macht man dir einmal ein Kompliment..."
Schulterzuckend widmete ich mich wieder den Geschenken.
Von Henry und Marco gab es eine Handtasche und Heather hatte mir ein Bild von einem Wolf gemalt.
Wenn sie nur wüsste...
Als es nun zu Ace's Geschenk kam war ich ein wenig Aufgeregt.
Es war ein schmales schwarzes Kästchen.
Ace kniete mir gegenüber und war damit beschäftigt mein Geschenk zu öffnen, jedoch warf er mir immer wieder neugierige Blicke zu.
Ebenso neugierig klappte ich das Schächtelchen auf und zog meine Augenbrauen in Überraschung hoch.
Silbern funkelnde Sternanhänger strahlten mir entgegen.
Es war das teure Armband von unserem Trip zu dem Haus am See.
Ich blickte auf zu den leuchtend grünen Augen, die mich unsicher musterten, auf meine Reaktion warteten.
Ein breites Lächeln formte sich auf meinem Gesicht und ich überbrückte den von Papier geschaffenen Abstand zwischen uns, um ihn dankend zu umarmen.
Ace lachte leise und legte auch seine Arme um mich.
"Ich habe gesehen wie du es angestarrt hast, da musste ich es einfach nehmen."
Murmelte er leise und drückte mir einen Kuss auf die Haare.
"Danke, danke, danke. Es ist so wunderschön!"
Freute ich mich und umschloss das Kästchen sanft etwas fester mit meinen Fingern.
Ace drückte mich fester und ich konnte ihn förmlich grinsen hören.
"Sieh mal was ich schon anhab."
Ich wich ein wenig zurück und schaute auf die schimmernde Armbanduhr an seinem Handgelenk, die ich ihm gekauft hatte.
"Von jetzt an werde ich sie jeden Tag tragen, Luna. Ich freue mich über jede Sekunde mit dir." Erleichtert, dass sie ihm zu gefallen schien, drückte ich ihn einen Kuss auf die Wange.
"Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch."

Nur noch ein Kapitel :0

•Moonnight•✅Where stories live. Discover now