97. Gequält von Fragen

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Die Dämmerung hatte schon lange eingesetzt und ich beobachtete wie die letzten Strahlen der Sonne in dem Wald sanken.
Meine Hände auf das flache Dach abgestützt schaute ich den fliedernen Himmel an.
Eigentlich müsste ich todmüde sein und seit ich in mein Zimmer gegangen war schlafen, jedoch hielt mich das, was sich heute zugetragen hatte, wach.
Auf den dunklen Wald starrend dachte ich nach.
Meine Gedanken waren wirr und überfüllt an Fragen, über die ich nur Grübeln konnte.
Meine Augen fielen fast zu, aber mein Kopf war voll.
Ich legte mich auf den rauen, warmen Stein und schloss für einen Moment die Lider.
Das leise Rauschen der Fichten und das nur noch vereinzelte Zwitschern der Vögel beruhigten mich.
Ich war also die Seelenverwandte eines Werwolfes.

Wie ein Mantra ging es mir durch den Kopf.
Eine ganze Weile lag ich auf dem Stein, bis ich spürte wie dunkel es jetzt eigentlich war.
Meine Augen öffnete ich müde und blickte direkt auf den Mond.
Er war beinahe voll und strahlte silbrig auf die ruhige Landschaft.
Und auf mich.
Der beinahe volle, leuchtende Kreis sah unglaublich schön und entspannend aus.
Vielleicht ging es jemand anderem gerade in diesem Moment genauso?
Vielleicht sah diese Person gerade auch auf denselben Mond auf den ich blickte.
Ein Lächeln huschte über meine Lippen und ich setzte mich auf.

Gähnend stieg ich die Leiter herunter und kletterte zurück in mein Zimmer.
Mit geschlossenen Augen taumelte ich zum Bett und schmiss mich auf die Tagesdecke.
Ich war zu müde um weiter über den ganzen... Wolfskram nachzudenken.
In diesem Moment war ih auch schon tief und fest am träumen.

"Luciana, wach auf. " Flüsterte eine Stimme und jemand lachte leise.
Brummend vergrub ich mein Gesicht im Kissen und versuchte weiterzuschlafen.
Dann bemerkte ich, wie kalt mir war, es blendend hell war und ich auf Klo musste.

Na toll.

Gestern hatte ich ja das Fenster aufgelassen...
Also drehte ich mich widewillig um und rieb mir die Augen.
"Also doch. Morgen, Schlafmütze." Marco grinste und ich seufzte nur.
"Wir haben schon halb eins, so langsam solltest du wirklich mal aufstehen. " Vorwurfsvoll schaute er mich an und stand dann auf.
"Dann mach dich mal in Ruhe fertig. " Marco verließ mein Zimmer und ich stöhnte.
Ich fühlte mich wie gerädert.
Schmollend richtete ich mich auf und stolperte ins Badezimmer.
Diese Fragen hatten mir einfach keine Ruhe gelassen.
Mein Verstand wollte Ace's Worten einfach nicht glauben und hinterfragte jedes seiner Worte.
Mit geschlossenen Augen stützte ich mich am Waschbeckenrand ab und sah dann in den Spiegel.
Ich musste mehr darüber wissen.
Als ich noch kleiner gewesen war fand ich so etwas immer unglaublich faszinierend, doch jetzt bereitete es mir eher Sorgen.
Wenn es Werwölfe gab, welche Kreaturen weilten noch unter uns, ohne, dass ich davon wusste.
Gähnend machte ich mich fertig, duschte und zog mich an.
Ich würde Ace wohl oder übel fragen müssen, so konnte ich ja wohl kaum weiter ohne irgendwelche Antwort herumgrübeln.
Die Treppe herunter tapsend hörte ich meine Eltern über die Arbeit reden und sah sie dann vor einem Haufen an Dokumenten am Couchtisch sitzen.
"Guten Morgen, sortiert ihr mal wieder?" Fragte ich mit einem Blick auf das Chaos.
Dad nickte und fuhr sich durchs grau melierte Haar.
"Kann man wohl so sagen. Wir haben noch Pancakes, falls du Lust hast."  Bejahend ging ich in die Küche und holte noch Nutella und Marmelade aus einem der weißen Schränke.

Nach dem Frühstück räumte ich den Tisch ab und setzte mich zu Mum und Dad.
Marco hatte sich zu uns gesellt und Henry lernte für irgendeine wichtige Klausur.
Wir halfen den Beiden ein bisschen beim Sortieren und ich konnte mich kaum konzentrieren.
Ständig schweiften meine Gedanken zu Ace.

Ich war seine Seelenverwandte und er mein... wie hieß das noch gleich... Mate.

Das Wort hörte sich irgendwie merkwürdig in dem Bezug an.
Eigentlich galt es ja als Betitlung für gute Freunde.
Seufzend gab ich auf.
"Kann ich kurz zu Ace rüber? Ich hab etwas bei ihm vergessen, gestern." Flunkerte ich und Mum sah von den vielen Papieren auf.
"Klar. Aber sei bis halb drei wieder hier. Dann gibt es verspätetes Mittagessen für dich." Sie rückte ihre Lesebrille zurecht und kümmerte sich dann wieder um den dunkelblauen Ordner.
Ich stand auf zog mir im Flur Jacke und Schuhe an, währendessen legte ich mir schon mal ein paar Worte zurecht.

Als Ace die Tür mit einem verwunderten Gesichtsausdruck öffnete sah ich ihn irgendwie mit anderen Augen.

Dieser Junge - Mein Freund - konnte sich innerhalb einer Sekunde in einen Wolf verwandeln.
In einen Wolf!

Er machte mir Platz und ich ging zähneknirschend in das Haus.
Schweigend zog ich mir Jacke und Schuhe wieder aus und schaute Ace unsicher an.
"Ich habe ein paar Fragen. Wegen dieser Sache gestern." Murmelte ich und er nickte.
"Komm. In mein Zimmer. " Ich ging die Holztreppe hoch und bog dann in sein Zimmer ein.
Nachdenklich kaute ich auf meiner Lippe herum und setzte mich nach einigem Abwegen auf sein Bett.
Ace schloss die Tür und setzte sich auf den Schreibtischstuhl.
"Was möchtest du wissen?"

•Moonnight•✅Where stories live. Discover now