135. Adventskalender

2.1K 111 16
                                    

"Was hälst du eigentlich von meiner Freundin, Liz?" Hunter hob die Augenbrauen und sah mich verwirrt an.
"Bitte nicht. Verkuppeln und so ist nicht so mein Fall." Enttäuscht und doch irgendwie belustigt hob ich abwehrend die Hände und seufzte.
In die Hose gegangen.
"Naja. Du musst sie ja nicht gleich heiraten oder so.
Wäre nur ganz nett, wenn sie nicht alleine auf den Ball müsste, weißt du? Oder hast du schon jemanden gefragt?" Er schüttelte mit rot anlaufenden Ohren den Kopf und ich grinste.
"Nein, nein, nein. Das ist keine gute Idee. Sonst denkt sie noch... Sorry. Wir können auch beide einzeln hin." Schmollend nickte ich und brummte ein leises: "Ist ja gut, du Spielverdreber."

"Er hat mich gefragt!" Quietschte Mila und ich begann zu grinsen.
Also hatte er sich nach meinem Anstacheln doch noch getraut.
"Das ist super!" Freute ich mich und umarmte sie.
"Aber vergiss nicht, kaufen erst Donnerstag." Sagte Chelsea von der Seite, da es, für mich jedefalls, zum Schulschluss klingelte und ich nickte.

"Hey, hey. Wo gehst du denn hin?" Hörte ich Ace's Stimme, als ich gerade die Schule verlassen wollte.
"Ich habe Freisetzung." Erklärte ich gutgelaunt.
Empört starrte Ace mich an und umarmte mich.
"Ich will auch, können wir... tauschen? Sind übrigend süß diese Dinger." Kommentierte er während er mit meinen Zöpfen herumspielte.
"Dinger?" Ich schüttelte meinen Kopf und somit seine Hände ab.
"Zöpfe, du weißt doch was ich meine. Die sehen süß aus." Brummte er.
"Danke." Lachte ich und wuschelte ihm durch die ordentlichen, gegelten Haaren.
"Neeein!" Beschwerte er sich.
"Dafür habe ich ne ganze Weile gebraucht, weißt du. Das gibt Rache."
Er wollte gerade meine Frisur zerstören, als sich die Flure leerten.
"Ähm. Ich denke du solltest jetzt lieber schnell zu deinem Klassenraum." Lachte ich und er begann zu rennen, nachdem er mir einen bösen Blick geschenkt hatte.

In der Stadt fand ich einige schöne Sachen, die ich bis Donnerstag zurücklegte.
In einem Café kaufte ich mir einen Cappuccino und lief lächelnd durch die Straßen.
In einem Schaufenster fielen ich plötzlich niedliche Adventskalender ins Auge.
Was wenn ich Ace einen kaufen würde?
Grinsend verschwand ich in dem Laden und suchte nach einem passenden Kalender.
Sie waren mit Schokolade gefüllt und süß verziehrt.
Ich fand einen mit silbernen und goldenen sternen und einem großen Tannenbaum und brachte ihn zur Kasse.

Die ältere Frau lächelte mich an und reichte mir eine Tüte.
"Tschüß, einen schönen Tag noch."
Sie erwiderte die Verabschiedung und ich ging mit schwingender Tüte wieder nach draußen.
Er würde sich sicher freuen.
Adventskalender waren toll, egal wie alt man war.
Hoffentlich dachte Mum daran mir auch dieses Jahr einen mitzubringen,  Achtzehn hin oder her.
Ich wollte einen haben!
Lächlend ließ ich den leeren Pappbecher in den Mülleimer fallen und machte mich dann langsam auf den Nachhauseweg.

Ich wusste schon, das Donnerstag sehr anstrengend werden würde, da ich wirklich viele schöne Kleider gesehen hatte.
Naja, bis dahin konnte ich mich nochmal ausschlafen, um dann fit für dir Tour zu sein.
"Und, hast du etwas schönes gesehen?" Fragte Mum, welcher ich soeben von meiner Freistunde erzählte.
"Mhm. Ich denke wir vier werden alle was schönes finden."
Sie nickte und stellte die zwei mit Spaghetti Bolognese gefüllten Teller auf den Tisch.

"Solche Bälle sind wirklich wundervoll. Ich erinnere mich noch an den Abschlussball mit deinem Vater.
Es war wirklich magisch.
Überall diese schönen Kleider, da kommt sich irgendwie schon für eine Nacht wie eine Prinzessin auf ihrem eigenen Ball vor." Schwärmte sie und blickte nostaligisch aus dem Fenster.
Ich kicherte und drehte meine Gabel in den Nudeln.
"Was? Du wirst schon sehen was ich meine." Schmunzelte sie und begann ebenfalls zu essen.

"Hat sich Ace eigentlich gut erholt? Das war ja wirklich schrecklich.
Kein Wunder, dass du so oft weg warst." Besorgt blickte sie zu mir.
"Es geht ihm schon viel besser. Gott sei dank, trug er nicht allzu große Schäden davon." Mum nickte und trank einen Schluck Tee.
"Sehr gut. Ihr zwei seid mir aber auch wirklich sonderbar. So etwas kannte ich eigentlich nur aus Büchern. Ihr seid wirklich wie für einander geschaffen, meine Liebe. Egal was kommt, Ace ist bei dir, glaube ich das, was man die große Liebe bezeichnet.
Es kommt nicht oft vor, das die Liebe von beiden Seiten gleich ist, das darfst du niemals vergessen.
Du und Ace, ihr seid etwas ganz besonderes.
Lasse nicht zu, dass euch irgendetwas auseinader bringt." Erklärte sie und sah mich eindringlich an.
"Das habe ich auch nicht vor, Mum.
Ich hab dich lieb." Lächelte ich und ihr Blick wurde sanft.
"Ich dich auch, mein Schatz. Ich dich auch."

Henry steckte den Kopf in die Küche und grinste.
"Kriege ich auch was?"
Mum nickte lachend und stand auf, um ihm ebenfalls einen Teller mit dem Essen zu füllen.
"Ich bin übrigens sehr stolz auf dich, mein unbeholfener, idiotischer Bruder. Hast doch mal was auf die Reihe gekriegt." Lachte ich und trat ihm leicht gegens Schienbein.
"Au! Danke?" Fragend schaute er mich an und ich musste lachen.
"Du hast also doch deinen Mut zusammengenommen und hast Mila gefragt." Er nickte verstehend und kratzte sich verlegen am Nacken.
"Ja... Habe ich. Hat sie es dir erzählt oder woher weißt du das?"

Mum lauschte schweigend und mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
"Mhm. Sie hat sich sehr gefreut, also musst du dich wohl gut angestellt haben, mein Lieber." Er grinste und begann zu essen.
"Mila, so so. Ist das nicht deine Freundin, Lucy?" Henry merkte scheinbar jetzt erst, das Mum nun Bescheid wusste und starrte kurz panisch zu uns.
"Genau. Aber bald nicht nur meine." Ich lachte und Henry trat mit unterm Tisch auf den Fuß.
"Hey! Ist ja nicht so, dass du dir das selbst zuzuschreiben hast, du Salatgurke." Schmollend ließ er ab und aß seine Nudeln.

Nach dem Essen räumten wir zusammen ab und ich ging in mein Zimmer, weil ich wirklich noch etwas für den Test üben sollte, auch wenn meine Motivation zu wünschen übrig ließ.
Seufzend setzte ich mich mit den relevanten Blättern ans Fenster und las mir alles erneut durch.
Meine gute Laune wich und ich schmollte mit der blöden F-Dur um die Wette.
Eine Weile legte ich meinen Kopf in den Nacken und starrte ich die Wand an.
Dann wandte ich mich wieder den Aufgaben zu.

Plötzlich landete ein dunkelroter Tropfen auf dem Papier.
Stirnrunzelnd beugte ich mich vor und schaute an die Decke, die jedoch wie immer aussah.
Irritiert wollte ich den Tropfen anfassen, als ein nächster auf das Papier tropfte.
Was zum-?
Hastig hielt ich mir die Finger unter die Nase und sah, dass das scheinbar hier lag.
Ich schmiss den Ordner neben mich und suchte eilig nach Taschentüchern, damit ich nicht noch mehr dreckig machte.
Verflucht, was sollte das denn jetzt?
Ich fand eine Packung in meiner Nachttischschublade und hielt mir eines der Tücher unter die laufende Nase.

Es fühlte sich eklig an, weil ich schon so einen blutigen Geschmack auf der Zunge hatte.
Angeekelt schüttelte ich mich und schluckte.
Mit dem anderen Taschentuch tupfte ich vorsichtig über die Flecken, um nicht noch mehr anzurichten.
Seufzend saß ich dann da und wartete bis die Blutung stoppte.

Warum in aller Welt hatte ich Nasenbluten?
Das letzte Mal, hatte ich es als ich noch neu an dem Gymnasium in San Diego war.
Da hatte ich eine miese Grippe gehabt und zu viel herumgeschnieft.
Aber jetzt?
Einfach aus dem nichts?

Es schien, als hätte es aufgehört zu bluten, also warf ich die dreckigen Taschentücher in den Müll.
Verdammt.

•Moonnight•✅Where stories live. Discover now