89. Kloß im Hals

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In der Pause ging ich mit meinem Schülerausweis in die Bibiliothek, um sie zu erkunden, was ich zuvor noch nicht geschafft hatte.
Zwar war ich nicht eine dieser Leute, die sich in jeder Pause so lange wie möglich hinter einem Buch versteckten.
Ich freute mich schon die anderen zu meiner kleinen Party am Wochenende einzuladen.
Sie hatten mich belogen gestern, das wusste ich und es machte mich etwas traurig, aber was konnte ich schon tuen?
Dieses blöde Gefühl schob ich einfach in den Hinterkopf.
Mit den Fingern führ ich über die Buchbände und fand einige gute Bücher, die ich dann auch auslieh und mit in den Pausenraum mitnahm.
Im Pausenraum fand ich aber nicht wie sonst meine Freunde vor.
Seufzend setzte ich mich an den runden Holistisch und blätterte ein wenig in den Büchern.
Ace war ich gestern und heute erfolgreich aus dem Weg gegangen.
So wie es gestern und heute wohl alle mit mir vor hatten.
Morgen würde ich Achtzehn werden.
Für mich klang es immernoch so als wäre es erst in ein paar Jahren soweit, aber das würde wohl nie aufhören.
Die Zeit verging einfach viel zu schnell.
Es klingelte zum Pausenende und ich fühlte mich wie ein Außenseiter, als ich alleine an den ganzen Cliquen mit den Büchern vor der Brust vorbei latschte.
"Hey!" Hörte ich dann eine bekannte Stimme und drehte mich um.
Hunter grinste und sprang durch die Menge zu mir.
"Lang nicht mehr gesehen."
Wir gingen gemeinsam die Treppen hoch.
"Hi. Jep. Bin irgendwie nicht mehr dazu gekommen zum Malkurs zu gehen." Erklärte ich und war ihm ziemlich dankbar, dass er mich aufgegabelt hatte.
"Schade. Hast du morgen was vor? Wir könnten vielleicht einen Kaffee nach der Schule trinken und dann fahr ich dich nachhause." Schlug er vor und ich biss mir auf die Unterlippe.
"Hm... Okay." Murmelte ich und lächelte.
Mein Geburtstag war sowieso nur ein Tag wie jeder andere, ich fand, das die Feier der eigentliche Geburtstag war.
Hunter begleitete mich noch bis vor die Klasse, dann ging er in einen anderen Flur auf derselben Ebene.

Nach der Schule malte ich ein wenig und seufzte, als ich von meinem Fenster aus Ace in seinem Zimmer erblickte.
Er saß an seinem Schreibtisch und saß an seinem Collegeblock.
Was er genau tat konnte ich nicht erkennen und so wand ich mich wieder meiner Zeichnung zu.

Ich zeichnete einen großen Baum mit Walnussfarbender Rinde und weinroten Blättern, von denen einige zu Boden segelten.
Auf dem großen braun, grünen Hügel saßen ein Junge mit dunkelbraunem Haar und ein Mädchen mit hellen, blonden Haaren.
Vor ihnen lag ein fliederner Himmel mit wenigen schneeweißen Wolken und ein silberner Mond der in der Mitte strahlte.
Ich nahm einen nachtschwarzen Stift aus dem Mäppchen und malte ohne wirklich darüber nachzudenken einen Wolf, der auf der anderen Seite des Baumes saß und mit dem Blick zum Mond heulte.
Nachdenklich betrachtete ich mein Werk und schrieb mit einem silbernen Gelstift das Datum auf die Rückseite.
Da es mir auf irgendeine Weise besonders gefiel hängte ich es an meine Pinnwand.
Ich hatte tatsächlich Ace und mich gemalt. Und diesen schwarzen Wolf.
Egal ob ich ihn nun mit mir malte oder nicht, ich war wütend auf ihn.
Und dieses mal hatte ich einen verdammt guten Grund.
Ich hatte einen Beweis!
Brummend packte ich meine Sachen ein und überlegte was ich noch machen könnte.
Verflucht! Morgen mussten wir doch die Hausaufgaben in Mathe fertig haben!
Stöhnend zog ich das karierte Heft und meinen Taschenrechner aus meiner Tasche und begann schmollend mit der ersten Teil Aufgabe der ersten Nummer, von denen wir noch drei andere aufbekommen hatten.

Um halb neun war ich dann endlich fertig, hatte zu Abend gegessen und alles noch einmal zur Sicherheit  kontrolliert.
In Mathe war ich im Moment nicht so gut, deshalb musste ich wenigstens mit den kleinen Sachen punkten können.
Endlich konnte ich alles von meinem Schreibtisch räumen und aufstehen um mich schnell zu duschen.
Den Tag der Feier hin oder her, morgen würde ich Achtzehn werden.

Ich legte mir für morgen ein schwarzes Kleid mit Spitze heraus, das bis zu den Knien ging.
Dazu nahm ich meinen Lieblingsschmuck und meine Boots mit kleinem Absatz.
Zu übertrieben wollte ich ja nun auch wieder nicht aufkreuzen.
Ich machte mich bettfertig und legte mich dann mit einem breiten Lächeln, das man immer am Abend vor seinem Geburtstag im Gesicht trug, ins Bett.
Dann kuschelte ich mich in die weiche Decke und schlief nach ein wenig Herumgegrüble tief und fest ein.


•Moonnight•✅Where stories live. Discover now